der zweite workshoptag. der impuls am morgen besteht aus einer gut angeleiteten meditation. ein kleines fallenlassen und in sich kehren. atem atmen. ein wenig besinnung und stille, die die klosterkirche füllt und damit fast überbordet.
in der meisterklasse stellen wir die mitgebrachten texte vor. immer zwei von uns am vormittag, so dass für jeden von uns eine gute stunde zeit ist, um auf sprache zu schauen. auf form klang struktur aufbau. das ist gut und dicht und schärft den blick auf andere texte für die eigenen texte wiederum. auch ich stelle meine texte vor und bekomme hilfreiche rückmeldungen. auch anmerkungen, die mich zum lachen bringen, zum staunen, zum grübeln. und auch solche, die ich getrost von mir schieben kann. ein gut insgesamt an diesem morgen.
das erste mittagsgespräch findet mit heribert c. ottersbach statt. ein maler, den ich aus dem vorjahr kenne und erstaunlich finde in seinem wissensreichtum, in seinem wirken und seinen werken. er stellt ein triptychon aus. wunderschön und vielschichtig und zum glatt darin versinken. es ist ein reichtum, diese gespräche am mittag.
die arbeit am nachmittag wieder mehr für sich. arbeit an einer neuen übersetzung mit schwieriger aufgabe. wir sollen aus einer fremden sprache deutsch klingende oder deutsch geschriebene wörter finden, die aber eine andere bedeutung haben als das eigentliche deutsche wort. ich bekomme ein kleines japanisch-wörterbuch. bikini gibt es auch im japanischen und bedeutet leider auch dort bikini. soll man also nicht nehmen. gleiches gilt für anorak. hingegen gibt es das wort mama, was nicht mama im deutschen bedeutet, also kommt das auf meine liste potenzieller wörter für ein gedicht. ich gehe von a bis z das buch durch, was mühsam ist und zugleich freude bereitet. wie eine schatzsuche. eine wortschatzsuche, die mich am schluss mit einer vollgeschriebenen seite „deutscher“ wörter im japanischen zurücklässt. der erste wurf eines textes steht, ist aber noch weit davon entfernt, fertig zu sein.
am abend lyriklesung mit ulf stolterfoht in der abendwerkstatt. er liest aus neu-jerusalem vor. einblicke in den fanatischen pietismus um 1700 in deutschland. verwortet verdichtet für uns ins hier und jetzt übersetzt. sehr spannend und ergreifend, zum schmunzeln, wundern und staunen. der meister in seiner von mir geschätzten ruhe. sehr sympathisch. sehr bei sich. sehr charismatisch. gut also, dieser tag. dass ich hier bin.
Liebe Sophie,
herzlichen Dank für das Mitnehmen in die Meisterklasse. Ich sitze kurz am Computer und freue mich mit dir, dass es so interessant und lehrreich ist für dich dort. Super, dass du darüber schreibst. Ich lese 😉
Grüßle, Birgit