Der erste Schritt zurück: Die Musen wach küssen

Wenn wir die Musen wach küssen. Küssen. Umarmen. Sanft wiegen, damit das Erwachen nicht zu hart ist. Denn du bist bereits die Realität und dorthin sollten sie langsam kommen. Wenn wir die Musen wach küssen, dann bereiten wir sie vor. Und uns zugleich. Auf ein gemeinschaftliches Miteinander. Auf ein: Komm, ich sitze hier. Setz dich doch zu mir. Lass dich neben mir nieder.

Wenn wir die Musen wach küssen. Wecken wir sie aus einem langen und meist tiefen Schlaf. Sie waren ja da. Sie begleiten uns ja durchs Leben. Immer schon. Und immer noch. Doch eines Tages, vor langer Zeit, als sie festgestellt haben, dass wir sie nicht brauchen, dass wir sie nicht benötigen, dass wir sie nicht wollen, haben sie sich zurückgezogen. Nach und nach. Sind leiser geworden. Und wir haben auf diese feinen Zwischentöne nicht geachtet. Haben weiter gepoltert, gelärmt, gewütet. Bis sie schließlich verstummten. Bis sie uns schließlich zurückließen in unserer allumfassenden, allniederplättenden Energie. Und sich schlafen legten. Und ihren eigenen Träumen lauschten. Denn unsere waren überladen mit das, was wir Alltag nennen.

Wenn wir die Musen wach küssen, dann küssen wir auch uns wach. Unser innerstes Ich. Unsere Mitte. Chakra. Karma. Solar plexus. Was auch immer es ist, dass uns nährt und bewegt, das uns antreibt und ausmacht, das uns unterscheidet. Es ist ein in sich horchen und aus sich heraus horchend in der Welt sein. Mit ihr sein. Und mit den Musen. Der eigenen Muse. Meiner Muse.

Wenn wir die Musen wach küssen, ist es ein Kennen lernen. Ein „wer bist du eigentlich?“ und „was tust du so, den lieben langen Tag?“. Es ist ein Abtasten, Anschauen, Betrachten, sanft Vortasten, leise Absprechen und Besprechen. Kleine Dialoge führen, die nicht zu weit gehen. Gerade so rechtens sind, um das Wachküssen zu erleichtern. Für mich. Eigentlich nur für mich und nicht für die Muse. Das Wachküssen.

Wenn wir die Musen wach küssen, küsst ein jeder seine eigene wach. Ich habe heute mal einen leisen Versuch unternommen. Ein sanftes Umschmeicheln und Zureden. Zum Aufwachen. Meine Muse und ich. Wir beginnen den Prozess des „Zurück auf Null“ – wo ich vor langer Zeit bereits war, als Kind vermutlich, bevor ich erwachsen wurde und mich verlor. Mich und meine Muse gleich dazu. Es ist ein Zurückkommen in die Heimat. Und das fühlt sich gut an. Wie sich Küsse eben gut anfühlen.

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