ein paarmal in der woche wanderte ich durch meine kindheit
hüter meiner angst
mütterlicherseits war ich
im souterrain eingeklemmt wie versteinert
mit anderen worten tränenäugig
in der gegenrichtung der artikel mensch
großvater
ich erinnere mich
an jemandes hand ein zusammenspiel eine illusionsmache
erinnere ich mich nicht
muss ebenfalls großvater gewesen sein
nie nach hause
ganz deutlich am häufigsten
glücklich angekommen
das ist gedicht no. 6 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „nur wörter aus zwei seiten sind erlaubt“. meine beiden seiten stammen aus „museen“ von tranströmer aus diesem band.
30 tage, 30 gedichte, no excuses (+1): wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
von @stachelvieh die „offene see“: http://stachelvieh.de/2015/05/06/offene-see-frapalymo-no-6/
(mit heinrich böll als quelle)
Komisch, es war mir beim lesen des Impulses sofort klar, welches Buch ich wieder einmal aufschlagen werde. Es wurde schwieriger, bis die richtigen Wörter gefunden waren. Dann formte sich das Bild neu. Ging es Dir auch so, liebe Sophie?
bei dem text hatte ich länger gesucht, aber dann stachen einzelne wörter sofort hervor. schwieriger war es für mich, mich zu entscheiden und dann meine gewünschten „füllwörter“ zu finden bzw. auf andere auszuweichen. eine schöne übung!
Guten Morgen edle Dichterseelen,
gar nicht so einfach dieses Puzzle, zumal ich mich herausforderte und die Wörter aus den Seiten eines historischen Krimis zusammensuchte. (S. 106 u. 107 in Isa Schikorsky, Fortunas tödliches Füllhorn)
Mein Werk findet ihr wie immer unter
http://www.märchenbrunnen.de/freiraum.html
Grüßle, Birgit H.
In der Stille meiner Stube
stand ich allein
im Hof unten
rückten Stühle klapperten
Teller klirrten Löffel
die paar Quadratmeter Himmel
zwitscherten herüber
ein Kind
begann zu singen
nicht ausgeschlossen, daß
ich heute ein verwegenes Sommerkleid
anziehe
(Worte aus dem Prosatext „Brief ins Blaue“ in:
„Das lyrische Stenogrammheft“ von Mascha Kaléko)
Wundervoll!
*wundersshön
Das gefällt mir sehr!
ich seh den sommer, das leben, die verwegenheit. wie schön!
Offenbarung
wieder Blumenzeit
im Wald und auf den Wiesen
mit lichtem Grün und
Augenblicke des Entzückens
Frühling sich enthüllt
ehe die Regenfälle
schwer und gewaltig
den Anblick der Anemonen
und Blausterne bestrichen:
Empfindungen und Gedanken
von sinnlichem Erlebnis
*Impuls: die ersten beiden Seiten aus „Aprilbrief“ von Hermann Hesse
von @ChapKron etwas kurzes, knappes und prägnantes: http://uzdz.blogspot.de/2015/05/frapalymo-2015-sechster-mai.html
Ankunft in Andalusien
Ich will
eine Wohnung beim Feigenbaum
in einem der weißen Dörfer am Meer
Ein Stein, ein Stuhl, eine Schreibmaschine:
meine Gegenstände
Über meinem Kopf
Bahnen
aus Ginster und Lavendel
da will ich bleiben
in der Abendsonne glühen
meine Murmeln in den Himmel werfen
mich in die Nacht legen
zu den Wurzeln
der Mohnblumen
wie ein Kind
Impuls: „Abschied aus Andalusien“, Hilde Domin „Gesammelte Gedichte“.
http://sargantanasal.com/category/frapalymo/
urlaub, ich brauche Urlaub…
O, wie einladend schön, liebe FrauFrog! Ein fein gezeichnetes Sprachbild weckt Fernwehgefühle und Lust, auch dieses kleine Werk von Hilde Domin zu lesen.
Herzlich
Gerda
Oh, Frau Frog: ist da noch ’ne Wohnung frei? Was für ein sommerlich duftender Text ist dir da gelungen!
Nimm mich doch bitte mit…
mich auch, frau frog, mich auch…
Danke Sophie, für diesen Impuls. Ich bin beeindruckt, was daraus entstehen kann. Und ich werde mir sofort Tranströmer kaufen… Das hatte ich eh schon lange vor.
oh, das freut mich sehr, fraufrog – ich bin auch begeistert, welche neue (gedanken/wort/bild)wege sich durch dieses „außen“ öffnen. lieben gruß. sophie
universell,prinzipiell,beweglich,wurzelnd,bewahrend,nachgiebig,augenzu,
fußsohlenfest,Geschmeidigkeit,Langsamkeit,Entschlossenheit
Quelle der „Worttropfen“ : Shaolin Du musst nicht kämpfen um zu siegen B.Moestl//
Worte aneinanderreihen – wo ein jedes schon eine Wahrheit ist…
von bee die übersetzung und ein gedicht dazu: http://beehalton.com/2015/05/339-of-365-prompt-day-for-bee-frapalymo.html
Guten Tag!
Diesmal kommt von mir ein Versuch, die Mehrsprachigkeit des #frapalymo zu unterstützen. Ein deutsch-niederländisches Gedicht. Ich habe nur niederländische Wörter verwendet, die dem Deutschen sehr ähnlich sind, so dass ein Verständnis ohne Wörterbuch möglich sein müsste.
Für das Material dazu danke ich Cees Nooteboom. Es stammt aus dem liebenswerten, zweisprachigen Lyrikband
Das Gesicht des Auges
Het gezicht van het oog
aus dem Zyklus
Wat er te zien was/Was es zu sehen gab
Gedicht 3, Seite 30 und 31
Leider kommt die farbliche Formatierung hier nicht zur Geltung (blau für niederländisch, rot für deutsch), daher beschränke ich mich hier auf den Link:
http://ulerolff.net/2015/05/01/jeden-tag-ein-gedicht-schreiben/
Das gefällt mir!!
Mir auch.
fortbildung
(abwesend) formalitäten erfüllen
in eine andere form bringen
déformer ?*
sachen fortbringen
forschender blick (verloren)
il faut que je parte**
désormais***
und so fort
elbée
__________
* deformieren ?
** ich muss fort
*** fortan
[langenscheidts großes schulwörterbuch deutsch – französisch, 10. auflage, 1991, seiten 304, 305 (fördern – fortdauer)]
Dem Grundschulrektor aufgefallen
Die zahme Ratte Tusnelda
Der Stiftung gemeldet
Hochbegabungsprämie nicht entgehen lassen
Vor der Elitedeportation ins Internat
Noch einmal Reste
Angebrutzelter Bratkartoffeln
Und auf der Schulter
Kühle logische Leidenschaft
Warum sind dem Springer Sprünge gestattet
Darf der Turm nur geradeaus gehen
Der Läufer nur diagonal
Quelle (was ich gerade lese): Birgit Vanderbeke, Die Frau mit dem Hund, S. 80/81
Typische Fragen einer hochbegabten Ratte ☺. Wie aufmerksam von dem Grundschulrektor – ich hoffe, du hattest so viel Vergnügen beim Schreiben, wie ich beim Lesen.
Unbedingt! :-))
Ich schmunzele. Immer wieder.
Das ist gut 🙂 Im Original geht es um einen Jungen namens Zwi Benda.
schaumbildung
fein zermahlener vorsatz
in holziger tresterschale
als knackige
pulpe im feuchten sieb
entsaftet qualitäten und werte mit
steter gleicher geschwindigkeit
dünnflüssig ausgewogen
extrahiert unerwünscht
Quelle: Bedienungsanleitung des Entsafters Champion
Diese Maschine ist schon seit einer Weile am Werk: mit steter, gleicher Geschwindigkeit werden Qualitäten und Werte seit längerem entsaftet, und meine Vorsätze dagegen anzugehen, fühle ich auch allmählich fein zermahlen. An so unerwarteter Stelle so tiefe Erkenntnisse entdecken und so auf den Punkt bringen – gekonnt!
(Zum Glück werden die Rechenaufgaben zum Abschicken der Kommentare wieder einfacher.)
überstunden
durch die moore geblendet,
haust im regenwind rausch
und gestrüpp,
schweigen versucht,
im spätnächtlichen
schwarzgestreift heimzufahren –
hinter der eisbrücke wald.
taumel, grün,
ein ausklang der knospen.
am parkplatz unter der mauer,
der vortreppe, zeitungen,
eine schicht bretter und stöcke.
Wörter aus: Kerstin Ekman, Geschehnisse am Wasser, deutsche Taschenbuchausgabe 1997,
S. 392 und 393.
die Seele vergiftet
Betrug und Sünde
wie der verlorener Handschuh
in der Zeit der Gaukler
Sprache und Form
vertiefen Wirkung
zerfließen betäubt
das menschliche Band
der Kunst verpestet
Meine beiden inspirierenden Seiten stammen aus Kandinskys „Über das Geistige in der Kunst“.
innerlich mit lesebrille
gegen drei uhr
ein wenig wand
am ende der abzweigung
zeitvertreib verabschiedet die welt
wo das ende nicht zu ahnen ist
stickige luft verstummt das chanson
wie damals im stadttheater
proben angebote auf der titelseite
in maßloser angst
an der kaffeemaschine elend leise
attraktiv gegenüber der beschaffung
geld beschäftigt langeweile
irgendwo paaren sich blicke
streiche das ende der zivilisation
wie katzen aus liebe die tür
nach Sybille Berg „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“ Seiten 11 + 12
upps Sibylle Berg natürlich …
sie singen ihre alten Geschichten herausfordernder
Gedanken berühren die Sterne längst
vergangener Tage brechen dir
ein mutigeres Herz im Irrgarten des Zweifels
lass dich nicht täuschen
lass dich nicht täuschen
lass dich nicht täuschen
von
der endlosen
Wiederholung
tu nicht so,
als seist du
nicht da
halte dich fest
befrei
ihren Gesang
vom Schatten deines Verstandes.
inspiriert durch „Weisheit der vier Winde“
einladen in untergehendes Sonnenlicht im Garten wahrscheinlich
ausnahmsweise einträchtig der Zwischenfall in Ruhe
heimlich im Fahrtwind die Sehnsucht wenigstens
gestern in Sommerfrische
zu Besuch mit Konversation im Kopf
zu S. 146 P.Durst-Benning: Solang die Welt noch schläft (Roman) meine derzeitige Lektüre, aktuelle Seite
blüten atmen
getrocknete erinnerungen
im regen verwoben
zwischen anderer wollfäden
spät
lesen wünsche
im morgenstundentau
(Benutzt wurde die Doppelseite #earlypoem/chamäleonisiert aus „fragment I“ von Sophie Paulchen.)
Da wird sich Sophie freuen! Das ist ja witzig…
oh, wie schön! ich erröte und bedanke mich sehr! ich wiederhole mich: wie schön!
lg. sophie
von helen der englische beitrag: https://helenespinosa.wordpress.com/2015/05/06/frapalymo-elegant-strength/
„…dictated by blinded sights…“
witziger impuls, liebe sohie! danke
https://mauletti.wordpress.com/2015/05/07/instrumental-frapalymo-beitrag-zum-6-5-2015/
EntwederOder… oder nicht… Ein Ausflug zu Büchner:
https://traumspruch.wordpress.com/2015/05/06/entwederoder/
@traumspruch und das nachgereichte gedicht: https://traumspruch.wordpress.com/2015/05/06/entwederoder/