ich habe die luft von meinem großvater geerbt
sie neben die sammeltassen in die vitrine gestellt
und vergessen
wie das so ist mit erinnerungsstücken
beim umzug fiel sie mir in die hände
und ich dachte sie könne hübsch aussehen
im neuen glasschrank in der küche
das ist gedicht no. 26 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „wem gehört ihres erachtens beispielsweise die luft?“ – eine frage aus dem fragebogen von max frisch.
30 tage, 30 gedichte, no excuses (+1): wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
nach langen unfairen handlungen
lüften wir heute unser geheimnis:
unser konzern hat soeben
das luftmeer der welt erworben.
jetzt bauen wir jedem ein hübsches nest –
die reinhaltung der atmosphäre
ist unser auftrag
für alle menschen
berechnen wir nun
pro atemzug einen cent.
das ist doch nicht viel.
furchterregend schön –
das drückt mir die luft ab, der text funktioniert
okay! danke schön!
Ich hatte erst auch einen ähnlichen Gedanken (dachte dabei an den Zugang zu Trinkwasser in einigen Gegenden der Welt).
Dann las ich, was Du schriebst. So toll! Alles gesagt.
Eindrücklich. Berührend.
Und ich bin aufs Meer geflohen…
(Denn ich hätte es nich halb so gut hinbekommen)
von bee: „…air out…“
http://beehalton.com/2015/05/359-of-365-prompt-day-for-bee-frapalymo.html
luftumschlungen
im labyrinth der lüfte wir
zuhause sind im blau-
gläsernen auge der freiheit
die erde träumen sehen
säen wir atemlos
gedankensamen in wind-
lichten luftgärten
das ist wunderschön, liebe Gerda!
luftige Grüße von Barbara
Hallo Barbara, schön dich hier begrüßen zu können und danke für deine anerkennenden Worte. Freu mich sehr!
Herzlich
Gerda
…einatmen…weitersäen sehr schön 🙂
Danke, traumspruch, das freut mich.
erfreulich mit euch hier die Lyrikluft aus FrauPaulchens Großvatertasse zu teilen…
euch allen eine wundervolle Woche
Mein Dank für den Hinweis auf ein inspirierendes Buch (kannte ich noch nicht, obwohl ich Frisch kenne – na ja, dachte ich) und meine Antwort auf Max Frischs kluge Frage:
http://ulerolff.net/2015/05/26/jeden-tag-ein-gedicht-schreiben/
Ich schmunzele noch immer 🙂
Die letzten Perlen Luft
silberfein
in verfilzten Algen
verbraucht
von nun an
keiner mehr
dein zarter hauch
kitzelt meinen nacken
verwischt die grenzen
zwischen ich
und du
Wem gehört die Luft
Flamme und Finsternis ringen
Erbittert um die Luft
Die Flammenfüsse im Griff
Des Dochts Druckstellen blau
Flamme und Docht ringen
Erbittert um die Luft
Der Kokser Docht saugt
Die letzte Linie ein
Auf dass seine Spitze glüht
Gegen die Finsternis
Die Linie Rauch ringt mit nichts
Hat gelassen das letzte Wort
Holunderblüte
habe dich der Natur gestohlen
vom Baum gepflückt unverhohlen
habe ich mir deine Blüten geraubt
denn sie haben den Duft den ich brauch
ich brauche diesen lieblichen Duft
er soll füllen mein Stückchen Luft
nur für einen Moment diese bereichern
denn er wird auch schnell wieder weichen
von der Natur habe ich dich geliehen
konserviert, in Gläsern fest verschraubt
kannst du nicht vor mir fliehen
doch öffne ich das Glas nur ein Stück
holt die Luft dich ganz schnell zurück
http://stachelvieh.de/2015/05/26/zu-neuen-kuesten-frapalymo-no-26/ via @stachelvieh
Mich zog es dann wieder aufs Meer…
Dein Gedicht zieht mich mit dahin, muss dringend wieder in den Norden!
von nortina: „…oxygen flowing from tubes…“
https://nortinamariela.wordpress.com/2015/05/26/stolen-air-frapalymo/
Luftballon,Wörter hineingepustet,durcheinandergewirbelt,in Luft,Raum und Traum,himmelwärts,Luftwortschlangen,konfettibuchstabiert
luftdruck
atmungsaktiv
verkaufen wir
hunger und durst
hoffnung und ziel
liebe und leben
bis zum letzten
atemzug
Hinter dem Jägerzaun
im Licht- und Luftbad
kauft der Junge
dem Mädchen
Brotklümpchen
die mag sie so gern
Außen hart, innen Kokos
Sommerhaut an Sommerhaut
lachen und tollen sie
in Turnzeug
unter der Brause
im Licht- und Luftbad
bleibt den Kindern die Luft weg
vor lauter Glück
das erste Mal
Erinnern sie sich daran
das letzte Mal
zehn Jahre später
hinter dem Stacheldraht
Ich sitze hier schon eine ganze Weile vor deinem Gedicht, lese es immer wieder, bin tieftraurig, möchte dazu etwas schreiben – aber eigentlich fehlen mir Worte. Du erreichst die Menschen.
Ich kann Ule nur zustimmen!
von @ChapKron:
http://uzdz.blogspot.de/2015/05/frapalymo-2015-sechsundzwanzigster-mai.html
…und weil gestern schon wieder heute ist…luftige Gedanken…
https://traumspruch.wordpress.com/2015/05/26/liisa/