in der zweiten hälfte des kunstsommers spüre ich immer ein deutliches anziehen. beim tempo einiger meisterklassen, bei der müdigkeit, bei zwischentönen, beim zusammengehörigkeitsgefühl. es geht in die zielgerade. langsam aber sicher.
im kurs besprechen wir die literarischen figuren und pflanzen- und tiergedichten, die wir geschrieben verfeinert ausgestaltet haben. zwischendurch immer wieder exkurse zu großen dichtern und großartigen beispielen. wir wenden uns formen zu wie villanelle, sestine oder das pantun und vokalise. das spiel mit der vokalise, bei der in der ersten zeile die vokale in anzahl und reihenfolge festgelegt und in allen folgenden zeilen so beibehalten werden, ist eine gute fingerübung. ein pantum entsteht abends noch im nachtzyklus.
das mittagsgespräch eine offenbarung: ruth issett berichtet über ihre kunst. textile arts. wunderbare farbgewalt, das eintauchen in stoffqualität und spielereien. die sinnlichkeit die wir von geburt an mit stoff erleben. nichts kommt unserem äußeren so nah wie stoff. nichts dringt tiefer in uns als farbe. verknüpfungen und sticheleien. färbungen und schichten. fasern und bilder. es ist eine kommunikative kunst, eine gemeinschaft in der gruppe, um die ich sie etwas beneide. ein konstantes plaudern, austauschen, lachen. unbeschwertheit hat sich in stoffe eingewebt. und an der wand hängen dann lange bahnen blätter bilder. kunstwerke die sich im luftzug bewegen. den blick richten. gerne möchte man faden sein oder dieses blau dort. geschichtet. eingewobenes glück und zuhausegefühl.
die abendwerkstatt findet mit den tänzern um jochen heckmann und adriana mortelliti statt. auch das ein visueller genuss. ein anderer. bewegung raum rhythmus beherrschung fluss. ein einblick in zusammenhänge in ein gedächtnis das sich über schritte und klang zieht. ganz viel bewunderung und neid für diese kunst und körper. für die musik die sich zwischen schritte fügt. ein spiel. purer ernst und viel arbeit. kraftausdruck. man kann eigentlich nur staunen. und erneut denke ich dass ich zu wenig tanz sehe. zu wenig selbst tanze. auch das. aber vor allem zu wenig tanz schaue. weil es ästhetik pur ist. ein genuss über zeit. auch diese form vergänglich. weil sie im jetzt besteht und nicht darüber hinaus. im raum besteht.
wiederkehrende bilder und gedanken aus vergänglichkeit und raum. nah bei mir.