am nomadengleis
verlieren sich die gesichter
im ein oder anderen alltag
im ein oder anderen leben
im nomadenzug
sucht die frau die zeit
zwischen den gleisen
zwischen den orten
am nomadenziel
verschwinden die gesichter
verschwindet die frau
gehen unter unter die anderen
das ist gedicht no. 28 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „die frau im zug“. danke nochmals für so vieles und alles, liebe @sandrastrazzi!
30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
„…schleier über sonst hellen augen…“ von @stachelvieh: http://stachelvieh.wordpress.com/2014/11/28/bewegt-frapalymo-no-28/
Liebe Sophie, die Frau im Zug, dein Nomadenbild-Gedicht ist so authentisch, kommt federleicht herüber. Es spricht mich sehr an, öffnet auch Raum für leise Zwischentöne. Eine sprachlich filigrane Textur!
danke dir sehr, liebe gerda!
manchmal
hör ich dieses Pfeifen
nachts wenn Dunkel
über Träumen
aus längst vergangenen Tagen wacht
fauchende Nebel schweben grau
unter
spärlich schimmernden Laternen
stumm
schreien Gefühle Worte
die nur
der schwarze Himmel hört
Wangen
schmelzen langsam und leise
im Fluss der Sehnsucht
in blauen Augen
glänzt
der Orient-Express
im kleinen koffer
nicht mehr viel
ist immer weniger
geworden
auch an sehnsucht
das kleidchen
bleibt längst im schrank
sie weiss nicht
wer sie ist
die da fährt
und wer er
der sie erwartet
das gefühlte wir
ist irgendwo
längst
ausgestiegen
In dieses Gedicht habe ich mich sofort verliebt!
oja, da kann ich mich anschließen. ein wunderbargedicht, liebe ruth!
Rom – Köln
Sie saß im Liegewagen
die Tasche fest im Griff
auf der ersten Reise
nach Deutschland
seit 1941
schlief sie doch ein
in Mailand
wurde sie ausgeraubt
sie entdeckte es am Oberrhein
reiste mittellos weiter
beinahe so wie damals
nur in umgekehrter Richtung
und diesmal
mit
Würde
Wahrlich, ein sehr bewegendes Gedicht mit sprachstarker Reflexion besticht durch seine Leichtigkeit und spricht wohl fast jeder Frau im Zug mal aus dem Herzen.
Liebe Ruth, merke jetzt, dass mein Kommentar wohl etwas „verrutscht“ ist, nicht deinem Gedicht zugeornet erscheint. So geschieht´s, wenn man vergisst, den Ansprech-Namen zu setzen. Tut mir leid….
Liebe Gerda, ich hatte mich schon etwas gewundert. 🙂
Danke ihr lieben, gerda, sophie und frau frog, für die herzlichen worte. packe sie gerne mit in den koffer.
Als Schneeflocken schwarz
vom Himmel fielen
wie kleine tote Vögel
hatte sie das Nötige
gepackt
ein Stück Brot
ein wollenes Tuch
eine Tasche mit Worten
und den erstbesten Zug
genommen
fort
nur für einen Sommer
hatte er gesagt
Gern gelesen auch diesmal, liebe Corinna, dein Gedicht!
die frau im zug
eine fremde unter fremden
gesichtern nicht fremd sich
mit der sehnsucht
nach dem anderswo
gedanken treiben sie still
im takt der räder
zwischen licht – schattenspiele
verfängt sich ihr blick
alles verschwimmt entflieht
entrinnt & fliegt an ihr vorüber
entwirrt das dunkle
der wälder der gedanken_berge
wege häusern & flüssen entlang
sprengfreude!
der tag häutet sich
für die frau im zug:
sonne öffnet ihr
die augenfächer
von @fliegergedanke: „…den flug der zeit…“ / http://moonlightdaughter.wordpress.com/2014/11/28/frau-im-zug/
paradox
unerreichbar
außen und innen
und doch so nah
stetig vorwärts
ohne umkehr
und dennoch
immer wieder
möglich
der krebs
hatte sie nach hause gerufen.
so saß sie fest
in einem ort
– noch nie davon gehört-
mit alpenpanorama
und
durchpustet vom frühlingswind.
die weiterfahrt
angstzerfressen.
Berührend und stark, liebe Ulrike.
Ich fahre in die Zeit
und nehme Menschen mit,
die bleiben
Ich denke mir Skizzen
vom letzten Ort
vermähle Begriffe,
beginne zu schreiben
Ich möchte das Neue
und zeichne doch alte Bilder
und Klänge auf
Ich lasse mich ungewiss treiben
Der Kopf
ans Fenster gelehnt
draußen nur Striche
weiß oder bunt
Gedanken-
und Bilderlametta
innen
schläfriger Rhythmus
und müde Augen
die Frau
die zögert vorbeizugehen
sehe ich nicht
keine Begegnung
noch eine
keine Geschichte
zu Ende erzählt
Die Frau im Zug
jeden Morgen der Weg
der ihr widerstrebt
so viele Menschen
und doch allein
gegen die Fahrtrichtung
Frankfurt am Main
sie fährt gerne Zug
doch jetzt ist es genug
sie steigt aus
(geschrieben heute Morgen im Zug)
schrill
gackert sie
ins handy
verstopft
des weinenden
kindes
mund
mit der flasche
schrill
gackert sie
ins handy
jetze nich!
faucht sie
in die
ausgestreckten
kleinen arme
schrill
gackert sie
ins handy
„…sein traum fährt ab…“ berichtet @ChapKron: http://uzdz.blogspot.de/p/frapalymo-november-impuls.html
Sie hält den Kopf schräg
den Stift leicht
Ihre Gedanken fallen
hinter dem Zug zwischen
die Gleise ihr Wort
bringt Steine
zum Blühen
fenster zu
verwuselte haare
fenster zu
ist doch warm
fenster zu
blöde alte
fenster zu
spät steige aus
…bald, bald…
http://traumspruch.wordpress.com/2014/11/28/die-frau-im-zug/
Ich bin gerade sprachlos ob Eurer wundervollen Gedichte!
Ich auch! Es überwältigt mich gerade… <3
fata morgana
wir sehen uns nicht an
der haltestelle weil dann
die tägliche vertrautheit
im abteil
ihre spannung verlöre weil
unser morgen
im fensterblick verblasst
im Zug
ohne Gerät in der Hand
mit interessanten
Gedanken im Kopf
träumend die Landschaft
beobachten, zufrieden mit der tatenlosen
Auszeit zwischen Abfahrt
und Ankunft
manchmal kommt man sogar
ins Gespräch mit Mit-
reisenden
mit interessanten
Gedanken im Kopf
ohne Gerät in der Hand
Mit einem tiefen Seufzer
lehnte sie sich entspannt zurück.
Spürte die Bewegungen des Zuges,
lauschte den Geräuschen.
Ihr Buch und die Tageszeitung
lagen bequem auf ihrem Schoss.
Sie blickte aus dem Fenster,
malerische Landschaften zogen vorbei.
Wiesen, Flüsse, Wälder, Städte,
Felder Hügel, Seen und Berge.
Sie beobachtete die Menschen,
an den Bahnhöfen und im Zug.
Stundenlang genoss sie die Fahrt
und freute sich auf ihr Ziel.
Sie hörte plötzlich ein Klingeln,
schaute sich im Zug ratlos um.
So klang doch ihr Wecker,
verwirrt öffnete sie die Augen.
Seufzte und dachte noch lange
über ihren Traum nach.