länderperspektive
ein land kann erinnerung sein ein ziel
beklebte seiten in reisenotizen
ein land kann leben sein eine herkunft
beklebte wände in hauchdünnen seelen
ein land kann zukunft sein ein leben
ein hoffen auf seiten und wände die beklebt werden können
ein land ist nie nur ein land
ein land sind wir
die geben die nehmen die
geben
das ist gedicht no. 25 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „flucht und asyl“ – mit dank an @tauscher57 für den impuls! ganz schön harter tobak, so ein thema. und so notwendig, es auch in der verdichtung zu beleuchten. ich bin mir sicher, dass mir diese beleuchtung nicht besonders geglückt ist. vielleicht als allererster wurf zum abhängen und sich verändern. vielleicht als erste worte, denen weitere worte fehlen vor lauter fragen, kopfschütteln und wundern. vielleicht…
30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @fraupaulchen
von @gedankentaenze:
Ein Schiff wird kommen
Sie erhofften sich Leben
und fanden den Tod
Sie steht
an der Tür
ihres Hauses.
Sie hat
ein Kind im Arm
eins an
der Hand.
Einen Rucksack
am Rücken,
den sie
gepackt hat.
Heimlich.
„Leise!“
sagt sie
zu den
verwirrten Kindern.
Er hat sie eingesperrt.
Schon wieder.
Aber sie hat
einen Schlüssel
nachmachen können.
Heimlich.
Der Rucksack
ist schwer.
Die Kinder
sind ängstlich.
Er liegt
direkt hinter
dieser Wand
und schläft.
Sie schleichen hinaus.
Heimlich.
Heimlich
muss sie sein
im eigenen Heim,
das die Hölle wurde.
Privates Kriegsgebiet.
Kontrolle,
Freiheitsberaubung,
Folter,
Schläge,
Vergewaltigung.
Direkt nebenan.
Hinter perfekten
Vorgärten,
Vorhängen,
dekorierten Türen.
Asyl und Schutz
wird sie schwer finden.
In der eigenen Stadt.
Im eigenen Land.
Es blühen Armut,
Ausgrenzung,
teure Prozesse,
ungläubige Fragen,
„Dazu gehören zwei“,
„Die armen Kinder“,
„Aber er ist doch der Vater“,
Behördengänge,
kaum Hilfe.
In einem
der reichsten Länder
der Welt
ist der Schutz
einer Frau
vor dem eigenen Mann
immer noch
nichts wert.
Heut will es nicht so richtig gehen, zu viel spukt mir durch den Kopf
hoffnung #frapalymo No. 25 http://stachelvieh.de/2018/11/25/hoffnung-frapalymo-no-25/
Sehr aussagestark. Mit einfachen Zeilen zum Innersten, dein Gedicht, Stachelvieh.
Ich danke Dir.
Evakuierung
Man wusste es ja:
die Risse fraßen sich
immer tiefer in den Beton.
Unsere Fragen wurden
mit vorgedrucktem
Gottvertrauen beantwortet –
aber der Geldgott
bewahrte sein Heiligtum nicht:
eines Tages zerbarst es
zerstob es
vor einem freundlichen
leuchtenden Himmel.
Leergeräumt sind die Städte
die Dörfer –
wir sitzen in Plastikhaut
millionenfach
an den Auffangstationen
und warten
auf nichts.
Da sagt jemand:
man wusste es ja –
längst hättet ihr
wegziehen können
ihr dummen Menschen.
Traum vom schönen Mittelmeer
glatt und ruhig die Oberfläche
und doch ein Massengrab
schon seit Jahren
aus überfüllten Lagern Krieg Verzweiflung Tod in neuen Tod ?
gestritten wird gestorben weiter
Verdrängung herrscht und
schon seit vielen Jahren
https://www.schreib-t-raum.de/frapalymo2018-25-flucht-und-asyl/
Asylflucht
eine Welt die Allen gehört
zu gleichen Teilen
mit gleichen Rechten
gleichen Pflichten
wer flüchtet vor
wer flüchtet nach
und wenn warum wozu
und wer gibt wem Asyl
mit welchem Recht
mit welcher Pflicht
als kleiner Teil
vom GroßenGanzen
An den Ufern der mittleren Meere
weinen die Wasser.
Bitter-salzige Tränen.
Der Wind flüstert Totengesänge.
Landeinwärts. Landauswärts.
Ein schauriges Lied.
Die Melodien leben fort.
In jeder Muschel.
In jedem Blatt.
Schaurig, traurig schöne Verszeilen, die unter die Haut mir gehen.
Exil oder Flucht
Leben hinter vier Wänden
ohne Atem Luft ohne Fensterblick ent
fliehen er will nicht
kann Hände & Füße gefesselt
sein Leben noch an einen Faden hängt
er wächst über sich hinaus und
weiß nicht wohin es
tröpfelt die Zeit dahin
seine gefrorene Zeit die letzten Tage
ein stilllauter Schrei nach Atem
Freiheit nach Hunger & Licht
das seine Seele wärmt
seit tausendundmehr Nächten träumt er
sich durchs Spinnfadennetz hinaus
und flüchtet kurz in die Wärme
in den Duft ihrer Haut
seit tausendundmehr Nächten träumt er
sich durchs Spinnfadennetz hinaus
und flüchtet kurz in die Wärme
in den Duft ihrer Haut
Ich war froh, liebe Gerda, dass diese Zeilen den Abschluss deines heutigen frapalymo bilden. Sie trösten.
DANKE, liebe Margret, für diese Rückmeldung! Schön, wenn Worte auch Trost sein können.
flüchten … wovor ?
vor der vergangenheit
in der die ursachen
tief verwurzelt sind
vor der gegenwart
in der ohne wasser und licht
nichts wachsen kann
vor der zukunft
die niemals früchte
tragen wird
flüchten … wohin ?
Übersetzt von klugen
Köpfen, Weisen ihres
Landes erfuhren sie,
was In fremder Sprache
geschrieben stand:
Die Würde
des Menschen
ist unantastbar.
Ist unantastbar.
Wie das klang!
Welcher Zauber
darin lag!
Und sie erfuhren
weiter: Politisch Verfolgte
genießen Asylrecht.
So.
Aber weiter erfuhren sie
nicht.
Gefahr war
ihr täglich Brot,
das ihr Gott
ihnen gab.
Seinem Fingerzeig
folgend machten
sie sich auf, verließen
die vertrauten Gefilde, die
mit Feuer vom Himmel
keine Würde mehr
zuließen, machten sich auf
auf in ein
würdevolles Land
ein Land, das ihnen
Schutz geben würde.
Auf einen Weg
voller Gefahren
einem Weg mit einer
Gleichung, die aus
vielen Unbekannten
bestand und alle hatten
ihr nacktes Leben,
aber keine Mathematik
im Gepäck, sondern nur
die Vorfreude auf die Würde
die ihnen zuteil werden würde.
Es strahlte weit, das neue Land,
das wundervolle.
Es trug sie auf den
Regenbogenfarben der Hoffnung.
Hätte nur einer
ihnen die Komplexität,
die Auslegungen der
Folgeabsätze erklärt –
Wären sie dem Fingerzeig gefolgt?
Sie wären.
GG, Abs. 1; GG Abs. 16a
Du hast alles auf den Punkt gebracht, liebe Margret, und in einer so authentisch schönen Sprachform, so das mich dein ausdrucksstarkes Gedicht sehr berüht.
Es freut mich, dass mein Text bei dir das Gehör gefunden hat, liebe Gerda. Vielen lieben Dank.
Fluchten-asyl-ABC
https://mikesch1234.wordpress.com/2018/11/25/fluchten-asyl-abc-frapalymo-25nov18/
LG, Hille
Weil sich mir das so eingebrannt hat, noch ein Nachschlag
augen #frapalymo No. 25.1 http://stachelvieh.de/2018/11/25/augen-frapalymo-no-25-1/
Wir sind
unterschiedlich
an Farbe
und können uns
doch sehen.
Wir tragen Kleidung,
die uns versteckt,
und sind doch alle
nackt darunter.
Wir sprechen
eine andere Sprache
und lachen doch
gemeinsam.
Wir gehen Wege,
stolpern, stehen auf
und schätzen das
kleine Glück.
Wir sind uns
keine Fremden
solange wir
denselben Himmel
sehen.
Flucht verflucht in die Flucht geschlagen flüchtig unbewusst bewusst in Kauf genommen nicht willkommen dort nichtnicht hier…am Tellerrand abgebogen unbekannt verzogen gelogen lügst dich selbst an…gib der Wahrheit ein Asyl!
stark Dein Appell zum Schluß: gib der Wahrheit ein Asyl
Ortlos gebrochen
im entmenschlichten Raum
irrt in Gefühlswüsten
eine Fremde
fehlt ein Herz
und alles
uns allen
ein Wort
eine Hand
ich bin gast
aus mitteleuropa
dank oktoberfest und merkel
hoch angesehen.
menschen, die ich kenne,
aus albanien wollen wieder zurück
aus rumanien zogen letzten monat weiter
aus marokko machten tolle kindergeburtstage.
ich bin gast
aus mitteleuropa
und sehe fern:
die inseln hier
ob gross oder klein
sind arm und zerbrechlich und wissen nicht weiter
wohin mit den särgen
ich bin gast
aus mitteleuropa
und habe das geld für den reichsten
supermercato hier
und der zufall wollte
dass ich die schweigeminute für lampedusa
zwischen den mehr als mannshohen regalen
beging
ich bin
mensch und beweinte
die toten
von @kopfgaleristin:
Mensch -lichkeit.
Menschen -liebe.
Hier, wenn nicht dort,
und ein Wort erklärt
das Recht eines jeden
Menschen selbst -verständlich.
von @morgaine620:
https://thebeewritesdownloads.wordpress.com/2018/11/25/frapalymo-poem-for-november-25th-2018-bi-lingual/
von @justme_hh:
fliehen müssen weil nichts mehr geht
keine Hilfe finden weil nichts mehr geht
Hoffnung
Zukunft
suchen
finden?
das Thema flasht die Synapsen
– das nichts mehr geht
die einen verstehen nicht
die anderen haben nur diesen Weg
crisis of humanity
von @giselheid22:
Innen und außen
heimatlos,
der keinen Ruhe-
Ort hat in sich selbst.
von @tauscher57:
da saß sie nun mit kind
verkaufte des gartens frucht
was träumte sie was hat sie sich erhofft
von ihrem leben in ihrem land
ohne mann mit kind flüchten?
beschwerlich und hart der weg
ins neue land der zukunft
sie wird es wagen für schönere tage
von @springvogel:
Wo sind sie geblieben
die Polen für den Aufbau
des Ruhrgebiets die Ver
triebenen Gastarbeiter des
Wirschaffendaswunders aus
ganz Europa und die Spät
aussiedler? Ihre Kinder unter
richten unsere Enkel heiraten
und Syrien ist gleich neben
an Nachbar.
von @alilicj:
https://worteausdemwunderland.wordpress.com/2018/11/25/bruechige-seelen/
„[…] skrupellos […]“
http://uzdz.blogspot.com/2018/11/heimatlos.html
Fluchten, jenseits:
https://www.sprachspielerin.de/2018/11/25/fluchten-jenseits/
future
flucht ohne wiederkehr
gezeitenverschollen am strand
angst vor dem morgen