Anstatt euch eine Abhandlung über Perspektive und Erzählstimme zu liefern, habe ich im Netz recherchiert und will euch viel lieber einige Zitate, Gedanken, Fundstücke präsentieren, die das ganze Thema hoffentlich näher erläutern und/oder zumindest mal zum Nachdenken anregen. Los geht’s:
Beitrag von Judith aus dem Montségur Autorenforum:
Ich würde sagen, dass die Erzählstimme ganz entscheidend ist. Vor einigen Jahren hatte ich von einem Verlag auch mal eine Absage, die begründet wurde – trotz guter Geschichte – mit „stilistisch nicht außergewöhnlich genug“ – mMn also eine Erzählstimme, die sich in viele andere einreihte und nicht herausstach.
Ich denke auch, dass die Erzählstimme von Anfang an spürbar ist. (Sein sollte.) Das hat nichts damit zu tun, dass sie sich verändert, wenn die Perspektive wechselt, oder das Genre ein anderes ist etc., und schon gar nicht, wenn innerhalb des Romans der 16jährige wörtliche Rede von sich gibt, denn das ist ja etwas anderes. Es ist ja auch ein bisschen anders als „Autorenstimme“. Mein lustiger Roman klingt jedenfalls ganz anders als mein Entwicklungsroman, auch wenn beide erkennbar ein typischer „Judith-Roman“ sind.
Diese Erzählstimme – der Grundton – darf sogar bei Exposé und co. durchschimmern, damit Agenten und Lektoren ein Bild davon bekommen können, wie der ganze Roman „klingt“. Poetisch, flapsig, komisch, postmodern – die Beurteilenden können somit schon erfühlen, wie das gesamte Werk wird.
Ich schließe mich an die Stimmen an, die sagen, im (überarbeiteten) Idealfall tönt die Erzählstimme von Anfang an heraus, und das ist Agenten und Lektoren sehr wohl wichtig, denn die Erzählstimme bringt auch Einzigartigkeit.
Eintrag von Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe online zu „Stimme“:
Stimme: Instanz, die den Text oder einen Teil des Textes erzählt. Der Erzähltext lässt Rückschlüsse auf denjenigen zu, der spricht, und auf denjenigen, der das Geschilderte wahrnimmt. Da es sich um Konstrukte handelt, sollen sie unerpsönlich beschrieben werden, also als Stimme (die Erzählinstanz) und als Fokalisierung (die Wahrnehmungsinstanz). Die „Stimme“ ist die Antwort auf die Frage: Wer spricht den Erzähltext? Dabei lassen sich drei Aspekte unterscheiden: Zeitpunkt des Erzählens, Ebene des Erzählens und Stellung des Erzählers zum erzählten Geschehen.
(Anmerkung Sophie: ist übrigens eh eine ganz interessante Seite – solltet ihr euch also mal merken…)
Dann natürlich der Klassiker: der Eintrag bei Wikipedia:
Die Erzählperspektive eines erzählenden Textes (Epik) ist eine Antwort auf die Frage „Wo sieht und spricht der Erzähler?“ oder auch „Was kann der Erzähler wissen?“. In der Literaturwissenschaft gibt es, entsprechend den verschiedenen Erzähltheorien, auch zahlreiche Modelle von Erzählperspektiven. Die Erzählperspektive kann von der Erzählhaltung unterschieden werden.
(Anmerkung Sophie: habe noch nie von Stanzels und Genettes Erzählperspektivtheorien gehört und dabei doch Literaturwissenschaft studiert…wo ist da nur die Qualität der Lehre hin…?)
Und ergänzend zum normalen Wiki: das Bücher-Wiki zum Thema (auch klasse Seite, die man sich merken kann und sollte!)
Noch einen ganz anderen Beitrag zur Perspektive ist das Literaturheft Perspektive und seine Webpräsenz dazu…Schaut da ruhig mal auf die Seite: aufschlussreich!
Und dann noch zwei Links für Lehrer und Schüler, die aber einen pragmatischen Ansatz – gut, eher etwas schulmeisterlich, aber doch recht ordentlich – bieten:
Erzählperspektive auf TeachSam (Lehren und Lernen online)
Erzählperspektive auf Lehrerfreund
Hat’s euch geholfen, fandet ihr es interessant? Lasst es mich wissen!