los los ganz schnell
die treppe rauf bloß nicht
umdrehen umschauen bloß nicht
stolpern schneller los los das licht
muss an sein
die schatten sie lauern
hinter kartoffelsäcken apfelkisten
du musst schneller als sie sein los mach schon
lauf hoch lauf rauf raus
ins licht die tür fest zu fest die schaffen sie nicht oder
das ist gedicht no. 13 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „bedichtet einen/euren keller“.
30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
in meinem keller
werden
arme socken aufgehängt
flaschen abgefüllt
kisten verschoben
fahrräder verrückt
strudelt wasser
zittern spinnen
zucken asseln
flüstern schatten
und
die heizung
seufzt dazu
gradezu kriminell! Herrlich, Grüßle, Birgit
Arme Socken… werde ich meine in Zukunft auch immer nennen, denn genauso sehen sie aus. Schön!
Euch beiden: danke schön. 🙂
LG Monika
mein keller
wo unerwartet heilig
gesprochenes zwischen
rauhkisten liegt und schläft –
Oben (d.h. gestern) die spaltlächelnden Papiermäuler und
angerissene Zungen und unten nun das Heiliggesprochene… Schön!
hach … hab vielen Dank, Esther 🙂
Tief innen
Vorräte an Gedenken
ordentlich in Reihen
übersichtlich verglast
was soll schon passieren
wir haben gut vorgesorgt
Wart nur sagt meine Mutter
Gründe zum Vergessen gibt´s
immer
in meinem keller
rischel raschel ruschel
knisterspannung
huschhusch und weg
still, so still –
ich hör die spatzen unterm dach
(die von gestern 🙂
nein, eine fallenstellerin
bin ich nicht
bunter basar
die kellerräume quellen über
ladene regale bereit
mehrfach gelebtes zu präsentieren
und die sonnenfrüchtezeit in
gläsern süß zu dehnen
in steigender flut auch verstaubtes
längst gehäutete sachen in
warteschlange auf den morgen danach
vegetieren
hände horten was loslassen sie
nicht könnenwollen den korb
„erinnerung an die zukunft“ füllen
für wen? wofür?
rätselt der verstand
das herz hinterfragt nicht viel
lässt in sich ruhen still
laut buntes unten
im brüchigen licht
Streifzug
Die Bar
mit den verstaubten Cognacflaschen
die Namen der Gäste
mit Kerzendochten an die Decke gemalt
ein Plattenspieler von Dual
Vintage!
Die kleine Kammer
mit den Skiklamotten
der beste Ort
für erste Zigaretten
heimlich
Die Waschküche
mit dem steinernen Boden
und der alten Dusche
so verkalkt
Die bunten Wäscheklammern
in dem ewig gelben Eimer
Der Flur
der feuerrote Brenner
immer noch aktiv
die alte Wasserpumpe
wenn sie anschlägt
wackelt der Schuhschrank
Ein Schirmständer aus Holz
darin die Wanderstöcke
eng beschlagen mit den Wappen vieler Hütten
Der Vorratskeller
Opas Werkbank hat der Pole abgeholt
Die Hobel waren noch gut
ein Rollschrank ohne Schlüssel
Regale, voll mit Dosenobst
wo früher Einmachgläser standen
Das Fenster vergittert
in der Kasematte raschelt Laub
Ob der alte Igel noch lebt?
Kein Leben im Licht
betrachtet
Relikte
sonnenfern behaust
gelbgrauer
Finsterling
unter Laken
heimlich beseelt
drohen
Gefühle alt
mit kalter Gaze
verhüllt
bergen verboten
flüstern
die Schatten
im Staubsee
tauchen
im Leben kein Licht
Zum Tee ins Separée… Ähnlichkeiten mit dem „wahren Leben“ nicht gewollt/zufällig…
http://traumspruch.wordpress.com/2014/11/13/separee/
herrlich gefährlich! Grüßle, Birgit
wenn dies auf mich gemünzt ist, sage ich ein freundliches Dankeschön 🙂
Im Keller
die düstere enge Treppe
schreckt schon ein wenig ab
ins große Ungewisse steigt
selten jemand hinab
im Keller ist nicht
„Schöner Wohnen“
im Keller da ist Dreck
der Keller ist für viele Dinge
auch ein wunderbares Versteck
wagst du den Weg dennoch
so wirst du bald erfahren
hier unten unter all dem Staub
gibt es viel Schönes auch
zwischen den ganzen Altlasten
im Keller meiner Seele
keller
in sein dunkel
nimmt er klaglos auf
das zeitweilig
aus dem leben
geräumte
nach den jahren
ist es zeit
die spuren
freizulegen
aufzuräumen
es braucht ruhe
gelassenheit
ein heiteres herz
das die trauer umfängt
und, ja, die freuden
@sophie – dein text hat jetzt gerade die erinnerung an einen dunklen feuchten kindheitskeller mit der stets unerwartet und mit höllenlärm startenden wasserpumpe und mit einem sich aus dem netz windenden sylvesterkarpfen wachgerufen, herrje… 😉
Diese grauslige Wasserpumpe, die hat wohl viele von uns erschreckt…
kellerfüllend vorgesorgt
eingekochte Sommerfrüchte auch bunte Lageräpfel
von draußen
das Gartenspielzeug türmt sich in den Ecken auf
für den nächsten Sommer voller Spielfreude
für draußen
eingekellerte Sonnenvorräte für den kalten
Winter auch die Lichterketten, Schmuck und
strohgebastelte Sterne für die dunkle Zeit
ist vorgesorgt
verschüttet
auf rollschuhen immer rund
partykeller werkstatt waschküche
die türen offen
bastelten puppenbetten
schöpften waschwasser
bestaunten bierdeckelsammlung
und dosengitarre
säuberlich aufgereiht
einmachgläser mit kirschen
mirabellen rotweinpflaumen
kartoffelkisten zwiebelzöpfe
drei stockwerke tiefer
ein kleines mädchen
mit ausgestreckter hand
Toll, was sich ‚zuunterst‘ am Gedicht noch für ein Raum öffnet!
Im Keller
Aufgereiht
Zwölf leere Einmachgläser
Ungeschriebene Gedichte
Sah die Farben darin
Verblassen
Etiketten geschrieben
Nie geklebt:
Der Mond von gestern
Sehr schwer zu trösten
Die Lüge unterm Bett
Der Trauring
Meine letzte Hochzeit
Der helle Laut der Lust
Rad schlagen im Regen
Das Siegel der Pinien
Mein Sommer im Grab
Was ich liebe was geht es mich an
Drei Könige in einem
Zwölf ohne Abendmahl
(Falls jemand Lust hätte, zu einer ‚Etikette‘ ein Gedicht zu schreiben, würde mich das freuen…)
Danke für die Idee mit den Etiketten 🙂
was für ein schöner impuls, esther. ist in der ideenimpulsliste vermerkt 😉 danke dir. lg. sophie
Ja, das ist wirklich ein schöner Impuls, den ich bereits in diesem Herbst auch teilweise beim Einmachen von Quitten, Feigen, kleinen Orangen umsetzte, d. h. die Einmachgläser jeweils mit einem geschriebenen Gedicht versehen habe – und die sind auch bei Freunden gut angekommen. Es ist auch ein schönes Mitbringsel der besonderen Art für die Adventzeit (z. B. Feigenkonfitüre mit Weihnachtsgewürzen).
Sehr gerne, Sophie!
von @stachelvieh: „…der keller ist feuchtgruftig…“ http://stachelvieh.wordpress.com/2014/11/13/fragen-frapalymo-no-13/
von @ChapKron: http://uzdz.blogspot.de/p/frapalymo-november-impuls.html / „…unbewusst entschwunden…“
kellerelfchen
arglos
ohne hast
pfeift das kind
ein kellerlied ton verpasst
atemlos
nachts im keller
bittet der blechmann
um ein herz
und sucht in den papiernen bündeln
nach etwas persönlichkeit.
die zeitungen sind passé
die meinungen reingewaschen
ökologisch abbaubar
nur die waschpulverkartons
harren weitere hunder jahre
glasharfenzitternd auf
abfuhr
und irgendwo
in eisernen regalen
das familiensilber
hält sich vom dachboden fern
und kein mensch
weiss warum.
Der Keller
ein Ort
mit vielen Orten.
In der einen Ecke
dort hinten
aufgereiht
waldduftend
wärmesorgend.
Das Holz.
frau f. wurde schon wieder von einer äußerst aggresiven haiku(h) angegriffen. sogar von mehreren. genaugenommen…
http://textfeldforschung.wordpress.com/2014/11/14/angriffslustige-haikuehe-erneute-attacke/
hier komt mein nachgereichter keller: https://mauletti.wordpress.com/2014/11/14/frapalymo-13-11-14/
liebe sophie und mitschreiber, oben stehen keine keller-gedichte, sondern keller-geschichten. ob ich heute nacht wohl schlafen werde? lg an alle
dann schnell noch die musikgedichte gelesen vor der nacht, liebe ulrike, dann ist der kellerspuk längst vergessen 😉 danke fürs nachreichen und lg. sophie.