#frapalymo 13mai16: spätsommer

ich habe die leintücher herausgelegt
auf den holztisch in der küche
sobald die sonnenblumen geerntet sind
geben wir das haus der unmenschlichkeit zurück
und lassen die formlosigkeit der zeit* raum greifen

allein das licht
das durch die ritzen der fensterläden scheint
lächelt milde

 

das ist gedicht no. 13 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „die formlosigkeit der zeit“ – mit bestem dank an *@meernotizen für diese schöne und für mich ganz berührende anregung!

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

41 thoughts on “#frapalymo 13mai16: spätsommer

  1. Matthias Doellert says:

    Die Zeit,
    nicht rund oder eckig, sternförmig oder quadratisch,
    nicht walzenartig oder kugelig, weder kegelförmig noch zylindrisch,
    und keinesfalls würfelförmig, pyramidal oder gar prismatisch.
    Die Zeit,
    zwar völlig körperlos, aber niemals masslos!

  2. Gerda Steger says:

    Liebe Sophie, ich lese schon zum xxxx-ten Male dein poetisches Gebilde, und es bewegt mich immer wieder tief. Es ist die sprachliche Schönheit und die Gedanken, die du ins Sprachbild bringst. Fein gewobene Satzgirlanden in lyrischer Reflexion! Vor allem die 4. und 5. Zeile haben es mir angetan – ein Wörterleuchten!
    Danke auch für den schönen Impuls!

  3. Gerda Steger says:

    ausgeufert

    im zwischenuns die zeit,
    die in warteschlange auf
    tag- nacht.abdrücken zeit-
    los die zeit wächst,
    wächst aus sich heraus und
    verliert ihr gesicht sie
    lebt vom licht in
    zwischenräumen die zeit,
    die uns geborgte aus
    sich dehnt ins uferlose

  4. mag sein, dass
    in unserer zeit eine sehnsucht
    nach vollendeter form liegt,
    dass die splitter und fasern
    der fragen uns nackt
    und hilflos hinstellen,
    dass wir träumen,
    in früheren zeiten hätten
    wir alles formvollendet
    gelöst.
    aber jede zeit hat ihre
    rastlosigkeit, ihre resignation
    angesichts zerschlagener utopie.
    mag sein, dass der schmerz dann
    in jeden nerv fährt,
    amorphen albdruck gebiert.
    dagegen der wunsch
    nach sortieren,
    formgebung, klarheit
    könnte uns aufstellen
    wie eine armee.
    dann wären wir
    hilflos und nackt
    im gleichschritt.

  5. Gesammelt der Blüten
    in Bücher gelegt
    Trocknet bei Worten
    das zeitlose schön
    Verblasst in den Farben
    Umgeben von Zeit
    der Natur ihre Freude
    nie Vergänglichkeit

  6. Kalender Uhren Fahrpläne
    getaktetes Leben
    geformte Zeit
    Im Gebären und im Sterben
    in der Liebe und im Tod
    überhaupt: im Gefühl
    jedoch herrscht „die Formlosigkeit der Zeit“
    und auch
    wenn wir einer Hummel
    die eigentlich nicht fliegen kann
    zuschauen
    beim Fliegen

    • Gerda Steger says:

      Sehr stimmig in Wort und Klang dein Gedicht, liebe Anna, und spannend schön auch der Form-Vergleich mit dem Mond!

      • Danke, liebe Gerda, ich freu mich!

        Der Mond ist ein „poetisches Wesen“, man kann ihn gar nicht oft genug betrachten… mit Augen und Worten…

  7. roteFrau says:

    die Formlosigkeit der Zeit,die Zeitlosigkeit der Form,zeitlos,formlos zeit in Form gepresst,unförmig,formell,formal…uni-form-iert

      • Danke, liebe Corinna.
        In der Lyrik ist meist ja die konzentrierte Beschränkung auf einen Teilaspekt das bessere Mittel. Aber bei diesem Thema braucht es wohl noch mindestens einen Zehnerzyklus zu Teilaspekten – vielleicht besser ohne frapalymo-Zeittakt (den ich hasse und schätze 😉 mit Muße.

  8. Was habe ich nicht alles hier zu lesen. So geballt der Frage nach einer formlosen Zeit nachzuspüren. Es sind alles Texte, die nicht mal eben so herunter zu lesen sind (ohnehin selten hier bei frapalymo). Zeit – so unermesslich groß und doch in manchem so endlich beschränkt. Dieses Thema in ein Gedicht verpackt und daher sehr gekürzt – , bringt jedoch auch den Aspekt mit sich, dass Zeit eben imme rauch kostbar ist. Und das drängt sich in den Zeilen dieser hier heute veröffentlichten Gedichte immer wieder in den Vordergrund, den gedanklichen.
    Toll!

  9. yumami says:

    form trifft auf form
    wirklichkeit entsteht
    doch die zeit vergeht

    die zeit verrinnt
    in den fugen der
    erinnerung an morgen

    zwischen morgen und
    heute atmet die stille
    zeitlos

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert