Gestern im Textsalon hatten wir uns zum Thema Textüberarbeitung und Revision getroffen. Es waren mal wieder sehr ergiebige und für mich hilfreiche Gespräche und gerne fasse ich mal hier zusammen, was ich gestern mitgenommen habe (Ergänzungen zu diesem Thema sind natürlich gerne erwünscht – einfach einen Kommentar einfügen!).
- Zeitpunkt des Überarbeitens: Hier schieden sich die Geister. Die einen machen da fortlaufend bei der Erstellung der Texte, andere schreiben zunächst und gehen dann in die Überarbeitung. Ich denke, für mich kommt nur eine Textüberarbeitung in Frage, nachdem ich mit meinem kreativen Schreibprozess durch bin. Alles andere wäre mir eine zu große Schere im Kopf. Aber gut zu wissen, dass es für andere auch anders funktionieren kann.
- Reihenfolge der Themen: Wir kamen auf 1. Sprache, 2. Figuren und 3. Dramatik/Spannung bzw. Plot. Je nach Genre und Thema sind sicherlich weitere Punkte denkbar, vor allem sollten natürlich die Logikpunkte nicht zu kurz kommen (also Zeitabfolge, Beschreibung der Orte, der Gegenstände etc.)
- Hilfsmittel: Gut fand ich den Tipp, sich eine Tabelle zu erstellen mit den wichtigsten W-Fragen pro Szene oder Absatz. So kann ich den Überblick über logische Zeitenabfolgen mit den entsprechenden Charakteren behalten und es kommt zu keiner Überlappung der Ereignisse.
- Überarbeitung am PC und mit Papier: Die Tendenz gestern ging dahin, dass kürzere Texte wie Kurzgeschichten eher direkt am PC überarbeitet werden und längere Texte wie Romane besser mit Papier zu bewältigen sind. Auch hier gilt natürlich: Jeder darf es machen, wie es ihm gefällt. Hauptsache: Es klappt!
- Weitere Tipps, Empfehlungen: Ab einer bestimmten Textversion den Text laut vorlesen. Hilft ungemein! Und dann auch andere Leser als Kommentatoren einbinden und um Feedback bitten. Dabei kann man ihnen bestimmte Punkte oder Fragen als Orientierung mitgeben oder man lässt es offen, so dass sie alles anmerken, was ihnen aufgefallen ist. Grundsätzlich sollte gelten: Offen und ehrliches, aber nicht persönlich verletzendes oder unkonstruktives Feedback. So genau wie möglich bleiben. Und für den Autor gilt: Man muss nicht alles an Kommentaren übernehmen. Es bleibt immer noch beim Schreiberling zu entscheiden, welche Anmerkungen man annehmen will und welche einem als nicht passend oder richtig für den Text erscheinen.
Und was heißt das für Frau Paulchen? Dass ich wesentlich mehr Revision zulassen muss und mich der Überarbeitung, was Zeit, Anspruch und Geduld betrifft, besser, häufiger und intensiver stellen muss. Das geht bei mir häufig unter!
Schön finde ich übrigens auch noch folgendes Zitat, das ich vorhin beim Stöbern gefunden habe (Quelle: eine Internetseite der Uni Bielefeld): „Textüberarbeitung bedeutet das intellektuelle Ringen um die adressatengerechte Fokussierung, die angemessene Strukturierung und die klare Darstellung dieser ‚unordentlich‘ zu Papier gebrachten Gedanken. Es ist dieser Prozess, in dem Schreibkompetenz gelernt wird.“
[Ist intellektuelles Ringen nicht ein ganz wunderbarer Ausdruck? Ich finde ihn jedenfalls grandios!]