#frapalymo no 26: was vornehm ist

gefallene magnolienblüten
kinderschaukeln die nach verlassen weiterschaukeln
herrenhüte aus wollfilz
die nase meines vaters
unberührte schneedecken und frost an den zweigen
eine einzelne klaviertaste lange gedrückt
stille

 

das ist gedicht no. 26 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „was vornehm ist“.

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

31 thoughts on “#frapalymo no 26: was vornehm ist

  1. Monika S says:

    Schweigen
    wo Schweigen geboten

    Reden
    wo Reden angemessen

    Halten
    wo Halt willkommen

    Lassen
    wo Lassen notwendig

    Mitschwingen
    ohne sich selbst
    zu verbiegen

    • Rike says:

      da ich ja erst lese, nachdem ich geschrieben habe (weil mir sonst nix mehr einfällt), sehe ich gerade, dass wir beide eher die positiveren Assoziationen hatten, und das „mitschwingen ohne sich selbst zu verbiegen“ hab ich auch mit drin (s.u.). Find ich sehr schön ausgedrückt bei Dir.
      Liebe Grüße
      Rike

  2. Flüstern das durch hohe Gänge wandert
    der schweigsame Butler
    Ein Blick in den Rosengarten der Königin
    wie die Kammerzofe duftet
    Treue die auf einen Kuss verzichtet

    Der, der mir ein Tüchlein reicht
    wenn der Film aus ist und nicht spottet

  3. Die vornehmen Damen
    meiner Kindheit

    trugen Hüte
    so groß wie Segel

    während aus ihren Ärmelchen
    schmale Hände rag-t-en

    die einzelne Worte
    auffingen wie einen Schmetterling
    („Pädagogik“ zum Beispiel)

    und dabei zierliche Tassen
    zum Mund bewegten

    oder ein Gäbelchen Sandkuchen
    (die Buttercremezeit war vorbei)

    Und wenn ich wollen und selbstgestrickt
    angehüpft kam – „guten Tach!“

    durft‘ ich ein gnädiges Lächeln
    nach Hause nehmen

    • FrauFrog says:

      Ich sehe die Damen vor mir, und das Kind auch. Ich schmunzle und erinnere mich plötzlich an meine alten „Nesthäkchen“-Bücher…

  4. Gerda Steger says:

    erhebender Anblick

    bewegtes Blau
    Wolken wie Meringues
    den Himmel zieren

    glasbrüchige Stille
    von Möwen umzischt
    Traumfäden webt
    Bilder voller Fülle
    ins Herznetz zieht

    windumatmet
    die Sonne im Meer
    dein schweigendes Flüstern
    fühlen

  5. „But … “
    begannen
    ihre Sätze

    ein lang gedehntes But

    zwischen
    Termiten
    und Würgefeigen

    buuuut
    Pause
    ein kluger Satz

    leider quakend
    und quiekend
    bleibt doch das But

    alles verziehen
    – gleich

    beim nächsten
    lieblichen But

  6. FrauFrog says:

    Sie war so vornehm

    Sie lachte nie
    Die Eierschalfarben
    ihrer Twinsets
    in Harmonie
    zum Nerzjäckchen
    das sie bei Tisch
    über ihre Schultern legte
    es zitterte nie
    auch wenn sie fröstelte
    so elegant hantierte sie
    mit Messer und Gabel
    aus Tafelsilber in Jugendstil

    Sie spielte nie
    Der Kopf!
    wussten die Kinder
    Wenn sie zur Mittagsruhe entschwand
    in die Beletage
    mussten sie still sein
    so still
    dass sie ihr Weinen hören konnten
    unter dem Plumeau
    jeden Mittwoch um 13.30 Uhr
    wenn der Gärtner
    den Borgward startete
    für seinen Chef
    den Arzt
    auf dass er zu seiner Geliebten fahren konnte
    eine Verkäuferin aus dem Nachbardorf

  7. die Nase hoch
    der Hintern gefedert
    in schwarz/weißem Tuch
    mit Würde im Schritt

    intellektuell bebrillt
    rosa die Sicht

    der Euro verfällt
    die Bank gibt nix her

    was soll`s

    die Blaumänner schuften
    (Farbenvielfalt nimmt zu)

    der Pöbel ist blöd

    • lieber michael, herzlich willkommen im #frapalymo-reigen. schön, dass du hierher gefunden hast! der monat ist zwar fast schon vorbei, aber eine nachlese ist ja auch immer wertvoll (und ein nachschreiben, falls du möchtest). und dann heißt es als nächstes wieder im mai 2015: frau paulchens lyrik monat, 30 tage, 30 gedichte, no excuses…. 🙂
      lg. sophie

      • He Sophie, soweit war ich noch nicht, dass ich rausgefunden hab, wer dahinter steckt. Bist Du das? Ich find`s wunderschön hier und fühl mich wohl beim Lesen. Aber sicher, werd ich auch noch ab und zu schreiben – auch bei „Vergangenem“.
        Du hast eine wirklich schöne Idee mit Deiner Seite!!!
        Ist das irgendwo erklärt, warum nur zwei mal im Jahr?
        Wenn ich die „Resonanz“ hier sehe … ???
        … möchtest Du das nicht öfter machen?
        Herzliche Grüße,
        Michael

        • ja, ich bin das 🙂 und hier gibt es ein paar details: http://paulchenbloggt.de/frapalymo/
          nach dreißig bzw. einunddreißig texten (mai) ist man meist auch ausgepowert, so dass die zeit dazwischen gut tut – und meist schreibt ja jeder für sich oder für andere projekte weiter… und: die zeit vergeht sooo schnell dazwischen. danke dir! lg. sophie.

        • Hallo Michael, ich hab‘ Dir ja auch schon – direkt –geschrieben, wie ich mich freue, dass Du hier nun auch dabei bist!
          Aber öfter als zweimal jährlich wird’s für Sophie wohl kaum möglich sein, denn es ist: Arbeit, viel Arbeit. Und dafür, liebe Sophie, sage ich hier schon mal herzlichen Dank!! – Themen sammeln und in einen gewissen Rhythmus bringen, Beiträge moderieren, selbst schreiben, täglich jeden einzelnen Text twittern … das ist schon 62mal im Jahr eine Leistung!!

  8. @sandrastrazzi says:

    Toscanini

    Louis XVI
    und Seidenteppich

    Champagner
    unterm Turmgebälk

    Badewasser, Rosenduft

    Fensterblick
    mit Lichtermeer

    Samt
    und nackte Haut

    Kaningeknister, Schattentanz

  9. Rike says:

    aus massivem Holz rotbraundunkel
    leicht verschnörkelte Eleganz
    mit honigduftendem Wachs
    liebevoll polierter
    matter seidiger Glanz
    handwerkliche Haltbarkeit
    statt blingbling-Gefunkel

    leise Töne
    unaufgeregt souverän
    sich einstellen auf Situationen
    und Menschen
    respektvolle Achtsamkeit
    statt lautem ICHWILL-Gedröhne

    • Monika S says:

      Danke für deinen lieben Kommentar oben.

      So ein Möbel mit leicht verschnörkelter Eleganz steht bei mir neben dem Schreibtisch und beinhaltet meine Schreibbücher. 🙂 Ja, und die respektvolle Achtsamkeit ist wohl das Vornehmste im menschlichen Miteinander.

      Liebe Grüße
      Monika

  10. Ruth says:

    wovon vornehme mädchen träumen

    sich beim reden vergaloppieren
    lauthals mitsingen bei den falschen tönen
    kaum luft kriegen vor lauter purzelbaumlachen
    mit den erdigen händen
    die verschwitzten haaren aus der stirn streichen
    und eine erdbeere vom feld stibitzen
    mit vollem kirschsteinmund spucken
    überschäumen vor glück
    und krokodilstränen heulen
    dem vater die bettdecke zusammennähen
    und nicht mehr einkriegen vor aufregung
    abends so müde sein
    dass die nasebohrende hand vom gähnenden mund fällt

    liebe sophie, selten macht novembern so spass wie hier mit euch.
    danke sehr, dass du – trotz krank – uns so eine tolle sprachgeberin bist. ich wünsche dir gut gesunden. liebdank ruth

    • liebe ruth – ich danke dir. vor allem aber danke ich dir fürs dabeisein! es ist wunderbar, deine texte zu lesen und dich als ergänzung hier zu wissen! lieben gruß. sophie.

    • FrauFrog says:

      Liebe Ruth, was für eine schöne Idee, diese Umkehrung. Genau so stelle ich mir die Träume der Kinder der „in Haltung eingesperrten“ Mutter vor.

  11. Kleiner Floh says:

    Durchs Tor hinein.
    Vier Ecktürme hoch erhoben.
    Strahlende Pracht in gelb und weiß.

    Im Rokokogarten.
    Jahrhundertalte Hainbuchhecken
    und Lindenallee.

    Blickend zu Herkules.
    Wasserkaskaden prächtig.
    Skulpturen aus Sandstein.

    Flanieren und die Schönheiten
    der vornhemen Schlossanlage
    bestaunen.

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