#frapalymo no 6: du bist so gefühlgelenk(t)

ellbogenarroganz
und fingerspitzenstolz

beinneid und fersenglück

angstschulter
magenfurcht

in der augenmelancholie etwas
nasensehnen

ohrhass und trauermund und insgesamt
dein leben gefühlgelenk
schön

 


das ist gedicht no. 6 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „kombiniert zwei sprichwörter zu einem neuen und schreibt dazu ein gedicht“. meine inspiration war: hochmut hat man in den beinen – aus: hochkommt kommt vor dem fall und: was man nicht im kopf hat, hat man in den beinen.

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

35 thoughts on “#frapalymo no 6: du bist so gefühlgelenk(t)

  1. Corinna says:

    wurzelnah ist er gestürzt
    hart verschalt hinab
    gerollt
    in den tiefen stillen see
    weich im innersten gehäuse
    steckt (mindestens) ein guter kern –
    keiner wird ihn finden

    (Kombination aus: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm./
    Stille Wasser sind tief.)

  2. wege
    sind spiegel des himmels

    verwüsten
    versanden
    verschwinden sie
    unter der nacht

    führen dich pfade
    aus worten mitunter
    zurück in die stadt
    wo du wohnen willst

    alle wege
    sind spiegel des himmels
    aber sie wachsen nicht hinein

    Hier: Alle Wege führen nach Rom / Bäume wachsen nicht in den Himmel:
    Alle Wege wachsen nicht in den Himmel

  3. FrauFrog says:

    Die Hoffnung
    sie fiel selbst hinein
    nun ist sie jämmerlich allein
    liegt kalt im Dunkel ihrer Grube
    drückt nie mehr auf die rote Tube
    liegt zwischen Seelen, längst verdorben,
    wär‘ sie bloß nicht zuletzt gestorben…

  4. Gerda Steger says:

    bluten mich lässt
    dein gedehntes schweigen
    hängen worte ungesagt
    in schwarzer luft

    frierendes warten ich
    trinke grün tee & schwarzen
    harre & lösche nicht
    das kerzenlicht in meinen nacht-
    triefenden räumen

    ich sehe & fühle äther-
    hoch licht schwingungen
    biegen dich mir wi(e)der-
    hallen fallen deine flügel-
    federnde zeichen mir
    in tiefsten grund:
    glutwarm

    (Sprichwörter: “ Abwarten und Tee trinken“ – „Alles Gute kommt von oben“)

  5. @sandrastrazzi says:

    Lange sass ich
    mit dem Teufel
    auf dessen
    liebsten Möbelstück

    doch wollte er
    nicht Kirschen essen
    da gab ich ihm
    die Bank zurück

  6. philosophina says:

    Stille Wasser ziehen sich an

    eisblau
    ohne Grund
    keine Regung
    spiegelglatt

    ein leises Rufen nur
    eine unsichtbare Kraft
    zieht es hinab

    am nächsten Tag
    nur noch Stille
    versunken
    im tiefblauen Ozean

  7. Monika S says:

    vor sechs uhr morgens
    hängen
    meine gedanken
    noch traumnass
    im keller
    auf der leine

    (Morgenstund ist tief
    aus: „Morgenstund hat Gold im Mund“ /
    „Stille Wasser sind tief“)

  8. Rike says:

    WONNE

    auf Regen folgt Segen
    sich regen bringt Sonnenschein
    mein Segen folgt dir allein
    auf deinen Wegen soll Wonne sein
    die Sonne bringt uns dann heim
    sich regen bringt Sonnenschein
    auf Regen folgt Segen

  9. wenn ich
    zeit
    finde

    finde
    ich ruhe

    ich nehme
    mir
    zeit

    ruhe
    will weile haben

    (Aus „In der Ruhe liegt die Kraft.“ und „Gut Ding will Weile haben.“ wurde „Ruhe will Weile haben.“ Und mir wurde bewusst, wie sehr das – für mich – stimmt…)

  10. Morgenstündliches Gegacker
    auf dem Hofe rumgeacker
    Blindes Auge flinker Fuß
    findet eine goldne Nuss
    In den Schnabel in den Kropf
    Irgendwann vielleicht im Topf
    findet sich was blind verspeist
    „Dunnerkeil!“ und Glück verheißt

    Morgenstund hat Gold im Mund/ Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn

  11. Esther Ackermann says:

    Hunger

    Die Not der Vielen
    Die Not der Köche
    Die Not des Breis
    Die Not der Fliegen
    Die Teufelsnot

    Zum Teufel mit dem Brei
    Zu Brei die Köche

    Der Brei frisst die Fliegen
    Der Brei fliegt
    Der Brei verdirbt
    Der Teufel kocht die Not

    Fressen wir sie
    Verteufeln wir sie
    Verderben wir

    Die Sprichwörter: In der Not frisst der Teufel Fliegen / Viele Köche verderben den Brei

  12. Ruth says:

    Was habe ich mich über die aufgabe gefreut, den ganzen tag. danke, sophie, danke herzlich für all die anregung. sie geben den tagen eine ganz eigene farbe, die worte rollen, meist. doch manchmal stocken sie. so tat ich mich heute plötzlich schwer. wer die wahl hat, hat dann halt doch die qual.

    nur
    weil ich
    zwei sätze wählte
    und arglos aneinander fügte
    dachte
    ich
    das wird
    schon für sich
    selber sprechen und wachsen
    und
    gedeihn
    so wird
    es nicht erst
    folgt der winter bevor
    die
    sommerwärme
    Licht zum
    flirren bringt und
    die schwalben im schatten
    tanzen

    („wo licht ist, ist auch schatten“ und „eine schwalbe macht noch keinen sommer“)

    • so ging es mir heute morgen auch, ruth. stockende worte und zugleich ein glückgefühl über so viele neue kombinationsmöglichkeiten. danke für deine rückmeldung und dein mitwirken hier! lg. s.

  13. Kleiner Floh says:

    Lange habe ich nachgedacht, viele Wortkombinationen gefunden, doch je später die Stunde, desto schwieriger die Auswahl. Ich fasse mich kurz und erfreue mich an der Auswahl der anderen.

    Radau, Tumult, ach und Krach
    vergessen und verdrängt
    niemals gesehen.

    (Die Sprichwörter: Viel Lärm um nichts / Aus den Augen, aus dem Sinn.)

  14. Vanni says:

    durch hölzerne
    augen blickst du
    mich an mir nach
    durch mich hin-
    willst deinen
    stab brechen
    durch mich
    hindurch der stamm
    aus holz augen
    blickst, siehst nicht
    die farben die
    all die andren
    stämme tragen

    (aus: Holzauge sei wachsam und
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.)

  15. hopp hopp
    im galopp
    mein mäuserich
    gib’ dem kater die sporen
    ja schone ihn nicht

    hopp hopp
    im galopp
    fliege geschwind
    bis hoch zu den hechten
    wo der geier schwimmt

    („da, wo die Mäuse auf den Katzen reiten“ und „wenn die hechte flögen, würden die Geier schwimmen“)

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