ja bitte
ich hätte gerne zwei kilo verstand
ein pfund lachen und das glück
das nehm ich gerne am stück
die melancholie bitte in scheiben und einzeln
verpackt ach
die liebe gibt es die
im dutzend billiger
danke dass sie fragen
die trauer die nehme ich lieber entschuppt
und wenn ich zahle geht das auf rechnung
meines lebens
das ist gedicht no. 10 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „die erinnerung ist ein netz“ – nach dem zitat von oliver wendell holmes sr.
30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
von @stachelvieh: „…geknüpft von mutters händen…“ http://stachelvieh.wordpress.com/2014/11/10/entwicklung-frapalymo-no-10/
geflickt ist mein netz
mit rau rissigen fingern
der erinnerung
bin ich eine fischerin
auf dem lebensmeer
traum verknotet in den maschen hängt
muschel, seestern, tang des lebens
geflickt mein netz
mit nadel und faden den bloßen händen
wieder und wieder
hält es
immer dabei
aus dem kelch der augen-
blicke immer trinken
satt zu sein nicht
für heute nur zu fühlen
das füllende fein
verwobene netz als
steter begleiter wenn
schwer alltagsbepackt
atemlos wir
erinnerungen im netz
verfangen finden und
sie immer wieder trinken:
elixier
Ein schön zu lesendes Netz-Gedicht! Dein Bild, liebe Corinna, von der „fischerin auf dem lebensmeer traum verknotet“ spricht mich sehr an.
Liebe Sophie, wenn es dein Erinnerungseinkaufsnetz zu kaufen gibt – im Dutzend billiger? – , nehme ich gerne eines ab 🙂 Wunderbar leichtes Gedicht trotz schweren Inhalts im Netz!
Guten Morgen, Sophie, mit deinem besonderen Einkaufsnetz möchte auch ich nicht nur heute durch den Tag gehen. Federleicht verdichtet und aussagestark dein Netz-Gedicht!!!
Erinnere nicht mehr
mit großem Gepäck
was ich bewahre
passt in ein Netz
die Zeit mit dir
ist längst
durch die Maschen gerutscht
Rot hat sie nie getragen
Jeansjunge
haben sie mich genannt
marsrot war mein erstes Auto
der Käfer
die tote Grille
die davonlief
ohne Kopf
das Institut im Morgennebel
meine neue Freiheit
Lappland auch
nur keine Tiere mehr
früher immer Österreich
war öde irgendwann
bis zum Aufbruch
dann war Österreich
doch noch einmal schön
wen interessiert ein Leben
nein dreimal
was Bernhard wohl macht
wie schreibt man nur
dies eine Wort
Grün, genau Grün
war ihre Lieblingsfarbe
in Schottland
suchte er den einen Satz
das ist mir jetzt entfallen
erinnerung
ist ein netz
gewirkt aus liebe
damit ich das schwere
des tages
ertragen kann
wertvoller fang
geheimnisvolles wesen
schatten aus der tiefsee
bis jetzt einzigartig
im netz meines lebens
von @chapkron: http://uzdz.blogspot.de/p/frapalymo-november-impuls.html
wiehießernochgleich?
wenn ich den kescher packe
voller hoffnung auf
namenjagd gehe
durch maschen rutsche
viel zu weit
die können ja gar nicht!
wie sollten sie denn?
halten
und wo ist bloß der doppelte boden?
hab ich vergessen den einzuziehn?
wiehießernun der mann mit
brauner jacke und weißem haar?
günther? nein!
walter?
Ach Mama! Weißes Haar hatte doch nur
Tante Lisa damals.
stimmungen, düfte, bilder…
weben sich
längst vergangen
in meine tage
stimmungen, düfte, bilder…
holen verlorenes
aus den tiefen
meiner seele
stimmungen, düfte, bilder…
freuen mich…
ängstigen mich…
erinnern mich… jetzt
stimmungen, düfte, bilder…
erinnern mich
weben weiter
am lebensnetz
stimmungen, düfte, bilder…
mal laut und mal leise
mal grell und mal blass
sie sind mein
Liebe Sophie, dein Erinnerungseinkaufsnetz mag ich gern 😉
Verwoben und nicht greifbar
Manche Erinnerungen kann man erzählen
in wortreichen Geschichten
weiterverschenken
die meisten Erinnerungen
sind dagegen
nur
Bilder Gefühle Geräusche und Düfte
flüchtig und verwoben
eins an das andere
die dir erscheinen
unerwartet
die dich lenken
unbemerkt
die dich begleiten
immer
und doch
immer
flüchtig
geduldig am Weben
ein Netz aus klebrigen Fäden
die Ereignisse des Lebens
bleiben dran kleben
klebrige Fäden
umspinnen das Leben
aufgereiht wie auf eine Perlenkette
hängen Erinnerungen dran
Mit
Zurückhaltung
stand ich oft Neuem
gegenüber.
Alte
Erinnerungen und Verletzungen
engmaschig
wie Fußketten.
–
Könnte
ich
das Netz
doch an den Nagel
hängen!
ja Ulrike, wie wahr: es wäre schön, so ein netz einfach abzustreifen und an einen nagel zu hängen !
weisst du noch
wie wir gegen winde kämpften
und davon berichteten
als ginge es
um leben und tod?
weisst du noch
wie wir geschichten erdachten
und auf dürftiger bühne
um unser rollenleben
spielten
bis das der tod uns scheide?
weisst du noch
wie wir uns trösteten
und gleich wieder zum weinen brachten
wie wir fürchteten
für immer im schrank
versteckt nicht mehr
gesucht zu werden?
weisst du noch
wie wir das leben übten
wie wir den erwachsenen
die worte stahlen
im glauben
dass das der ernst nun sei?
weisst du noch
wie wir uns hochschaukelten
mit unseren gefühlen
damit der schwung
uns den blick freigab
so nah am horizont?
synapsen
fallende schranken schlagen die pranken
in verwebte gedanken
absichtslos
die verwebten gedanken
vertrauen den pranken
schrankenlos
geschichte
bloß
…die Fäden entwirrt, und noch tagesgenau:
http://traumspruch.wordpress.com/2014/11/10/erinnerung-im-fadennetz-gefangen/
von bee die englische übersetzung und ihr gedicht: http://beehalton.com/2014/11/162-of-365-prompt-day-for-bee-frapalymo.html
im netz
kleine fische
große fische
hängen bleibt
gesträubtes
Mit Zucker,
mit Kirschen, Erdbeeren und Apfelkompott.
Viele leckere Pfannkuchen. Soviel wir wollten.
Klein und schlank,
mit schnellen Schritten lief sie uns davon.
Zäh, stark, war immer für andere da
und pflegte ihre Lieben.
Die gesunde und nicht alternde Frau.
Kippschalter.
Zebrechlich, schwach und hilflos.
Krankheit bleibt ein Begleiter.
Die Erinnerungen, die bleiben.
Meine liebe Oma.
Bei Sonnenaufgang
sass sie auf der Hafenmauer
und sah dem alten Fischer zu
der seinen Fang in
Kisten packte
so, wie sie gerne
ihre Gedanken in
Ordnung gebracht hätte
Und als er es beendet hatte
wand er sich ihr zu
sie sah in seine Augen
aus denen er sie
preis gab
die Erinnerungen an
seine Frau und
ihre Mutter
durch die sie
zu einem Netz
versponnen waren