der erste tag, der sich den regenmantel angelegt hat. für uns lyriker ist das nicht so entscheidend, aber die graffiti-künstler können nicht weiterarbeiten. zeitdruck. zeitdruck, der nun spürbar wird, da es um die vorbereitung der kunstsommernacht geht. es läuft das kribbeln und schwirren durch räume. die teilnehmer des textile arts-kurses haben schon einige abende bis mitternacht gearbeitet, den tänzern ist ihr eigenes bett fremd geworden, nur bei der schreibenden zunft scheinen sich die zeiten nicht verschoben zu haben. ein luxusgut – vor allem wenn man die anderen mit ihrem zeitdruck spürt.
wir arbeiten morgens jeder für sich an seinen eigenen texten. es sollen ja ein paar in der kunstsommernacht gelesen werden. ich nutze diese, wie michaela so schön in anspielung auf das kloster hier sagt, „zellenzeit“, um die kurse printmaking sowie kalligrafie und typografie zu besuchen. wunderbare atmosphären und tolle werke. die arbeit mit farbe, mit druck, mit zeit. schnitte auf holz, linoleum, plastik. schicht für schicht entsteht ein bild. schriften, die sich über papier ziehen. ebenfalls in schichten. in kreisen, in bahnen. schwarz weiß und doch alles andere als schwarz weiß. spiel mit linien, mit satz, wort, buchstaben. linien nur noch. ein toller exkurs für mich. es sind eben diese exkurse, die hier im kunstsommer in irsee möglich sind, die die woche für mich so wertvoll machen.
mittagsgespräch mit georges wenger – kalligrafie und typografie. die teilnahme an einem seiner kurse habe ich mir längst als ziel gesetzt. wunderbare kunst. wortschichten. auszüge. abstraktionen. wiederfinden. eine besondere kunst. ein besonderer mann. geschichtenerzähler. er. sein werk. auf ganz humorvolle und eindringliche art und weise zieht er uns in seine arbeit und seine kunst. wir sehen und staunen. großformate und sprache spiel mit der sprache, die übermannt. kleinformate, die zusammen groß werden. verschiedene materialien, formen, farben, größen. ein einbezug von allem. leben in kunst. ganz besonders. eine stunde zeit mit georges wenger. ein geschenk.
der erste abend ohne abendwerkstatt. schade. mit dem mittagsgespräch hat der kunstsommer seinen abschluss an meistergesprächen und werkeinblicken bekommen. so langsam geht der kunstsommer zu ende. eine letzte nacht. ein abschluss. es wird musik stimmen große augen klang raum wortgewalten geben – und staunen. und in ihrem besonderen abschluss dennoch heiterkeit.