Ich finde, dieses Jahr sollte mein Jahr der Impulse werden. Viel zu selten nehmen wir Impulse von außen war, um unser eigenes Denken zu überdenken, unser Handeln zu verändern oder Anstöße als Geschenke anzunehmen, um daraus Neues zu entwickeln. Ein Impulsgeber ist dieses Jahr mein wöchentliches Schreiben für und mit Unternehmen Lyrik von Michaela. Aber es gibt auch ganz viele Impulse, die ständig um mich herum passieren und denen ich in der Vergangenheit viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Oder die ich zu wenig beachtet habe. Gestern war ein ganz großer Impuls – ein kreativer Impuls, denn es gibt natürlich auch Impulse für das Arbeitsleben, das Kochen, die Freundschaft, die Liebe…
Gestern aber war ich im Nationaltheater Mannheim und habe Bang on it! gesehen. Ein Ballettabend mit drei verschiedenen Stücken verschiedener Choreographen. Sehr schön, sehr ästhetisch, sehr gewöhnungsbedürftig, da Frau Paulchen nie ins Ballett geht. Aber allein die Tatsache, mal wieder etwas anderes zu sehen, wie andere ihren Körper beherrschen, ihn zum Beruf machen (nein, nicht was ihr jetzt denkt!) und sich vermutlich mit Mitte Dreißig bereits eine neue Option überlegen müssen, hat mich zum Nachdenken angeregt.
Das war gestern ein Impuls für folgende Überlegungen:
- Was machen Balletttänzer, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können? Was werden sie dann? Fangen sie mit 35 Jahren an zu studieren, eine Lehre zu machen oder werden sie alle Tanzlehrer? Ich habe keine Ahnung, habe mir aber diese Frage noch nie gestellt.
- Welche Stücke für ältere Tänzer gibt es? Warum nicht mehr davon? Sieht man nicht gerne ältere Körper tanzen?
- Was ist, wenn für eine Geschichte ein „ausrangierter“ Tänzer mit sagen wir mal Mitte fünfzig wieder aufgerufen wird, sich an einem Stück zu beteiligen? Wie nimmt er die Herausforderung an? Freut er sich oder ist er enttäuscht, weil sein Körper einmal so fit und agil war und nun einfach steifer und unbeweglicher? Findet er nochmals die Motivation, sich aufzurappeln? Vielleicht ist es eine Geschichte eines Mannes, der damit aus einem Tief heraus findet, zurück auf die Bühne. Vielleicht findet er heraus, dass es doch auch noch für ihn als älteren Menschen einen Lebensinhalt gibt und vielleicht besteht dieser nicht nur aus Bühne, Ruhm, Applaus und Tanzen, aber erst durch das wiederentdeckte Tanzen findet er das heraus?
- Die Tänzer schienen gestern aus der ganzen Welt zu kommen. Was für eine Atmosphäre unter den Tänzern muss herrschen. International, immer auf dem Sprung, so völlig ohne Heimat, dafür aber sehr mit den anderen aus dem Repertoire verbunden? Immerhin: Ihre Sprache ist wahrhaft international und kennt keine Barrieren.
- Wie oft sehen sie ihre Familien? Haben sie Heimweh oder zählt einfach nur, dass sie irgendwo in einer Spielzeit tanzen dürfen? Wie ist die Konkurrenz?
Das, meine Lieben, sind Ergebnisse des ersten und einen Impulses. Wie sieht es bei euch aus? Findet ihr Impulse und nehmt ihr euch ausreichend Zeit dafür, sie zu würdigen oder vielleicht ein paar Überlegungen dazu anzustellen? Ist ja nicht so, dass ich jetzt hergehen würde und zu all diesen Fragen eine Antwort suche, aber ich habe sie mir gestellt, die Fragen. Und jetzt stehen sie da und können mir leichter Ideen geben, wenn ich welche brauche.
Impulse sind kleine Wachmacher, Aufmerksamkeitsrüttler, die einen die Welt mit noch etwas geöffneteren Augen betrachten lassen. Schätzt sie! Seid dankbar! Frau Paulchen ist es auf jeden Fall.