eins zwei und drei
I
gänzlich unvergnügt
saßen er und sie
am ufer und schwiegen sich an
zwei menschen ohne geschichte
nicht einmal ein ganzer tag
einte sie trennte sie
die nacht
wer steht nun als erster auf und geht
wer sagt das innerlichst längst ausgesprochene
adieu
II
gänzlich unvergnügt
sitzen er und sie
am tisch und schweigen sich an
zwei menschen mit geschichte
bereits mehr als ein jahrzehnt
einte sie die gewohnheit
trennt sie
sie steht als erste auf und geht
sagt nach all diesen jahren
das längst ersehnte
adieu
III
gänzlich vergnügt
sitzt sie im garten
und schweigt
ein mensch
die geschichte
sucht
sitzt und kennt
das glück oder
vielleicht auch nicht*
*kursiv: geborgte schlusszeile von hans magnus enzensberger aus „windgriff“
das ist tag 7, text 7 der #frapalywo zum impuls der geborgten schlusszeile von hans magnus enzensberger. es ist ebenso der abschluss dieser dichterwoche zum thema „geborgte worte“. wie fein, stark und berührend eure texte waren. ich danke euch sehr dafür.
wie es hier weitergeht, schreibe ich morgen. heute stehen eure texte im rampenlicht. ich danke euch fürs mitdichten, mitlesen, mitsein. von herzen und mit allen seelenwänden.
7 tage, 7 texte, 1 thema: wer bei der #frapalywo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalywo und @fraupaulchen
wer weiß. #frapalywo No. 7 http://stachelvieh.de/2019/02/08/wer-weiss-frapalywo-no-7/
sehr schön beschrieben <3
Im Rückblick
durch‘s Leben blättern
und dieses Gefühl
von Abend haben.
Als wären
schon alle Chancen verspielt
und alles am Ende vergebens gewesen.
Als wäre
der Lebensinhalt
Stolpern und Risse,
wenig Konstanz.
Schlaflose Sorgen.
Doch immer noch
lächelt das trotzige, freche Kind,
dem ist
Dein trauriger Rückblick egal.
Es flüstert:
„Vielleicht auch nicht*.“
gefällt mir, liebe Rona <3
es lebe das trotzig-freche Kind in uns !
Danke, yumami. <3
Leichtfüßig schön fließen hier Zeilen aus tiefsten Tiefen ins Weite. Das „trotzig freche Kind“ überlebt, schwimmt mit flußentlang. Wie schön!
Wie gut, dass es so ist! 🙂
zwei
zwei dinge
braucht es
sagt
er
eines abends
es sind
ahnung
ahnung und tiefgang
und dann
stecken wir fest
im kanal
als wir jünger und du
groß und ich klein. die zeit fällt
vom rad. das rad
von der achse. alles
strebt der schwerkraft
entgegen. und nun.
die
die brotscheiben
von der wäscheleine
den toaster
aus dem klo. vater
was erzählt der strom
in den
schmalen momenten
zwischen der zeit
ziehen die tage
flussabwärts. wenn
sie nicht. vielleicht auch nicht
https://barcelonalien.wordpress.com/2019/02/08/oder-aber/
auf dem Weg zu dir
vielleicht finde ich den Schlüssel
die Innentür zu öffnen dir
trostlos karge Wände
lichtwarm zu streichen
vielleicht finde ich auch das Schlüsselwort
für deinen Kummerkasten verschlossen
noch mit winterlichen Hungerfantasien
vielleicht finde ich Himmel
Schlüssel, einen leuchtgelben Schlüssel
Blumenbund für deine leere Vase
vielleicht schreibe ich ins Ätherblau auch
den Farbton Wunsch für
das Grau deines Innenfensters
vielleicht finde ich im Flug Himmel
Schlüssel Blumen Worte für dich
vielleicht auch nicht*
kursiv: geborgte Schlusszeile von Hans Magnus Enzensberger, „Windgriff“
Liebe Gerda, ich wollte dir nur kurz auf deine gestrige Anwort antworten 🙂 Freut mich sehr zu lesen, dass meine poetischen, italienischen Experimente ihren Weg finden. Danke und bis zum naechsten Mal.
von @tauscher57:
rauf runter kreuz und auch mal quer
vorwärts immer weiter manchmal auch zurück
du liebst hegst zweifel verwirfst zauderst gehst weiter
neue liebe neues glück
ist deine lebensphilosophie
für einen moment des glücklich seins
vielleicht auch nicht
von @giselheid22:
Leben ist Entscheiden: lachen – oder auch nicht, lieben – oder auch nicht, leben – oder auch nicht.
Einfach mal
vertrauen
laufen lassen
machen lassen
hoffen
und nicht bangen.
Einfach mal
zusehen
gehen lassen
los lassen
glauben
und nicht festhalten.
Einfach mal
nicht alles
im Griff haben
unter Kontrolle
und trotzdem
nicht fürchten.
Aber
vielleicht
auch nicht.
_______________________________________
https://poesiafragile.de/einfach-mal/
in den wiesen haben wir gesungen
im mondschein getanzt
eine hand in der anderen
und wo war es nicht warm
die fragen flossen, antworten auch
das vertraute eine decke
sternenvisionen
wohin es uns nicht führte
eine muschel, eine schale
schneckenhaus und fühler
im hart ein weich
wie könnte das kein schutz sein
vielleicht war das alles so
vielleicht auch nicht
schön <3
wenn ich neben einem stein stünde
in theben am ufer des nils
nach harmonie fischend
und in metaphern watend
bis zum einbruch der nacht
und darin schwelgend darüber hinaus
alles notierend, was ich erkenne
ich würde das gute besser sehen
ich würde den menschen schneller helfen
ich würde das glück im arme sammeln
ich würde erfinden und leuchten und wehen
vielleicht auch nicht
berührend <3
Liebe Sophie, das war nicht das richtige Kommando für kursiv – kannst Du das bitte ändern? (Sorry.) Vielen, vielen Dank für die Lyrik-Woche, das hat wieder Riesenspaß gemacht – bin schon gespannt, wie es weitergeht.
heute für einen moment nur
fühlte ich mich gesehen
gehört und verstanden
in meiner vielschichtigkeit
heute für einen moment nur
fühlte ich mich berührt
gehalten und angenommen
mit all meinen gefühlen
heute für einen moment nur
fühlte ich mich geliebt
selbst von mir selbst
… vielleicht auch nicht
„[…] Wenns Ende naht […]“
http://uzdz.blogspot.com/2019/02/frapalywo.html
Vor dem Zieleinlauf
– der Geraden –
fand sich (immer?)
ein Seitenpfad
ein Schleichweg
einer der leiser war
Ruhe versprach und Deckung
Das war der Weg für Dich
sagte man
das das das
war er (immer? oder?)
vielleicht auch nicht
(„Vielleicht auch nicht“: geborgte Zeile aus „Windgriff“ von Hans Magnus Enzensberger)
alles oder auch nichts
Ich bin schwer wie die Vergangenheit
Und schnell wie ein Komet
Ich breche durch dein Dach
Zertrümmere dein Haus
Stehle dir alles, was du kennst
Ich lege meine Hände um deinen Hals
So eng und gut
Vertrau mir, vertrau mir
Ich bin alles, was du willst
Gebe dir alles, was du brauchst
Reiche ich dir nicht?
Bist du nicht zufrieden?
Zusammen können wir glücklich sein oder tot
Wir sind alles
oder vielleicht auch nicht
https://jesstartas.wordpress.com/2019/02/08/tag-7-alles-oder-auch-nichts/
https://mauletti.wordpress.com/2019/02/08/frapalywo-deutsch-italiano-impuls-sieben/
von @alilicj:
https://worteausdemwunderland.wordpress.com/2019/02/08/miesepeter/
von @katkaesk:
Ob du meine Kälte spürst
in deinem schneebedeckten Bart
meine Finger fahren
Schlittschuh darin
dein Gesicht ist eine Eislaufbahn
deine Augen tragen
gefrorene Schneeflocken
bloß dein Atem –
so stell ich mir Geysire vor
oder
vielleicht auch nicht
von @nichterfasst:
https://twitter.com/nichterfasst/status/1093971766156890114/photo/1
von @gedankentaenze:
Vielleicht erkennst du und du,
dass du und du, dass ihr
aus dem selben Holz geschnitzt
Vielleicht lernst du und du
zu verzeihen
was Worte und Gesten
an Liebe zerstört
Vielleicht, ein Wunschtraum nur
Vielleicht auch nicht*
von @morgaine620:
https://thebeewritesdownloads.wordpress.com/2019/02/08/wortspiel-frapalywo7-geborgte-worte/
Vielleicht haben wir uns nie geliebt.
Vielleicht lebten wir eine Illusion – jeder für sich.
Vielleicht haben wir zu viele Worte gemacht
und einander doch zu wenig gesagt.
Vielleicht wäre alles anders gekommen.
Vielleicht.
Vielleicht auch nicht.
#frapalywo Tag 7
Ein Rätsel gabs
im Freundeskreis
zu lösen
bei einem guten
Tropfen
und munterem Geschwätz
rieten die Kumpane
viel und falsch:
„Mein erstes
ist nicht wenig,
mein zweites
einer Feder gleich
und dann
zusammen
sind wir
unbestimmt“
Die Lösung
fand sich
im Morgendämmer
zwischen
Wein und Broten
in der Antwort
auf die Frage.
Ob ich wiederkomme?
blieb ich unbestimmt
weinseligen Blickes
bevor ich vielleicht
auf langem Wege
heimging.
Vielleicht auch nicht.
kursiv geborgt aus Hans Magnus Enzensbergers „Windgriff“
Es ist vollbracht. Der letzte Tag von einer so kreativen Woche, an der ich leider, leider nicht so fleißig teilgenommen habe wie ich es hätte wollen. Manchmal ist das eben so. Ich habe diese Woche hier tolle Texte gelesen und Sophies Einfallsreichtum bewundert. Hat mir wieder große Freude gemacht, dabei zu sein. Wenn eben auch nicht an jedem Tag. Ich schicke diese Gruß, angehängt an mein letztes Gedicht zu frapalywo an alle mit dem Wunsch, dass wir uns wiedertreffen und nicht nur „vielleicht“. Vielen Dank an dich, Sophie, für all deine Ideen und deine feedbacks. Und Danke an alle frapalywoistinnen – schön, dass es euch gibt.
Liebe Grüße
Margret
danke dir, liebe margret. feine worte hast du gewählt – auch in deinem text heute 😉 lieben gruß. sophie
überzeugung
was wir alles ändern werden
durch unsere worte
mit guten taten
das geht auf keine kuhhaut
wie auch ? wir leben
seit langem vegan
wir sind bessere menschen
werden dafür gefürchtet
oder geliebt oder
vielleicht auch nicht
Nun habe ich gerade ein begonnenes Gedicht zu diesem Impuls entdeckt, fertig geschrieben, gepostet. Vielleicht der Beginn meiner persönlichen nächsten Frapalywo. Vielleicht.
https://www.schreib-t-raum.de/frapalywo-geborgte-worte-7-vielleicht/