#frapalymo 20nov15: nachtspiel

kribbelkrabbel unters bett
husch
mich vor der nacht verstecken
sieht mich nicht sie sieht mich nicht
ätschebätsch ich zähl bis zehn

grusel grisel graselei
dinge find ich hier und schätze
alte kinokarten teddyknopf
guatsle original verpackt
längst verlassene mädchenwelten
hui da kommt die nacht hinzu

jetzt wird’s lustig jetzt wird’s nett
heisa
ich geh gern ins bett


das ist gedicht no. 20 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „dialekt im text“. danke nochmals an ruth für diesen vermutlich unbeabsichtigten impuls! (also ich hatte meinen spaß!)

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

35 thoughts on “#frapalymo 20nov15: nachtspiel

  1. 20.11.2015

    Anne Waterkant

    Wo die Wellen trekken an
    und Gutes strandet
    wo die Sehnsucht lockt
    aufs mehr
    wo der Leuchtturm rot weiß
    hoch ins Grau
    Möwen klagend singen
    La Paloma ohe
    wo die Schafe aufm Deich
    dor is mine Heimat
    dor bün ick to Hus

  2. Birgit Philipp says:

    Im Wingert

    Em Schatz sei Schnuutsche küsse.
    Em Schatz sei Schobbe trinke.
    Um de Schatz drumrumschlawenzele.

    Grad im Wingert waas de
    was de am Schatz host.

    Kumm, mer drinke noch emol.
    Wie sellemols.
    Unnerm Sternehimmel.

  3. Grüße aus’m Ruhrgebiet:

    .

    Is doch so:
    Alles weit wech –
    sogar durche Erinnerung
    musse mit’m Auto fahren.
    Die neue Bebauung
    is‘ne Wüste, und –
    ich sach ma ganz philosophisch –
    die Ufer an meiner Lebensstraße
    sind so richtich ausgeweidet.

    Ich denk an die Zechenhäusken
    von damals
    (und da wohnt mein Hääz
    immer noch, logo)
    wie ich mit Oppas Fahrrad
    durche Gegend kutschiert bin –
    weiße noch, wie schön dat gesungen hat
    aufe Straße, und über mir
    knallblauer Himmel,
    den hasse sogar im Goldpapier
    vonne Klümpkes gesehen –

    und inne Nachbarschaft saßen se
    dann am Feiera‘md draußen
    die Frauen im Kittel
    die Männer im Unterhemd
    unterm Birnbaum

    Und wat is heute?
    Rollrasen, saubergefegt –
    und dat stimmt ja auch alles gar nich.
    Guck inne S-Bahn-Station:
    Da siehsse, wie die Wörter,
    die uns nich mehr einfallen,
    anne Wand gesprayt sind und
    traurig runtertränen.

    .

    Der Originaltext, den ich in (gemäßigtes) Ruhrdeutsch übersetzt habe, ist hier zu lesen: http://www.nordpark-verlag.de/Blauth-Marlies-Zarte-Takte.html (Leseprobe S. 8)

  4. Wias aunegla ischs
    em Herz ällamol
    wenn da id do bischd
    liabs Mädle
    D(a) fälscht mr scho kehrig
    s’isch gaaz gwias wohr

    (wie das schmerzhafte Prickeln in den Fingern,
    – wenn man von der Kälte ins Warme kommt, ist es
    immer im Herz
    wenn Du nicht da bist
    liebes Mädchen
    Du fehlst mir schon sehr
    das ist ganz sicher wahr)

  5. roteFrau says:

    horschema,Hesse,Frankford,Metropole,Großstadt,mensche,Maamauerbaabambeler…des Schdöffsche im Geribbde un dademidd dann als weider

  6. Auf einer einzigen
    Schottschen Karre
    deinen ganzen Bickbeermus;
    Um Kientjes kabbeln
    und wessen Appelgriebsch
    den Meckerbüdel
    von ’n Hinterhaus
    trifft, sagt einfach:
    „Och, da nicht für“
    und macht sich von Acker,
    weil er „ma ehm dringend
    nach Tante Meier“ muss.
    Und all das kannst lesen
    in „Idioticon Hamburgense“.

  7. Ruth says:

    welche Ehre, liebe Sophie, Ideengeberin für diesen wunderbaren Impuls zu sein. So eine Freude euch zu lesen.

    Da durften sich erstmal all die speziellen Typen in Reih und Glied aufstellen:

    klassenfoto

    galööri ribiise babe blöffer stritzi
    laferi plapperi löffelbueb
    laueri lotteri baijass göre
    fägnäscht luuszapfe tschengg plagööri
    logi fätze chnuschti dotteli lisi
    pfotteri totsch schliimer räf
    und mitten drin, man sieht ihn kaum:
    de pföderi

  8. Fall dich nicht hin, Kind!
    Über son Besen,
    da fällt man ssich nich über
    Und wenn, dann bisse dad selbs inne Schuld
    auch wenn de rumbölkst
    Mitten Gipps
    kommsse auch klar, Kind!
    Kannsse nich mehr so pesen
    wegen den Gipps
    schnippelt dir de Omma anne Pölterbuxe dat Bein ab
    die Buxe is dann inne Mäse
    und de Omma is auch worne
    Kää, kää, kää,
    nix wie Brass mitte Blagen!
    sachtse
    Aba dann brätse dich doch
    ne Extra-Ladung
    Bratskartoffeln

    * Ostwestfälisch, Raum Herford/Bielefeld

  9. @sandrastrazzi says:

    Ufem Ofebänkli ghöckled
    mit de Füess chli umezabled
    um de Egge ume güxled
    öpp’s emänd scho umechrabled

    S’heig schiints chliini Büsi gä
    do mues mer doch es Aug voll nä
    dr Vatter seid, ich sig no z chlii
    zum e sone fiini sii

    Weisch, die dörfmer ned z fescht schreichle
    und scho gar ned umeschleicke
    am beschte luegsch ni nume aa
    aber so vergixli dra!

  10. von esther ackermann nochmals hierrüber kopiert (steht sonst unterm impuls):

    Auswildern

    Hier ist ein schöner Platz
    Für meine Hasensprache
    Die anhängliche
    Ich habe zwei Hasen und
    Zwei Sprachen für die Hasen
    Die zweisprachigen
    Nun schweigen sie öfter
    Alle vier

    Wenn jemand fragt
    Sprichst du immer noch
    Hochdeutsch mit den Hasen
    Gebe ich es zu
    Ich spreche nur diese
    Ans Herz gewachsene
    Anhängliche obwohl
    Das zweisprachige Zweisein
    Fort ist

    Ich öffne ihr jetzt die Hasentür
    Der nutzlosen Sprache
    Setze sie süferli aus
    Si zaagget no chli
    Viu zgärn hase
    myni
    Hase
    sprach

  11. „Nu stooh man wedder up mien Deern“
    Das Blut am Knie
    die Seele wund
    So weich Großvaters
    schwielige Hand
    Sein rauer Duft nach Zigarre
    ein zärtliches Pflaster
    für mein Scheitern beim
    ersten Mal Fahrrad

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