#frapalymo 8mai15: zwei orte

I
es war nicht still an diesem sommertag als ich zwischen weißgeputzten kreuzen stand
es wurde still in mir als ich zwischen weißgeputzten kreuzen stand ich
die namen nicht lesen konnte zu viele namen die sich in mein ohr flüsterten
die ihrer kinder und kindeskinder ihrer tatsächlichen ihrer erhofften die
wie ich in all diesem nichtstill still standen
an einem weißgeputzten kreuz

II
ein tor
hinter dem meine sprache endet


das ist gedicht no. 8 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „stille“.

30 tage, 30 gedichte, no excuses (+1): wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen

22 thoughts on “#frapalymo 8mai15: zwei orte

  1. nur mit kopfbedeckung

    hatte die kapuzen
    wohl falsch verstanden
    stiegen nachts über mauern

    still fielen gedenken
    auf moosige böden

    man fand sie bei tagesanbruch
    zeugen stumm vor dem tor

    lasst uns raus
    hatten die hüter
    wohl falsch verstanden
    als sie den gräbern entstiegen

  2. Corinna says:

    Über allen Gräbern ist noch keine Ruh
    Die Blechtrommel muss noch weiter
    geschlagen die „Erinnerungsschatten“*
    ausgeleuchtet werden im Volk
    von Dichtern und Denkern

    (*Joachim Gauck)

  3. Gerda Steger says:

    still_feier_tag

    atmende stille
    belebt
    die gedächtnistafel
    tränenbehangen auch
    die erinnerung an die zukunft
    wachzuhalten alles
    im schwarzen licht
    stilllaut alle
    sinne schreien
    schweigen laut
    sich aus

  4. Gerda Steger says:

    Liebe Sophie, welch bewegender Impuls und dein noch viel tiefgehendes Gedicht hinterlassen ein stillgroßes Klingen in mir spüren. Chapeau!
    Herzlichst
    Gerda

  5. es dunkelt die Zeit

    Sterne gehen lautlos unter
    weit
    hinterm unsichtbaren Mond

    selbst Schlangen
    verlassen winselnd
    den kahlen Baum

    (es ist still
    erstarrte Menschen
    erwarten ein Zeichen)* ( )* – Rose Ausländer

    wo bleibt das Licht
    das du uns gabst
    wo ist die Krippe

    die sterbende Kinder nährt

    • da ist kein laut mehr
      in dem leergewohnten haus –
      unausgesprochen sind die dinge
      überall wo ich sie weiß
      die risse und die abgeschürften
      stellen sehe ich erst jetzt
      als hätten sich die zeitensprünge
      aufs porzellangesicht gelegt
      um dort zu schlafen

  6. von rotefrau:
    un/endlich,Jahre danach,Schweigen,allzu lang,Steine,Herzen,kalt,hart,tot,Laute,stille,Wortgefühl,
    Herzklopfen,steinerweichen,oder

  7. sinnstille

    menschen maschinen mutieren
    funktionieren
    monitorhelden
    datiert auf sich
    selbst zeit und glück
    nutzlos vergelden
    stillos still
    verdinglichtes ich

  8. elbée says:

    still

    unterm teppich
    kehrt ruhe ein
    vor lauter nichts
    rien de rien*
    sagen können
    des regrets immenses**
    ein ohrenbetäubendes echo
    quillt aus jeder faser

    elbée
    __________________
    *nichts von nichts
    **immensen bedauerns

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