#frapalymo no 4: uferzone

im ausgedünnten
verliert sich schilf wie krähenruf
und die wasser stehen längst
im stillen

 

das ist gedicht no. 4 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „schreibt ein kaltes gedicht“.

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

37 thoughts on “#frapalymo no 4: uferzone

    • Gerda Steger says:

      Wie schön, liebe Sophie, der in sich ruhende Blick auf eine karg-kalt gewordene Landschaft findet in Herbst-blues weitere Klänge. Melancholie mit schimmerndem Hauch von Sich-Verlieren in „Nebelwelten“ verdichtet sich mir sinnlich.

  1. Corinna says:

    wandelnd auf des messers schneide
    in die winterdunkelzeit
    mutiere ich zum InMich
    nicht zu wärmen das kleine kalte
    urgestein im innerstwinkel
    meiner seele

  2. Gerda Steger says:

    blutleer

    trüb-wüst die zeit-
    herz herbstelnde
    der tag an einem zweig nur
    hängt kalt auch
    mich hängen lässt

    blutleer das herz
    blatt das tintende
    sich erst warm schreibt
    fürs kalt erwünschte ge-
    dicht – atem mir
    (jetzt so dicht)

    noch platz für
    mein gedicht-atem?

    „Ich schrieb es nicht…
    Ich schwieg es“*

    *Mascha Kaleko

  3. @sandrastrazzi says:

    Am Bahnsteig

    Reisende kommen an
    wie sie einst angekommen war
    sie lässt die Züge ziehen
    wie er sie ziehen liess

    und bleibt stehen wie die Zeit, abgestellt
    wie der Koffer neben ihr
    in dem die Erinnerung verblasst
    wie der Bahnsteig im aufsteigenden Nebel

  4. Schwarze Seelen
    umranden nasse Schieferhalden
    mit ihren triefenden
    starren Braungrasbüscheln

    Ich habe Dir das Wort genommen
    die kleinen Freuden madig gemacht

    Kehre um Kehre kehr um
    fort vorwärts hinunter
    im wahnsinnigen Rausch
    durch klatschnassen Matsch

  5. FrauFrog says:

    Jeden Tag
    summt und blubbert
    die alte rote Wärmflasche
    unter ihrem Pullover
    als wäre sie
    ein Teil von ihr

    Manchmal
    wenn sie sich zurücklehnt
    und sich über den Bauch streicht
    wie eine Schwangere
    muss sie lachen
    weil ihr gar nicht kalt ist.

  6. nach langer zeit
    das erste mal
    auf dem weg in die stadt

    ich vermisste nichts
    gar nichts
    und gehe doch

    noch immer die baustelle
    im hohlen gemäuer nichts
    nichts als kälte

    Ihr lieben Frapalymo-Dichter/innen, nun bin auch ich da, hab die Tage aufgeholt und freue mich an euren Zeilen, den Impulsen und am Zeilenbauen 😉 Herzlich Ghislana

  7. herbst

    kein schneidender sturm
    nein
    ein langsames ziehen
    des sommers

    in wollener haut
    das herz
    damit niemand es klagen hört

    picke ich worte auf
    wie ein zugvogel abseits

    ob ich den winter
    wohl überstehe

  8. Vanni says:

    kaltes klirren in
    den ohren noch
    der dolch von vorhin
    als du sprachst
    dich selbst vergaßt

    nun liegen scherben
    fließen bitten doch
    die kälte deiner augen
    glüht wie glas
    gestochen scharf

  9. Kleiner Floh says:

    Ein Blick aus dem Fenster am Morgen
    rote Wolken und Strahlen bringen Wärme.
    Tagsüber blickend in das Grau
    ein leichtes Schütteln überfällt einen.
    Die Kälte schleicht ins Haus hinein.

    Draußen noch nicht spät und schon dunkel
    die Kälte setzt sich auf wie eine Mantelschicht.
    Sehnsüchtig blickend nach oben in das Abendrot
    die Hände verlieren weiter Wärme.
    Am prasselnden Ofenfeuer die Kälte ziehen lassen.

  10. frostfrei

    kompromisslos anonym bleiben
    abgestupft und cool treiben
    mit rabiat höhnischem ton
    mit abweisendem lächeln droh’n

    reserviert wie der winter
    unsozial kahl gegen kinder
    entschieden gefroren
    öde und zynisch geboren

    sich selbst zu gestalten
    und sicher verwalten
    der traum von den alten
    im packeis erhalten

  11. philosophina says:

    Atemwolken

    Sonne ohne Wärme
    Alles Leben überfror’n
    Ein See erstarrt
    Baumwipfel unbewegt

    Ein Knarren in der Stille
    Ein Schritt hinaus
    In unberührte Luft
    Atemwolken steigen auf

  12. Ruth says:

    Halt mich bedeckt
    da draussen ist’s schon kühl
    die nacht schleicht an
    noch zier ich mich

    erst kommt der schlaf
    ein traum
    der morgensturm
    ein ewig langes wind und weh
    dann taut’s.

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