#frapalymo 20mai16: zeigen und lernen

schau dich um schau mein
kind wie sehr das überaus
einzug gehalten

dort steht die vase
maiglöckchen gepflückt zeigen
ihr zerbrechliches

das ist dir eigen
dass du auf das andere
blickst weißt so verstehst

wie alles miteinander

 

das ist gedicht no. 20 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „ein zehn-zeilen-text“ – und damit hinein in unseren countdown! irre, wie die zeit bislang verging…

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

36 thoughts on “#frapalymo 20mai16: zeigen und lernen

  1. Matthias Doellert says:

    rein oder alt
    zart oder baby
    blut oder knall
    safran oder apricot
    zitronen oder mais
    moos oder frosch
    azur oder königs
    magenta oder pink
    schokoladen oder reh
    pech oder kohlraben

  2. Angst kommt wieder
    Adern leer – erkaltet
    die alte Geschichte faltet
    nassblassen, schmutzigen Flieder

    graugrüne Kerben
    dunkeln am Wegrand
    erinnern an Sterben

    schwarzfaulender Sand
    nachtfahles Werben
    mit kühlender Hand

    • Gerda Steger says:

      Wenn Angst und Schmerz die Seele zerreißen, hinterlassen sie Kerben, dafür aber auch neue sprachliche Bilder. Dein Gedicht, lieber Klaus, offenbart es uns: wundervolle Metaphern sind die Antwort auf die innere Zerstörung.

  3. Gerda Steger says:

    wenn Kinder träumen

    fingern Wichtelfinger durch blaue Lüfte,
    wühlen kleingroße Augen im Sand
    der Wüste ziehen Gedanken.Karawanen
    über unseren Köpfen die Säbel
    blitzen, singen Bäume vom Licht fern
    die Segelschiffe fliegen über
    den Leuchtturm in uns:

    alles fliegt zu dir*

    fingern Wichtelfinger durch blaue Lüfte,
    fängt der Traum das Leben ein

    * aus einer Mozart Arie

    • Liebe Gerda, so schön poetisch, fast kindergedichtig, ohne kindertümelnde Niedlichkeit – so möchte man seine Kinder zu Poesie verführen! Und auch die Erwachsene freut sich.

  4. Im schattigen Kellerraum
    trällerten ein Kalligraf
    und eine Solarzelle
    liebestoll kunstvolle Herzlieder.
    Eine Kollektion Lederbälle
    zerknallte die Stammzelle
    lieblicher Zustimmung:
    der Kalligraf war hellwach,
    die Solarzelle – zweifellos –
    zerschellt.

  5. yumami says:

    er war erst sieben
    als sein vater anfing
    ihm die brille von der nase
    zu prügeln
    mit sechzehn schlug er
    das erste Mal zurück
    mit einundfünzig die letzten
    sätze am sterbebett
    ohne reue der vater
    unversöhnt

      • yumami says:

        Danke, liebe Ule.
        Ich bin ja das erste Mal beim frapalymo dabei … und sehe nicht nur mich selbst im Spiegel der Texte, sondern auch, wie anders andere dichten. Offenbar liegt mir mehr der trockene, schlichte, schnörkellose Stil – vielleicht bekomme ich damit ja auch mal etwas Lustiges, Verrücktes, Leichtes hin …

        • schließe mich an, yumami – ein starker text! schön, dass du dabei bist. ich bin im großen und ganzen ja auch eher die schnörkellose (zumindest empfinde ich mich als solche), deshalb liegt mir das sehr.
          lieben gruß. sophie

    • Gerda Steger says:

      Zeilen, die das Leben leider nur zu oft schreibt. Wer das nicht hautnah erlebt, kann sich auch viel schwerer da hineinleben bzw. deine Verse mit deinen Augen verstehend lesen. Traurigschön aus dem Leben gegriffen!

  6. roteFrau says:

    zehn sätze/aus zehn Worten/zehn worte/wortwörtlich/Worte zehn/Worte stehn/alle zehn/sätze sitzen/Worte stehen… auf Zehenspitzen !

    • yumami says:

      super, diese Wortspielerei – und die Kombination aus den Impulsen „10 Wörter“ und „10 Zeilen“ – besonders gefallen mir die Worte auf Zehenspitzen 🙂

  7. Esther says:

    Gedicht auf Knien

    Rau wie Augenbrauen
    Die dem Regen
    Schüsseln kopfüber
    Unterschieben
    Mit bekümmertem Blick
    Auf die zwei schimmernd
    Steigenden Seen
    Wo kein Schiff
    Klaren Blick an Bord holt

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