#frapalymo no 13: schatten

los los ganz schnell
die treppe rauf bloß nicht
umdrehen umschauen bloß nicht
stolpern schneller los los das licht
muss an sein
die schatten sie lauern
hinter kartoffelsäcken apfelkisten
du musst schneller als sie sein los mach schon
lauf hoch lauf rauf raus
ins licht die tür fest zu fest die schaffen sie nicht oder

 

das ist gedicht no. 13 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „bedichtet einen/euren keller“.

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

35 thoughts on “#frapalymo no 13: schatten

  1. Monika S says:

    in meinem keller

    werden
    arme socken aufgehängt
    flaschen abgefüllt
    kisten verschoben
    fahrräder verrückt

    strudelt wasser
    zittern spinnen
    zucken asseln
    flüstern schatten

    und
    die heizung
    seufzt dazu

  2. Tief innen

    Vorräte an Gedenken
    ordentlich in Reihen
    übersichtlich verglast
    was soll schon passieren
    wir haben gut vorgesorgt
    Wart nur sagt meine Mutter
    Gründe zum Vergessen gibt´s
    immer

  3. Corinna says:

    in meinem keller
    rischel raschel ruschel
    knisterspannung
    huschhusch und weg
    still, so still –
    ich hör die spatzen unterm dach
    (die von gestern 🙂
    nein, eine fallenstellerin
    bin ich nicht

  4. Gerda Steger says:

    bunter basar

    die kellerräume quellen über
    ladene regale bereit
    mehrfach gelebtes zu präsentieren
    und die sonnenfrüchtezeit in
    gläsern süß zu dehnen

    in steigender flut auch verstaubtes
    längst gehäutete sachen in
    warteschlange auf den morgen danach
    vegetieren

    hände horten was loslassen sie
    nicht könnenwollen den korb
    „erinnerung an die zukunft“ füllen
    für wen? wofür?
    rätselt der verstand

    das herz hinterfragt nicht viel
    lässt in sich ruhen still
    laut buntes unten
    im brüchigen licht

  5. FrauFrog says:

    Streifzug

    Die Bar
    mit den verstaubten Cognacflaschen
    die Namen der Gäste
    mit Kerzendochten an die Decke gemalt
    ein Plattenspieler von Dual
    Vintage!

    Die kleine Kammer
    mit den Skiklamotten
    der beste Ort
    für erste Zigaretten
    heimlich

    Die Waschküche
    mit dem steinernen Boden
    und der alten Dusche
    so verkalkt
    Die bunten Wäscheklammern
    in dem ewig gelben Eimer

    Der Flur
    der feuerrote Brenner
    immer noch aktiv
    die alte Wasserpumpe
    wenn sie anschlägt
    wackelt der Schuhschrank
    Ein Schirmständer aus Holz
    darin die Wanderstöcke
    eng beschlagen 
mit den Wappen vieler Hütten

    Der Vorratskeller
    Opas Werkbank hat der Pole abgeholt
    Die Hobel waren noch gut
    ein Rollschrank ohne Schlüssel
    Regale, voll mit Dosenobst
    wo früher Einmachgläser standen
    Das Fenster vergittert
    in der Kasematte raschelt Laub

    Ob der alte Igel noch lebt?

  6. Kein Leben im Licht
    betrachtet
    Relikte

    sonnenfern behaust
    gelbgrauer
    Finsterling

    unter Laken
    heimlich beseelt
    drohen

    Gefühle alt
    mit kalter Gaze
    verhüllt

    bergen verboten
    flüstern
    die Schatten

    im Staubsee
    tauchen
    im Leben kein Licht

  7. philosophina says:

    Im Keller

    die düstere enge Treppe
    schreckt schon ein wenig ab
    ins große Ungewisse steigt
    selten jemand hinab

    im Keller ist nicht
    „Schöner Wohnen“
    im Keller da ist Dreck
    der Keller ist für viele Dinge
    auch ein wunderbares Versteck

    wagst du den Weg dennoch
    so wirst du bald erfahren
    hier unten unter all dem Staub
    gibt es viel Schönes auch
    zwischen den ganzen Altlasten
    im Keller meiner Seele

  8. keller

    in sein dunkel
    nimmt er klaglos auf
    das zeitweilig
    aus dem leben
    geräumte

    nach den jahren
    ist es zeit
    die spuren
    freizulegen
    aufzuräumen

    es braucht ruhe
    gelassenheit
    ein heiteres herz
    das die trauer umfängt
    und, ja, die freuden

  9. @sophie – dein text hat jetzt gerade die erinnerung an einen dunklen feuchten kindheitskeller mit der stets unerwartet und mit höllenlärm startenden wasserpumpe und mit einem sich aus dem netz windenden sylvesterkarpfen wachgerufen, herrje… 😉

  10. Rike says:

    kellerfüllend vorgesorgt

    eingekochte Sommerfrüchte auch bunte Lageräpfel
    von draußen
    das Gartenspielzeug türmt sich in den Ecken auf
    für den nächsten Sommer voller Spielfreude
    für draußen

    eingekellerte Sonnenvorräte für den kalten
    Winter auch die Lichterketten, Schmuck und
    strohgebastelte Sterne für die dunkle Zeit
    ist vorgesorgt

  11. verschüttet

    auf rollschuhen immer rund
    partykeller werkstatt waschküche
    die türen offen

    bastelten puppenbetten
    schöpften waschwasser
    bestaunten bierdeckelsammlung
    und dosengitarre

    säuberlich aufgereiht
    einmachgläser mit kirschen
    mirabellen rotweinpflaumen
    kartoffelkisten zwiebelzöpfe

    drei stockwerke tiefer
    ein kleines mädchen
    mit ausgestreckter hand

  12. Esther Ackermann says:

    Im Keller

    Aufgereiht
    Zwölf leere Einmachgläser
    Ungeschriebene Gedichte
    Sah die Farben darin
    Verblassen
    Etiketten geschrieben
    Nie geklebt:

    Der Mond von gestern
    Sehr schwer zu trösten
    Die Lüge unterm Bett
    Der Trauring
    Meine letzte Hochzeit
    Der helle Laut der Lust
    Rad schlagen im Regen
    Das Siegel der Pinien
    Mein Sommer im Grab
    Was ich liebe was geht es mich an
    Drei Könige in einem
    Zwölf ohne Abendmahl

    (Falls jemand Lust hätte, zu einer ‚Etikette‘ ein Gedicht zu schreiben, würde mich das freuen…)

  13. Ruth says:

    nachts im keller
    bittet der blechmann
    um ein herz
    und sucht in den papiernen bündeln
    nach etwas persönlichkeit.
    die zeitungen sind passé
    die meinungen reingewaschen
    ökologisch abbaubar
    nur die waschpulverkartons
    harren weitere hunder jahre
    glasharfenzitternd auf
    abfuhr
    und irgendwo
    in eisernen regalen
    das familiensilber
    hält sich vom dachboden fern
    und kein mensch
    weiss warum.

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