im linken hinteren eck
duckt sich eine welt zwischen
ersten advent und heilige drei könige
im hundertjährigen
schlaf gestapelt im raum der
blumentapete und spitzendecken
ist ihre geschichte geschichte
zwischen fünf bis elf
ausgeflüstert
im linken hinteren eck
das ist gedicht no. 12 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „bedichtet einen/euren speicher“.
30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
unter meinem dach juchhe
pfeift ein frischer wind
ausgemistet ausgetrödelt
was vergangen und vergänglich
alles dieses
wer-weiß-noch-woher-und-wohin-damit
die essenz wohnt doch in mir
eingewoben in die fasern meines seins
spatz und meise
und-ich-weiß-nicht-wer
singen nun auf alten balken
hoch oben ihr fröhlich lied
(ich kann es deutlich hören –
sogar vom keller aus)
Bücherkisten
beschriftet
und archiviert
manches ungelesen
der Rest ein
früheres Ich
Laborgeräte
Schriften und Kram
wollten gerettet werden
ein Plattenspieler
Hefte
dort Erinnerungskisten
bloß nicht öffnen
später einmal
vielleicht
wer weiß wozu
nicht dachbodengespeichert
die honigtriefenden dinge
die gehorteten schätze flammen-
hautreste seelentröster mir
in tiefen schachteln schlafen über-
leben diese zeit-
gereiften kleinen dinge:
schmetterlinge im bauch!
nicht dachbodengespeichert
steinchen & eicheln
streichelndes flüstern von
trockenblumen blätterndes
schweigen im atemlicht
Sehr, sehr schön!
Danke, das freut mich, liebe Esther!
Merkte eben, dass mir in der Hitze des Schreibgefechts die zweite Zeile (letzte Str. ) „entrutschte,“ d. h. dann richtig:
nicht dachbodengespeichert
meine diamanten:
steinchen & eicheln
streichelndes flüstern von
trockenblumen blätterndes
schweigen im atemlicht
Auf kinderleisen Zehenspitzen
das schschsch-Fingerchen auf den Lippen
bloss kein Knarzen von der Treppe
der Blick in diesen Riesenraum
gedeckt von kalten Ziegeln
schnurgerade der Kamin
ein dünnes Licht vom Giebelfenster
an viel zu hohen Wäscheleinen
die flauschigen Kaninchenfelle
da! ein Kratzen flitzt vorbei
geh nicht zu nah ans Feuerholz
kein Licht und all die Spriessen
Das ist ein ganz besonders schönes Gedicht von Dir, liebe Sandra. Ich freue mich sehr, dass Du Dich wieder beteiligst.
Liebe Grüße
Klaus
Das ist toll!
Es reimt sich
Der Speicher birgt Schätze
alte Schulaufsätze
Aussteuer-Geschirr
und Kabelgewirr
die Dichtung des Vaters
das Spielzeug des Katers
braune Koffer und Taschen
eine Sammlung von Flaschen
Matratzen und Decken
alte Hüte mit Flecken
verwitterte Dosen
und Lederhosen
einen leeren Karton
unter Omas Sarong
Tote Fliegen, en masse
Osternester mit Gras
bloß der Weihnachtsbaumständer
steht nicht unterm Geländer
war wieder mal schneller
versteckt sich im Keller
genial
..da kommt so ein heimeliges WeihnachtszeitGefühl um die Ecke …
fein!
auf meinem speicher
vom alltag angespültes
glanzloses treibgut
dazwischen verborgen
ein schatz
von @ChapKron: „…so lagert auch fiktives denken…“ / http://uzdz.blogspot.de/p/frapalymo-november-impuls.html
Brot der Nacht
Auf dem Speicher
Die Brotbackmaschine
Zu suchen versprach ich
Du nähmest sie mit nächstes Mal
Auf der Durchreise
Dreimal stehe ich auf
Brotduft zieht herunter
Lege mich wieder hin
Lausche
Ob sie klopft und knetet
Auf dem Speicher
Ob du sie noch gefunden hast
Auf der Durchreise
Der ewigen Krümelspur
gestern nacht fiel mir auf, dass dein name hier noch fehlt 🙂 lg
Die Tür zum Speicher
Sägespänenstaub
ein Duft aus anderer Zeit
die Klappe einmal geöffnet
macht er sich im Hause breit
der große Lederkoffer
gefüllt mit Opas altem Vinyl
seit Jahren schon verschlossen
keiner mehr was von ihm will
die alte Holzstiege
das Knarren kaum noch gehört
klebt sie so lang an der Decke
bis irgendwas im Haus im Weg steht und stört
in kisten und fächern
warten die briefe, viele
briefe aus irgendwo
briefe von irgendwem
zu selten nehme ich
ein paar briefe in die hand
irgendwo und irgendwer
entblättern ihre namen
in den flachen papieren
leben geschichten
ich will nicht vergessen
und behalte die briefe
schuhkarton mit briefen
ein tanzboden
perlmuttervergilbter
papiermäuler –
angerissene zungen
erwarten spaltlächelnd
meine eröffnung:
sehr geehrte damen und herren!
bitte zur vorstellung –
vorrätig ist hier
das halbe leben.
von @stachelvieh: http://stachelvieh.wordpress.com/2014/11/12/erstbezug-frapalymo-no-12/ / „…rappelt es in meinem oberstübchen…“
Ungestört stöbern
Balanceakt von vier Pfoten
zwischen
Koffern voller Nostalgie
plisseegefaltet
seidenmalerisch
Etage überspringend kippelt
Geschirr das gute von Mama
Oh Blumenübertopfsalat
huch
abgestürzt bringt´s Scherbenglück!
Unwissend dieses
Flügelwortes Trost
kreischt NachbarsToni
verschreckt verschämt
ob seines Ungeschicks
rast mittelgängig hinter
untertauchend weg
Döst später er
im alten Puppenwagen
zwischen Kissen schnurrend
ein Auge halb geöffnet
hoffend
dass ich wieder gehe
Keinen Dachboden habe ich
Alles abgespeichert in Kopfschubladen
Aufgepasst, die Holzeisenbahn kommt vorbei
Das Schwesterchen durfte Godzilla sein
Alles abgespeichert in Kopfschubladen
Ein Bilderumzug passend zum Cowboykostüm
Das Schwesterchen durfte Godzilla sein
Die Kinderstimme klingt nach: Bau mit mir!
Ein Bilderumzug passend zum Cowboykostüm
Meine Tagebücher und eure Taufkleider
Die Kinderstimme klingt nach: Bau mit mir
Reise durch vergangene Fantasiewelten
Meine Tagebücher und eure Taufkleider
Aufgepasst, die Holzeisenbahn kommt vorbei
Reise durch vergangene Fantasiewelten
Keinen Dachboden habe ich
Das Bild der Schubladen passt vorzüglich zu einem Pantun, finde ich! Als würde jede Schublade zweimal herausgezogen.
auf’s dach
steigt er, wühlt, findet nicht, wüted, zerbricht, ohne blick zum himmel, wo sterne warten
…noch mit Spinnweben im Haar…
http://traumspruch.wordpress.com/2014/11/12/dies-und-das/
Speicherfüllend sammelwütig
Alte Briefe, Babykleidung auch Omas Spielzeug,
dachbodenlagernd
Fotos Adressen Links auch Tweets
leichterhand abgespeichert
Ideen, Gefühle, Erinnerungen
gespeichert im Kopf und doch
Veränderungen immerzu
naturgegeben
Einstaubungen Verwandlungen
alles verfärbt, veraltet oder
verklärt
speichersuche
wohin mit dem trödel von gestern
auf den speicher
dann wird es leichter
das heute vergessen
morgen singen wir lieder
auf dem speicher
immer reicher
uns selbst doch zuwider
irgenwann im speicher
die schätze vergessen
vorratsumgeben
verhungert indessen
auf dem dach
die knarrenden schritte
wer buchstaben liebt
ist richtig da
stapelt die kisten
wühlt in den erinnerungen
und horcht
den kindertagen
dem paradies
der nadelhüpfenden musik
hört das lachen
in den clownskostümen
und die schmatzenden küsse
in mamas hochzeitkleid
vernimmt gespensterschrecken
und geheimnisvolle banden
und bleibt sitzen
entdeckt die welt
so wie sie sich
damals
gerne zeigte
Ganz zauberhaft und so vertraut!
danke sehr, frau frog!
nadelhüpfende Musik, so schön!
dachkammer
auf den dielen das licht
streift schräg rechts
von der dachluke herab :
ein schein
voll tänzelnder
staubpartikel
im halbdunkel hockt
verschreckt
mein alter
uralter
kinderkram :
puppenstube dreistöckig
kaufmannsladen
modell (für was ?)
eisenbahn aus holz
guck mal: ein lederranzen
mit füllfederhalter
und : löschpapier
Ja, das Lob des Löschpapiers sollten wir auch mal schreiben 🙂
Stufen
knarzend, quietschend.
Ein Erinnerungsschatz aus der Kindheit.
Kisten und Schachteln. Leer und befüllt.
Ein Koffer verstaubt, verpackt mit Fernweh.
Hier.
Werkzeug, Leiter, Eimer…
Dort. Eine Baustelle.
aufgehoben oben
unterm dach ver-
borgen, verbogener vers-
bogen das zink-
gebälk, wie welk
durchlauchter wechsel-
drechselklauster-
raub-räuber mit russ-
kanister, Zahnka-
nickelbrillgesichter
lichtgewitter
im gebälk