#frapalymo 29nov18: gurken zum glotzen am baum

gurken zum glotzen am baum

die wohlfahrt die heißt käthe kitsch
und hat ihr zuhause
in tagen des zuviels

hier wo nickende chinesen
gurken zum glotzen am baum mit glitzer kaufen dazu
gartenzwerge mit schneehaube und
güldene pausbackenengel auf wattewolken
(foto! foto! foto!)
findet sich neuschwanstein
das (auch) nachts (auch) batterielos (auch) leuchtet
(foto! foto! foto!)

was ist das schön
das bäumlein das sich dreht
fettes fakes schneegeriesel mit rosa und gold
die winterfarben des jahres
bitteschön bittesehr bitteteuer
(foto! foto! foto!)

die wohlfahrt die heißt käthe kitsch
ihr zuhause heißt zuviel

(die echte wohlfahrt findest du dritte ecke links
dort wo nichts leuchtet sich nichts
weiter dreht)

 

 

das ist gedicht no. 29 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „schreibt ein kitschgedicht“ – und ist teil 2 des doppelimpulses. der erste teil gestern lautete „schreibt ein postkartengedicht“. nun bin ich auf viel glitzer, tand und übermaß gespannt. oder wie sieht euer kitsch aus…?

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @fraupaulchen

36 thoughts on “#frapalymo 29nov18: gurken zum glotzen am baum

  1. von @springvogel:

    Hab hier gesessen, in einen Apfel
    gebissen – so ganz doll, ich werd dich
    vermissen werd ich den Apfelkitsch
    hab ich hinter die Hecke geschmissen
    Du warst so gut, mein Äpfelchen, süß
    Nun dies: Ich liebe ditsch und dies Geditsch
    wie jenen ollen Apfelkitsch.

  2. von @dandelionsawake:

    Es hat weiße Zuckerwatte geschneit.
    Minz-Lüftchen marmoriert
    pastellene Schlieren.
    Badeschaum mit Glitzer
    hüllt duftende Haut in Samt u. Nerz.
    Überfluss quillt
    aus jeder Lebkuchen-Fuge.
    Gold-Regen in Dagobert-Duck’s
    Champs-Élysées,
    und Partys.

  3. Gerda Steger says:

    überladen

    sie verliert ihn
    inmitten lauter glitzerschreie viel
    zu viel der schrillen laute,
    diesen nichtssagenden farb
    geräuschen die übertönen sie
    sucht sucht nichts findet
    ihn nicht in dieser buntschrägen menge
    der porzellangesichter, lahmgelegten wildtieren
    hinter glasvitrinen viel billigzeug
    (vergangenes wachzuhalten)
    stilwidrig bilder ohne atem viel
    zu viel der duft
    losen rosen überall viel
    grün zeug verstaubt nicht
    verdirbt in diesen schalen
    räume leben alles eng fürs er
    fassen der sinne genuss
    entfernt sie irrt verwirrt blind
    dem unsagbaren tand entlang und
    verliert ihn, ihr wichtigstes da
    rüber über blick sie such!

  4. Kitsch-Fragmente

    Hörst du des Waldes Rauschen?
    Lass uns zusammen lauschen!

    Es röhrt der Hirsch, es springt das Reh –
    wenn ich dich nur bald wiederseh!

    Vom Himmel hol ich dir die Sterne –
    wärst du doch näher, nicht so ferne …

    Die Sehnsucht mir das Herze bricht.
    Gedenke mein. Vergissmeinicht.

    Ich wünsche mir, mein Rosenherz,
    ein Wort gegen den Seelenschmerz.

    Lass mich nicht so laut flehen:
    Ich möchte mit dir gehen.

    .

    Ein Töpfchen voll mit Schmalz –
    ich hole Brot und Salz!

  5. @Maremmafotos says:

    Wolkenkitsch Kitschpostkarten
    Fotos in rosa gelb und grell
    schwelgen in Farben
    Exotik Karibik und alles zuviel
    lodernd überzeichnet
    und doch nicht weit entfernt
    die Wirklichkeit im Filter

  6. Da reitet er
    einsam und stark
    in den Sonnenuntergang hinein
    von der Welt und den Menschen
    im Stich gelassen
    nur noch sein treuer Hund
    sein treues Pferd
    sind im geblieben
    die letzte Liebe
    ließ er zurück
    in Laramie
    doch hinterm Horizont
    das weiß er
    geht’s weiter
    und bleibt ein Trottel
    bis ans Ende seiner Tage

    • und bleibt ein Trottel
      bis ans Ende seiner Tage

      …und einsam aber schneller – ich sehe so einen einsamen Cowboy, wie du ihn beschreibst, gedanklich immer nur von hinten. Komisch.

  7. Kultkitsch

    (…zumindest die Älteren erinnern sich ;))

    Licht aus …womm

    Spot an JA!

    Heidi Müller aus Zülpich-Ülpenich
    Föhnfrisur und Minirock
    do you speak english honey I do
    schöne Maid hojahojaho
    sexy Rexi
    Dancing Queen
    Plateausohlen das kann ein Trick sein
    oh Maria ich hab dich liiieb
    eine Träne
    Ültje und Salzletten
    und dazu
    immer wieder sonntags
    Lambrusco und für die Ladies eine Kullerpfirsichbowle

    chibidibidippdipp dipp

    hello again
    das muss der Schlüssel zum Glück sein
    merci merci merci Cherieee
    Raufbrüder Saufbrüder immer weiter
    und dann noch ein kleines Gläschen Eckes Edelkirsch

    …schön ist es auf der Welt tsu sein

    Hossa

  8. von @tauscher57:

    alle jahre wieder
    kitsch und tand am weihnachtsstand
    jeder kennt ihn keiner braucht ihn
    beim schrottwichteln
    erfüllen sie den zweck
    ich stehe hier am glühweinstand
    den zweiten glühwein in der hand
    jetzt spielen sie last christmas
    wie alle jahre wieder

  9. von @gedankentaenze:

    Punkt, Punkt,Komma, Strich
    Ich male dir ein Mondgesicht
    A,B,C,
    in den weißen Schnee
    Kommt die schwarze Katz vorbei
    Pinkelt in den Schnee hinein
    Die Mutter zu dem Kinde spricht:
    „Gelben Schnee, den isst man nicht.“

  10. Rona Duwe says:

    Regenbogen
    Bogensegen
    Eingepackt
    in Glitzerregen.

    Aufgehübscht
    und ausstaffiert
    Gold und Silber
    zelebriert.

    Samtekissen,
    Süß-Konfekt,
    Klebefinger,
    Mundgesteckt.

    Ausgequollen
    Aufgequollen
    oder lieber
    auszurollen.

    Eine Bahn vom
    Speckpapier,
    Rosa Brille,
    Kuscheltier.

    Alles zuckrig
    eingetaucht.
    Das ist das,
    was niemand braucht.

  11. von @sprachspielerin:

    an der hauswand der
    springende delphin vor sonnen
    untergang, der garten voller
    rehe und zwerge und dann
    das paar, knittrig und wacklig,
    sich an den händen halten, an
    einander aufrichtend, nein,
    kein kitsch hier, nirgendwo.

  12. roteFrau says:

    ‪ Usambara- und Alpenveilchen Rüschengardinen Edelweiß im Vorgarten Jägerzaun Gartenzwerg und der Wackeldackel sitzt neben dem umhäkelten Klopapier auf der Hutablage…Sonntagsnachmittagskaffeefahrt die Kuckucksuhr hängt an der Wand und auch der Schwarzwaldknödelhut

  13. @lose_gedanken says:

    Auf diesem Schloss hast du ewige Liebe geschworen.
    In der engen Altstadt, sagt man, gehen ständig Herzen verloren.
    Vielleicht sind manche auch von der Brücke gefallen?

    Ich jedenfalls, weiß sowas nicht.
    Zugegeben – ein schlechtes Gedicht! 😉

  14. von @nichterfasst:

    Dichte etwas über Kitsch
    Über Kitchen fliegen Dunstabzugstauben
    Stopft pinke Porzellanwaren in Kitchen
    Plunderwunder als Schleuderware durch Abzugshauben
    Dunstabzugsaufsichtsbehörde versperrt geschmacklose Aussichten
    Über Kittchen verdunsten
    frei gelassene Gedanken

  15. … ??? …

    greller bunt und
    heißbegehrt
    konsumversessen
    mehr und mehr
    auf der suche nach dem
    kick aufgetragen richtig dick
    quantität statts qualität
    für schlechten kitsch
    ist’s nie zu spät

  16. O du fröhliche

    Ganz leis
    fällt der Schnee
    in die klare Nacht
    Drinnen
    knackt der Scheit
    im Kamin
    Kerzenlicht
    lässt Kinderaugen
    hell erleuchten.

    An der Tanne
    schaukeln sacht
    glitzernde Kugeln
    Auf der Spitze
    thront über allem
    der goldene Stern
    und unten
    stapeln sich Geschenke
    in buntem Papier.

    O du herrlich
    kitschige
    Weihnachtszeit!
    Jedes Jahr aufs Neue
    inszeniert zum Zwecke
    des Konsums.
    Die Wirklichkeit indes
    sieht meistens
    anders aus.

    ___________________________
    https://fantasiafragile.de/o-du-froehliche/

  17. Spät zur Nacht
    ist es vollbracht –
    alle müssen tapfer sein,
    mein „Werk“ ist lang.

    Beim Baumschlagen

    Zwischen Tannen, die geschlagen,
    kauern um ein Feuer, gleißend, heiß
    Mama, Papa und zwei Kinder.
    Auf den Köpfen – flott getragen –
    Zipfelmützen rot mit weiß.
    In einer Hand die Glühwein-Tassen,
    naja, die Kinder ohne Alkohol,
    die andere hält Lebkuchen in Massen.
    Ja, so fühlen sie sich wohl

    Alles Volk mit roten Mützen
    hat sich schon hier angesammelt
    und im Schneegeriesel dann
    fängt ein Typ, leicht angegammelt,
    auch noch laut zu singen an.
    Hört, so rufen alle Klugen,
    da steht er, der Weihnachtsmann.
    Er ist ein wenig aus den Fugen,
    aber darauf kommt’s nicht an.

    Er singt ALLE Weihnachtslieder,
    Liste rauf und Liste runter
    tönt es „Alle Jahre wieder…“
    und der Kerl ist noch ganz munter.
    Braucht nur hin und wieder einen –
    nein, den Glühwein nimmt er nicht –
    aus der Buddel, so’ner kleinen,
    in das bärtige Gesicht.

    Nach und nach stimmt alles ein,
    was da Kehle hat und Töne,
    Lichtlein scheinen ringsum rein
    und dann tritt sie auf, die Schöne.
    Mit ganz langen blonden Haaren
    und zwei Flügeln, angebunden,
    schon ein wenig viel an Jahren
    hat immer noch den Weg gefunden.

    Auch diesen Engel drängst zum Feuer,
    und das ist ja zu verstehen.
    Es friert heut Nacht ungeheuer.
    Und dann soll man barfuß gehen!
    So bleibt ihm nur der heiße Wein,
    sich zu wärmen seinen Leib.
    Also schnell das süße Zeugs rein.
    Nein, gar nicht zum Zeitvertreib.

    Hoch die Tassen! Rufen alle.
    Hoch die Becher ebenso.
    Es macht doch in jedem Falle
    alle in der Runde froh.
    Nun sind alle – das ist toll –
    textsicher, wie wundervoll.
    ALLE stimmen in die Lieder
    wenn auch nicht gemeinsam ein.
    „Alle Jahre….“ tönt’s schon wieder
    weithin schallt nun der Refrain.
    Sie umarmen und sie schmusen,
    sind so frohgestimmt und heiter,
    Doch einer kann das nicht verknusen.
    Er lallt: „So geht es hier nicht weiter!!!“
    Widerworte trennen Lieder,
    der Glühwein hat nun seinen Lauf
    und wie alle Jahre wieder
    gibt’s eins auf die Nase drauf.
    Der Abgewrackte schleicht sich
    mit dem Engel in die Tannen,
    dem Vater ist das Ganze peinlich.
    Dann machen alle sich von dannen.
    Am Straßenrande warten Wagen,
    die ungefragt und treu ergeben
    mich und dich nach Hause tragen.
    Ach, wie schön war es soeben.
    Im Auto geht es nun zurück,
    die Tanne auf dem Autodach,
    und wir singen voller Glück:
    „Ihr Kinderlein, seid ihr noch wach?“

  18. von @giselheid22:

    Ihr Herz voll Schmerz mit Tränen und Sehnen – ihr rosarotes Plastikherz – oh Barbie! Wer liebt sie? Und ich lieb sie nicht, sie hat nur Platz im Kitschgedicht.

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