#frapalymo no 30: noch

noch
ist das licht da
die zeit in den minuten
das ich am fluss

die einzelnen töne
und das brüchige ihrer stimme
tragen über die terrasse bis der fluss
sie schluckt und das schiff
auf dem weg zum meer
nicht
die geschichte der an der hafenmauer abgelegten blumen
nicht
die melancholie in den kaffeelöffelbewegungen einer leergetrunkenen tasse
sieht nur das weißgestrahlte seemannsdenkmal am quai

noch
ist das sehnen da
das sehnsuchtsvolle sich selbst
am liebsten weit am liebsten

 

das ist gedicht no. 30 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „die blauen stunden auf den terrassen kosmopolitischer cafés“.

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

36 thoughts on “#frapalymo no 30: noch

  1. Immer wieder

    Im selben Alltagswald die Grüngrau-Melodien
    hinter Denkgespinsten
    Waldgespenstern
    Immer wieder die Sehnsucht
    im Dämmergrün die eine Nuance
    zu erhaschen, einen neuen Ton
    Und
    im Frostigen singt plötzlich die Amsel

  2. Gerda Steger says:

    Einen schönen 1. Advent, liebe Sophie, Dein Gedicht verschönert mir diesen Adventsonntag , dieses „sehnsuchtsvolle“ geht mir unter die Haut. Ist nicht auch diese vorweihnachtliche Zeit von Sehnsucht getragen? So wünsche ich Dir und euch allen hier im „frapalymo“ eine lichtvolle Adventzeit mit vielen blauen Stunden!

    „Wer sich nach Licht sehnt, ist nicht lichtlos, denn die Sehnsucht ist schon Licht“. (Bettina von Arnim)

    So war auch dieser November für mich eine Lichtzeit – eine täglich blaue Stunde des Schreibens und Lesens innerhalb des „frapalymo“. Dank Dir, liebe Sophie, und Dank an euch allen!!!

    Mit dem Kerzenlicht in den Augen….
    Gerda

  3. Gerda Steger says:

    in Blau eingehüllt

    Atemwolken
    die Sehnsucht tanzt
    der blaue Traum
    am Ufer meines Flusses
    voller Durst

    nach dem Mee(h)r
    die Arme gestreckt
    mein unbändiger Fluss
    den Sonnenterrassen entlang
    im Licht der Lagune

    da tropft so viel Blau
    ins Herz ins Leere leer
    getrunken die Kaffeetasse
    auf einer Strandterrasse fern-
    nah dir

    • FrauFrog says:

      Chapeaux für uns alle! Jedes einzelne Gedicht aus dem vergangenen Monat trage ich im Geiste als Büchlein mit mir herum. Wir könnten ja ein echtes daraus machen…
      Hab Dank, liebe Sophie, für die bereichernde Inspiration. Es ist eine Gabe, solche Impulse zu finden und weiterzugeben. Es war mir eine Freude dabei zu sein. Möge der Mai bald kommen. <3

  4. Corinna says:

    Im Café Cosmopolit
    (bellissimo, really nice)
    im Singsang der Nationen
    die Füße ausgestreckt
    in die blaue Nacht
    Blicke baden
    (you want to swim, later?)
    im kleinen Puerto
    mit den Fischerbooten auf und ab
    Gedanken schaukeln
    seltsam stumm die Möwen hier
    (non, je ne regrette rien)
    einen Arm locker
    über die Lehne des Nachbarstuhls
    mit den Fingern schnippen
    Cappuccino, sì
    La Paloma, Sehnsucht
    weiße Feder schwebt
    durch diese Nacht

    • Gerda Steger says:

      Atemberaubend schön dein Fernweh-Gedicht, liebe Corinna, das dem gegebenen Impuls so nahe liegt, wunderbar die Stimmung blauer Stunde einfängt. Chapeau!

  5. Hab heute Nacht einen Fehler gemacht und setzte mein Gedicht schon zum Impuls.? Deswegen hier ein neues:

    ein lautes
    Jahr wird müde
    du legst streichelnd
    kurze Tage zum Schoß

    wilder Ritt
    mit den Winden
    donnert über die Himmel
    Truden schleichen ums Haus

    schließ Fenster
    verriegel die Tür

    aus der Seele
    floss dein Tun
    im Kamin brennt Holunder
    Segen schlummert im Keim

    Dunkel
    schmilzt in der Zeit

  6. FrauFrog says:

    In diesen blauen Minuten
    wenn die Nacht noch Lampenfieber hat
    bevor die obere Stadt
    ihre Lichter anknipst
    und die Tore öffnet
    wenn die Sprache entgrenzt ist
    unter den weißen Markisen
    kritzle ich alte Worte
    auf weiße Servietten
    und lasse sie fliegen
    in die neue Zeit

    • Gerda Steger says:

      „Wenn die Sprache entgrenzt ist“ – ein blauer Traum – fließen Wortklänge ins Herz! Wundervoll auch „wenn die Nacht noch Lampenfieber hat“ schweigen Worte, zittern Gefühle im Sternenlicht. Ein Lesegenuss diese Herzenspoesie! Danke, Frau Frog!

  7. Rike says:

    gestrandet an Bahnhöfen, die Sorge,
    das Schiff zu erreichen, die Insel,
    geteilt, wie die Vorfreude auf entspannte
    Urlaubstage am Meer, wie dortige Spaziergänge
    wie Gespräche,
    die zu Freundschaft führen
    und der Tee mit Ausblick,
    auf der Terrasse des schönen
    Inselcafés

  8. Monika S says:

    hinter Glas umkreist
    der Planet seine Sonne
    mitten in Berlin

    der Spatz pickt emsig
    Hoffnungskrümel im Blau der
    Abenddämmerung

    der Mensch kommt zu nah
    Vogel und Hoffnung flüchten
    kehren bald zurück

  9. herbstliche eloge an frau paulchen

    in
    der dämmerung dichtend
    in
    paulchens cafe
    mit tee
    blaue stunde
    zwischen bachmann und benn
    gelesen von ringelnatz
    applaudiert vom lyrischen monat
    november
    morgen vergessen
    vielleicht
    stattdessen
    die feder herbei
    zukünftiges schreiben im
    mai

  10. Mönche
    im Casanova
    heißt das Café
    Terrasse mit
    Blick auf die Kirche

    die alte Kirche
    das kleine Tor
    Schutz vor Reitern
    nie zerstört

    eine Ausnahme
    im Heiligen Land
    auf dem Vorplatz
    der wichtigen Menschen

    Schatten
    Gespräche von Schuld
    ein Markt
    ohne Touristen

    außer mir

    Stadt
    der Geschichten
    von Rettung
    nun hoffnungslos

  11. tortoni

    bilder
    wände
    der großen
    verehrten

    im licht

    gläserne
    farben
    leuchtend
    warm

    schwebend
    weiches
    raues
    spanisch

    sein
    in anderer zeit
    geborgen

    in duft
    und klang

    verstummt
    der lärm
    der straße

    schmerz
    lust
    sehnsucht
    liebe

    schwingt
    der tango
    tango

    drängend
    leise

    und zärtlich
    der tango

  12. im dämmerungslicht
    auf der caféterrasse

    eintauchen in die klangwellen
    fremder sprachen

    ich nestele an meinen accessoires
    höre mich einfach ins weite

    durch tore aus fragezeichen
    meine füße spüren den sand

    stiller pausen

    auf dem weg
    in die prunkvolle abendstadt

  13. Hallo Sophie.
    Leider kam ich ziemlich spät daher, hab`s aber sehr genossen, hier zu lesen und auch noch mitschreiben zu dürfen.
    Herzlichen Dank dafür!!!
    Wir lesen uns wieder.
    Liebe Grüße,
    Michael

  14. Ruth says:

    es lockt
    es rauscht
    es stillt

    das wort ist bild
    noch seh ich meine hände

    noch denk ich
    dass es wird

    dass das
    was ist
    sich ändert

    ich warte

    das licht wird fahl
    das wort wird klang

    wird mensch

  15. Ruth says:

    Auf wiederlesen, liebe sophie
    auf wiederlesen, liebe frapalymerInnen
    es war mir eine ehre
    mich in eure worte einzureihen
    tägliche freude und inspiration zu finden
    es hat spass gemacht
    diese herausforderung anzunehmen
    aus dem bauch heraus, auch mal kurz vor mitternacht
    haareraufend nach worten zu ringen
    und immer wieder auch leisen sätzen
    das ohr zu gedulden
    deine impulse, liebe sophie haben mir den tag verbuntet
    und die gedichte von euch frapalymonianerInnen haben mitgewebt bei meinem wörterteppich. ein winterbild mit sommerrufen.
    ein hineintasten in den advent.
    ich war gerne hier. ich werde euch vermissen.
    ich werde hin und wieder
    in einer blauen stunde
    in einem zug
    beim pastaessen
    beim dachbodengang
    an euch denken. und das sehr gerne.
    auf wiederlesen. und hab grossen dank, liebe sophie.
    ruth

    • Gerda Steger says:

      Liebe Ruth, Dein Danke-Gedicht, das all die wunderbaren Schreibimpulse durchstreift, als Kurzfassung gut herüber kommt, lässt Freude und auch kleinwenig Wehmut spüren. Es umschließt alles, was „frapalymo “ ausmacht: ein Gefühl, das uns verknotet, uns mit schönen Erinnerungsbildern einer blauenden Zeit entlässt. Danke sagt auch mein Leseherz!
      Poetische Lichtgrüße Dir und an euch allen!
      Gerda

  16. Liebe Sophie, herzlichen Dank für die vielen, inspirierenden Impulse in diesem November.
    Trotzdem war es diesmal für mich anders, als die früheren Male. Ich hatte mich sehr gefreut und merkte dann plötzlich, dass ich nicht so recht hineinfand. Sei es, dass ich krank wurde, oder dass meine Schreibreise in den Schwarzwald Energie abgezogen hat, ich konnte oft sehr viele Texte von den anderen einfach nicht verstehen. Sie wirkten auf mich wie aneinandergereihte Fragmente von Gedankengängen. Kaum war ich einem gefolgt, wurde ich schon wieder herausgerissen. Auch etliche deiner Texte gehörten dazu.
    Bin ich zu alt? Habe ich mich echt gefragt.
    Einige Texte waren aber für mich auch herzerwärmend. So war es diesmal ein Wechselbad der Gefühle.
    Jedenfalls möchte ich dir herzlich danken für die wundervolle Idee, 2x im Jahr den Frapalymo zu starten und Lyriker zusammen zu bringen, zu den selben Impulsen zu dichten.
    Herzlichst, Birgit

  17. Kleiner Floh says:

    Beim #frapalymo war ich sehr gerne dabei,
    manchmal kostete es auch Müh, Zeit und Tränen.
    Doch es war wunderbar,
    die Worte von allen bezaubernd,
    eine Freude.
    Vielen Dank liebe Sophie!

    Auf den letzten Impuls verzichte ich zu später Stunde und genieße hierfür die Beiträge der anderen. Ein schöner Lesegenuss und -abschluss.

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