#frapalymo 14nov15: gut gelagert

es fing an als die apfelernte vorbei
spät sommer früh herbst
war es geworden noch trugen bäume blätter
wir uns auf dem gesicht

damals
dazwischen
und heute

denke ich hätten wir
die äpfel hängen die körbe
mit uns füllen wo nur haben wir
über winter gelagert


das ist gedicht no. 14 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „erinnerungsstücke“.

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

33 thoughts on “#frapalymo 14nov15: gut gelagert

  1. Gerda Steger says:

    damals

    in einer Julinacht Licht-
    erzittern. Regenfäden. Wolken über-
    einanderwogen vor meinem Tor
    Korallen.Worte mich verworteten

    damals
    lauerte der Traum
    hinter halbgeöffneten Wimpern-
    Schlägen noch ahnte ich nichts

    von deinen Fernfarbwellen,
    deinen Klängen in meinem Äther
    Haus, den Spielplatz der Gedanken
    hast entzündet mir

  2. … so spät an diesem traurig tag,
    zur Mittagszeit nur vier Gedanken,
    zeigt lähmend herz der frapalymos,
    um flott mit Federkiel die kommentarfunktion zu füllen
    und unbeschwert ins wochenend‘
    mit schönem wortgebild zu gleiten …

  3. Ruth says:

    ich will sie nicht
    diese erinnerungen
    möcht bleiben in heilen tagen
    nicht tragen diese welt mit mir
    diese tausend fragen
    auf die nichts die passende antwort scheint

    ich will dieses leben nicht
    das rückwärts gelesen
    uns in schach hält
    das in grössen denkt die ich nicht fassen mag

    ich will nicht diese welt
    in der erinnerungen schwerter tragen
    und mein denken schlimmer noch mein fühlen
    in grenzen hält
    die andere mit blut verteidigen

    ich will diese behauptungen nicht
    diese heimatlichen wurzeln nicht mit meinem lebenswasser tränken
    meine hoffnungen nicht dürsten lassen
    will mein vertrauen kräftig nähren

    ich will boden fassen mit dir
    und trauern
    und mich verbinden mit deinen stärken
    so dass wir uns erinnern
    an diese jahre diese tage diese stunden
    in denen neben all dem tot
    unsere leben sich an den händen nahm
    und etwas weises zartes schönes
    neu begann

    • Ruth says:

      nun, beim hier „im öffentlichen“ lesen, merke ich gerade, dass „glauben“ in meinem gedicht ein bild eröffnet, das ich so nicht meine… ich würde es lieber mit „vertrauen“ ersetzen, geht es doch dabei nicht um religion.
      wenn du das, sophie, noch ändern kannst, dann gerne.

      • Gerda Steger says:

        Liebe Ruth, dein mich berührendes Gedicht liest sich zwar „im glauben“ auch richtig schön, bin nur für den Bruchteil v. Sekunden darüber gedanklich ins Wanken gekommen, sofort aber dann verstanden, dass es sich um diesen anderen Glauben handelt, den der Liebe. Schön, wenn dieser Glaube an die ewige Liebe so unerschütterlich bleibt.

  4. heute bin ich nicht zu aktueller Wortspielerei aufgelegt, daher habe ich ein passendes Gedicht herausgesucht:

    notkirche

    wie winzig kniest du
    zwischen türmen aus wohlstand
    du holzgerippe
    angefüllt mit erinnerung
    diesen mörtelresten
    an wieder verbauten steinen

    .

    Es bezieht sich auf die – größtenteils heute noch existierenden, unscheinbaren – „Notkirchen“ des Architekten Otto Bartning, der sie aus den Trümmern des 2. Weltkriegs baute. Die Steine mit ihren Spuren sind sichtbar, nicht verputzt.

    • Gerda Steger says:

      So angemessen, berührend schön deine Verszeilen für diesen Tag, der ein Stück Blau des Himmels verloren hat. Oftmals kann ein Gedicht uns auch den Tag retten.
      Ein vereintes Gefühl in dichtenden Gedanken ist spürbar, so wie es auch Ule und Sandrastrazzi auch schon zur Sprache gebracht haben. Nicht allein und verloren sich hier fühlen, macht dankbar.
      Lichtgrüße durch die Nacht an euch allen…

  5. So ist des Menschen Herrlichkeit,
    sie dient dem wahren Zahn der Zeit
    als echter Stundenmesser.
    Ein Jeder hat doch seine Fehler:
    der Polizist, der Dieb, der Hehler,
    und jeder glaubt, er sei noch besser.
    Kommt dann das Alter angekrochen,
    wird nur noch Krankheit angesprochen,
    ähem! Im eigenen Kreis, versteht sich wohl.
    Mal hat man Knie und manchmal Rücken,
    ein Dritter kann sich nicht mehr bücken,
    der vierte ist im Kopfe hohl.
    Dabei – ob Schlurer oder Modepüppchen,
    wir löffeln alle aus dem Süppchen,
    das schlichtweg Leben heißt.
    Von FRÜHER können wir zwar träumen,
    doch HEUTE gilt es: Nichts versäumen,
    was um ein helles MORGEN kreist.
    Ich hoffe, ich pfleg meine Schrunden
    und rufe manchmal in die Runden,
    auch, wenn’s den Zeitgenossen manchmal stinkt:
    Lasst Falten um die Augen schleichen
    und Zähne Duplikaten weichen,
    denn: Wer schöner ist, der ist geschminkt.

  6. Mein Haus der Erinnerung
    ist unmöbliert
    reich gefüllt mit
    dem Duft von Großmutters
    Apfelpfannkuchen
    dem schwesterlichen Triumph-Lachen
    nach gewonnenem Spiel
    dem Geschmack von doppelt gesalzenem
    holländischen Lakritz
    vermischt mit dem säuerlichen Geruch
    der Blockflötenlehrerin
    dem Schreck über den Fast-Tod des Hamsters
    (der in der Regentonne schwimmen lernen sollte)
    dem Staunen über ein Gartenkinderhaus
    den Träumen auf Vinyl
    und und und …
    irgendwann dem Auszug aus dem Haus
    nicht aber aus den Erinnerungen

    • Liebe Corinna,
      „vermischt mit dem säuerlichen Geruch
      der Blockflötenlehrerin“ – bei mir war es eine Handarbeitslehrerin, die gern mal „ganz nah“ kam….brrrrr.
      Gut nachvollziehbar, deine Erinnerungen.
      Liebe Grüße

  7. elbée says:

    schwanengesang

    schön drapiertes obst
    zwei drei blüten ein käfer
    eine gerade ausgeblasene kerze

    es erinnert uns dunkel
    an das was uns noch
    bevorsteht

    still leben tote
    natur

    elbée

  8. roteFrau says:

    Himbeersaft,Indianerspiel,Lateinarbeit,Flaschendrehn,Zahnspange,Tanzstunde,Billardrunde,erstesKind,Tränchen,Glück…Erinnrungsstück #frapalymo

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