#frapalymo 8nov17: ’s herbstlesezeit

’s herbstlesezeit

nudeldicke
‘s ist herbstlesezeit
nimm körbe tüten taschen
schubkarrenweise die leiter dazu
wir gehen auf die wiesn hoch über der stadt

spannenlanger
‘s ist herbstlesezeit
lass körbe tüten taschen
allesamt im flure stehen
mit baldacci, follett, pilcher ist’s gut im haus zu sein

nudeldicke
’s ist herbstlesezeit

spannenlanger
’s ist herbstlesezeit

so verging der tag ein jeder
sprach nur seins
sie trugen keine äpfel heim
sie lasen kein roman
ach nudeldicke spannenlanger
im uneins einig sein

 

das ist gedicht no. 8 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete: „sucht euch einen namen eines autobahnparkplatzes aus und dichtet dazu“. ein vorauswahl von parkplatznamen findet ihr im impuls (für alle die, die nicht die angegebene webseite absuchen mögen). mein autobahnparkplatz war äppeleinsholz. leider konnte ich nicht ergoogeln, woher der name kommt, aber ich musste dabei sofort an das kinderlied denken.

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @fraupaulchen

79 thoughts on “#frapalymo 8nov17: ’s herbstlesezeit

  1. https://www.morast.eu/2017/11/08/frapalymo-08-kraehenberge/

    Krähenberge

    höhnisch fast tönt das Geschnatter
    hoch oben überm Wolkensumpf:
    das Federvau zieht frostgedrängt
    durch Himmelsklirren seine Bahn
    gen Süden! schallt es plärrend laut
    gen Süden nur! gen Süden

    und unten zwischen Nebeltälern
    auf Burgengipfeln, klamm und grau
    knarrt von alten, kahlen Ästen
    aus Rabenschnäbeln Krähenhälsen
    Schwarz auf Weiß ein rauer Ruf:
    nehmt uns mit, ihr Narren!

  2. @Sophie: Die Idee, aus so etwas „Weltlichem“ wie einem Rastplatz ein Gedicht zu kreieren, fetzt sehr. Vor allem, wenn sie so bildhaft sind wie zum Beispiel „Himmelsteiche“.
    Ich erinnerte mich auch an „Lederhose“, doch musste bei Recherche feststellen, dass das „nur“ ein Gemeinde ist.
    Ich freue mich über/auf die heutigen Werke.

  3. Bleib hier – raunt es
    vom Katzenberg,
    du schaffsts nicht mehr
    bis zum Entenfang!
    Es kommt die Zeit,
    so rauscht und singt es
    von draußen,
    du kannst dich
    auf nichts mehr verlassen:
    die Musik –
    drehst du sie lauter,
    segelt sie dir davon,
    zum Ohrensessel wächst
    und zerfließt dein Sitz,
    der schmeichelnde Samt
    lässt dich bis zum Lichtholz träumen
    oh Gott –
    und es heult aus dem Wolfsgrund:
    Na? Fast in den
    Himmelsteichen gelandet, was?
    Ablenkung, Ablenkung –
    Du hast den Stundenblick,
    merkst du das nicht?
    Fahr in den Lachgraben, Lachgraben
    der rettet dich.

  4. von @tauscher57:

    Der Rastplatz einen Namen hat
    egal wo auf dieser Welt
    meist er ein Blick auf die Natur beschreibt
    auch nahe Städte oder Gemarkung
    tragen seinen Namen
    geben uns Ruhe und Rast
    auf der Reise durchs Land
    frisch erholt geht’s weiter
    auf der Fahrt zum Ziel

  5. Vor den Tagen des Ostwinds
    wenn die Gedanken noch schwer sind
    zieht es mich oft
    in unser sumpfiges Tal
    dort bei der Nachtweide
    höre ich Dir und
    den Wintervögeln zu

    („Nachtweide“ A5)

  6. Gerda Steger says:

    Sonntagsfahrt

    auf die Plätze
    fertig los wir fahren
    früh morgens

    kein Stau
    schwirrt`s im Kopf nein
    frei die Autobahn wir

    fahren an vorbeiziehendem Grün
    lichtgespannt die Augen
    dem Neuen entgegen nichts

    von Stau gestresster Gedanken
    Welten rasender Blechgesichtern nichts
    im Stundenblick nur stilles Glück

    die Weiterfahrt narrenfrei nur
    Licht im Fenster der Seele hin
    zum Grünen Winkel: Atem Pause Umarmung!

  7. Gerda Steger says:

    Liebe Sophie, so heiter schön dein „nudeldicke-spannenlanger“ Text mit neuer Formulierung. Danke fürs Morgenlächeln!

  8. von @lose_gedanken:

    Von Süd…
    Foggy Night!
    Tom Waits – draußen
    und drinnen.
    Die kratzige Decke
    von der Rückbank.
    Morgens dann
    gestrig-schaler Kaffee
    aus Thermoskannen.
    …nach Nord.
    [Nachtgedankensplitter an die Raststätte ‚Dammer Berge‘, A1]

  9. von @katkaesk:

    Dieser Platz,
    wo wir waren
    da wo wir betreten
    runter schauten
    Schöne Stadt
    zu unseren Füßen
    und wir traten sie
    mit unseren Träumen
    vom Meer
    das uns bald besucht
    Weißt du noch?
    Dein Blick war so schön.

  10. roteFrau says:

    ‪schwarzdunkle Nacht,Einsamkeit,ein Auto steht,ein Auto kommt,Verweildauer kurz,Beischlafenszeit…Am Reuebänkle,der Name täuscht

  11. Andrea says:

    Wüstenforst

    Im heiß-kühlen Wüstenforst

    sagen Sandfuchs und Sonnenhase
    jeden Abend gute Nacht

    schlängeln sich Wildschleichen
    durch Dünenkorridore

    wedeln Tannenpalmen
    tagsüber die Schwüle fort

    und locken Lichtoasen
    scheue Schattenwölfe an

    (A2, Rastplatz Wüstenforst)

  12. von @maremmaurlaub:

    A6 Saarbrücken Goldene Bremm
    Breme d’or und goldener Ginster wir fahren nach Frankreich
    Spichern Krieg 1870/71
    wir gedenken
    Gestapo Lager Neue Bremm
    wir erinnern wenig Goldenes
    wir begegnen uns
    Saar-Lor-Lux Europa

  13. Das Auto vollbepackt
    Papa Mama 2 Kinder der Hund und der Vogel im Käfig
    die Federbetten auf der Rückbank
    kurz nach Start ein „sind wir schon da?“
    wir Kinder schlafen bald
    einmal Pipipause schlaftrunken
    „sind wir bald da?“

    Stundengedauer
    dann der letzte Halt
    Autobahnrastplatz „Auf der Lucke“
    tausend Lichtlein im Tal
    die Stadt erwacht am frühen Morgen
    Omastadt
    jeztzt sind wir da!
    Weihnachtsferien

  14. Unterm Holderbusch

    Es dauert nur einen Moment
    Vom Griff ins Regal
    Das Buch in die Hand
    Aufgeschlagen irgendwo
    Ich bin wieder Kind.

    Sehe die Bilder
    Geruch in der Nase
    Geräusche weit weg
    Vergraben in eine andere Welt
    Ohne Angst und Wut.

    Lese die Verse
    Seit langem vertraut
    Fühle wie damals
    Erinner das einsame Kind
    Und spende ihr Trost.

    _______________________________________
    a) „Wacholderbusch“ ist der Name einer Raststätte in der Nähe von Wertheim
    b) „Unterm Holderbusch“ ist der Titel eines Kinderbuches mit alten Kinderreimen (zuerst erschienen 1937), illustriert von Ruthild Busch-Schumann, die die Patin meiner Mutter war. Ich bekam das Buch zu meinem 3.Geburtstag.

  15. Die Eichen schwarz
    die Äste klagen an
    das Laub deckt zu
    .
    Der Wald hat tausend Augen und keinen Mund
    Ein Schrei! verhallt
    schon lang

    im Bärenholz am Rabenstein

    –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-
    (A93 Bärenholz, A10 Rabenstein.
    Inspiriert durch homophobe Morde und Anschläge auf schwule Männer auf Autobahn-Parkplätzen.
    Konkret: 20.08.2006 auf Parkplatz Höllenplacken an der A6)

  16. yumami says:

    wenn ich einsam
    durch die schluchten streife
    verfolgt mich die erinnerung

    an den starken grauen wolf
    dem ich folgte
    und vertraute

    doch lebst du noch und wo
    gewahrst auch du den mond
    der mich jetzt leitet

    * Wolfsgrund (A7)

  17. @philosophina says:

    ‚Teutoburger Wald‘

    an deinen Hängen
    in die Welt geworfen
    gehörst du für mich
    zu diesen Orten
    denen meine Seele
    niemals entkommt

    für manche unscheinbar
    für andere Mittelmaß
    für mich Heimat
    und das war’s
    und wird es immer sein

    • yumami says:

      Liebe Heike,

      so zum Warmlaufen wollte ich auch erst viele der lustigen Namen verwenden – Dir ist das supergut gelungen.

      Hier noch ein kleiner Nachschlag von mir:

      auf der lustheide reckt stolz
      der hase seinen zagel
      und fällt dann mit getöse
      in den ludergraben

      * Lustheide, Hasenzagel, Ludergraben

    • Ein toller „Unsinn“!

      (vermutlich nicht nur ich auch hatte zuerst diesen Gedanken: die A3 allein bietet eine Fülle an herrlichen Namen – man könnte Romane srüber schreiben…)

  18. Stephanie says:

    Besinnung

    Das Streitgieren
    kam erst später
    ums beste Argument
    die schlimmste
    Unaufmerksamkeit.

    Engelrödchen
    nannte er sie
    – damals –
    und sie schmolz
    unter seinem
    Herkulesblick.

    Augenblicke –
    Stundenblicke –
    im grünen Winkel
    Sie zeigte ihm
    errötend
    ihre goldene Meile.

    Und meistens
    landeten sie
    – später, viel später –
    mit einer
    Flasche Wein
    im Lachgraben.

    Wie war es nur soweit gekommen ?

  19. Stephanie says:

    Ich weiss, ich bin viel zu spät , aber ich mußte diese Idee noch loswerden – sie hat mir soviel Spaß gemacht – hatte wenig Zeit heute !

  20. im stau

    auf der suche von west nach ost
    lost auf der a6 am hasenzagel
    um dich zu sehen am asphalt
    im überholen zu verstehen warum
    unsere reise nicht gelang
    am zankschlag verharren
    keinen tag mehr gefallen
    bis zum grenzübergang

  21. von @nachtblau:

    Manchmal kommt es mir so vor, als würden alle Autobahnen zu dir führen. Ab und an halte ich an einem Parkplatz. Es rauscht in den Ohren. Der Weg zu dir ist so lang.

  22. Stephanie says:

    Liebe Sophie, danke für die Zeit (hihi 🙂 ) – was für eine superschöne Idee mit dem spannenlangen und der nudeldicken – hätte mir ja nicht träumen lassen, dass das so ausgegangen ist …

  23. Die Sanifair-Damentoiletten
    in Allertal Ost?
    Satire!

    Der Kifferparkplatz
    in Herford Ost?
    Ballade!

    Der Fernfahrerteller
    in Geiselwind?
    Anekdote!

    Das Alpenpanorama
    in Irschenberg Süd?
    Kalendergeschichte!

    Der Espresso
    in Paganella Ovest?
    Gedicht!

  24. Jutta@GEDANKENTaenze says:

    Im Moos hinter den Rastplätzen
    sind Geschichten verborgen,die
    kein Reisender ermessen kann

    Mein Rastplatz „Moos“ liegt an der A8

  25. Esther Ackermann says:

    Grauholz

    Die ohne graue Federn wissen nichts mehr
    Vom Schneisenschlag durchs Grauholz
    Aus dem die Rache kommen würde
    Wie man damals raunte

    Als das Rollen begann setzten sich
    Drei Raben aufs Geländer der Brücke
    Reglose Merkure der
    Bäume Füchse und Blindschleichen
    Im halbierten Grauholz

    Noch immer fallen aus ihrem Schnabel
    Gedanken die die Weiterfahrt unmöglich machen
    Lenker steuern auf den Rastplatz
    Versuchen sich benommen zu erinnern
    Was es war
    Sehen zwei riesige Füße herbeiwanken

    Grauholz: A1 zwischen Bern und Schönbühl

  26. Winterland – Wikingerland

    Frostige Morgenstunde
    zwischen Tag und Tau –
    vielsprachiges Willkommen
    willkommen
    ein Orakel für
    die Reise
    durch ersten Schnee
    nördlichen Gefilden zu.
    Warme Herzen
    in beheizter Stube
    fröhliches Lachen.
    Winterland – Wikingerland

    A 7
    (Anm.: Vermutlich legte ein „erster Frost“ meinen PC lahm, deshalb nachgereicht – Autobahn-Raststätten bedichten – auf eine solche Idee wäre ich ohne Sophies Impuls nie gekommen)

  27. regensteinblick*

    noch
    eine pause
    anhalten
    durchatmen
    erinnern
    ruhe finden
    kraft schöpfen

    vor der begegnung

    ​freude
    wehmut
    dankbarkeit
    fragen
    ​mischen sich
    in mir​

    der tägliche
    besuch bei dir
    in diesen
    bald letzten
    tagen wirft
    graue schatten

    dennoch
    wärme
    innigkeit
    blühen
    noch einmal auf
    anders
    ungekannt
    stark

    angstblüten
    im november
    des lebens
    rinnen grau
    die scheibe hinab

    *B6 bei Wernigerode

  28. Vielleicht sollten wir mal einen Bus mieten gemeinsam und alle Stätten abklappern… Was daraus alles entstehen könnte. Super Impuls jedenfalls. Fantastisch, liebe Sophie. Bei mir hast du da richtig was angetriggert…

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