wenn die nacht durch die straßen zieht
von schiefen dächern tropft
spielen meine gedanken
in blauen chinesischen gärten
vor heidnischen tempeln
zwischen geriffelten säulen in weiß
sie tanzen mit gelbvioletten krokussen im haar
ihre füße benetzt durch tauperlen im gras
wie leicht meine gedanken
wenn menschen die lichter gelöscht
die stadt still
lachen sie
das ist gedicht no. 27 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „übersetzt, verdichtet, nachdichtet ein gedicht“. ich habe als ausgangstext ein gedicht von amy lowell gewählt und zwar „solitaire“.
30 tage, 30 gedichte, no excuses (+1): wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @FrauPaulchen
von bee: http://beehalton.com/2015/05/360-of-365-prompt-day-for-bee-poem.html?spref=tw
„…i feel the urgency in your words…“
Puh, sehr ungewohnt für mich!
.
blaubart
hier! hast du den schlüssel zurück
ich will nicht länger
in blaubarts gehäuse schauen müssen –
es begann mit uns ganz zärtlich, ja, aber
jetzt möchte ich den schlüssel loswerden.
in der dunkelkammer deines blicks
spiegelt sich mein zerstrahltes herz
ich sehe das bild meines abgetöteten körpers.
hier, nimm endlich, endlich diesen schlüssel
für blaubarts labor zurück.
.
Ich habe eine Übersetzung von Sylvia Plaths Gedicht bluebeard versucht, allerdings ohne die i-Endungen einer jeden Zeile zu berücksichtigen. Das müsste man wahrscheinlich doch.
Ich finde die Nachdichtung gelungen. Oft endet der Versuch, auch Reime oder ähnliche Strukturmerkmale zu übertragen, in peinlichen Verrenkungen, die der Aussage eher schaden. Da finde ich es schon besser, im Zweifel darauf zu verzichten.
eine wunderbare Stimmung hast du eingefangen, danke!
Barbara
Du meintest sicher Sophie, nicht wahr? Herzlichen Gruß.
In den Abend geneigt
werfe ich mein trauriges Netz
über deine ozeanischen Augen.
…
Die Vögel der Nacht picken
die ersten Sterne
funkeln wie meine Seele
wenn ich dich liebe
…
Auf dunkler Woge
galoppiert die Nacht
blaue Federn fliegen
über das Feld
(nach Auszügen aus Pablo Neruda: Inclinado en las tardes…
http://www.poemas-del-alma.com/poema-7.htm)
Die Entscheidung fiel mir schwer, da ich Übersetzungen und Nachdichtungen liebend gern mache. Letztlich habe ich heute doppeltes Vergnügen gehabt:
Orlando Gibbons „The Silver Swan“ mit Link zum Original dort:
http://wp.me/p3Rppc-33
Und das andere einfach hier:
Übersetzung aus dem Koreanischen ins Englische von Suji Kwock Kim und Kim Kwock, aus dem Englischen ins Deutsche von mir:
Taklamakan Wüste (von Ko Un)
Warum ich in die Taklamakan Wüste gehe:
die Leere dort.
Warum ich in die Taklamakan Wüste gehe
mit fünfundsiebzig und alle Worte zurücklasse: der Schrei
der Leere dort.
Warum ich in die Taklamakan Wüste gehe:
Ich ertrage nicht mehr
die Gier der Welt
und meine.
Dort, in der Taklamakan Wüste,
das Schweigen eines tausendjährigen Schädels.
http://www.poetryfoundation.org/poetrymagazine/poem/248980
von @ChapKron: http://uzdz.blogspot.de/2015/05/frapalymo-2015-siebenundzwanzigster-mai.html
„equo rufus“
Schönes Beispiel, wie gut eine Nachdichtung das Original überschreiten kann.
bob dylan „the times they are a changin“
die flüsse treten über alternde straßen
kritik enttarnt ihre eigenen phrasen
die ordnung tobt die schlacht löst sich auf
vergangene flüche verkaufen sich aus
verlierer gewinnen
gewinner verlieren
die zeiten werden sich neu generieren
Für mich war gleich klar, welches Gedicht ich verwenden würde, da mein Lieblingsgedicht (und das einzige, was ich auswendig kann) ein englisches ist, nämlich „Not Waving but Drowning“ von Stevie Smith. Hier nun meine deutschsprachige Interpretation:
Vom Winken und Ertrinken
seine Arme wurden schwer
er war immer ein freundlicher Herr
er hörte nicht auf zu winken
bis zu seinem Ertrinken
die Kälte des Meeres hat er nie gespürt
doch sein Lachen ist erstarrt
weil ihn schon lange nichts mehr berührt
hat er sich diese Fassade bewahrt
das hätten sie nie von ihm gedacht
der freundliche Herr, der so viel lacht
nie haben sie ihn ernst genommen
immer weiter ist er hinaus geschwommen
die Kälte des Wassers hat ihn nie gestört
seine stummen Schreie hat nie jemand gehört
nicht einmal jetzt wurde er ernst genommen
wieder viel zu weit hinaus geschwommen
für sie hat er die ganze Zeit nur gewunken
durch ihre Kälte ist er schließlich ertrunken
Versprochen
war viel
reiche Räume
Lohn und – Sinn? –
Erinnerung
bleibt
als weitere Qual
(Anregung: VII. „Il n’y a pas d’amour ..“
aus „HMT“ von Michel Houellebecq)
von @stachelvieh: http://stachelvieh.de/2015/05/27/landfriedensbruch-frapalymo-no-27/
„…wie skelettierte tiere aus stahl….“
Ich bin ein Nichts – was ist mit Dir?
Ich bin ein Nichts – was ist mit Dir?
Bist Du auch – sind wir –
Dann ein Paar? Behalte es für Dich –
Heiratsanzeigen mag ich nicht!
Das ist so trostlos gewöhnlich:
Wir zeigen an es vermählen sich …
So wie Frösche – die den Juni über –
Im Sumpfloch – quaken – immer wieder!
I’m Nobody! Who Are You?
von Emily Dickinson
Moon Whales von Ted Hughes
eher übersetzt als nachgedichtet
Mondwale
Sie pflügen den Mondstoff
knapp unter der Oberfläche
wölben sie die Mondhaut
wie ein Muskel
so langsam
als wären sie ein Berg
so selten atmend
als wären sie ein Vulkan
der Löcher in die Mondhaut sprengt
Manchmal tauchen sie tief
unter die Prärie der Mondes
folgen der Magnetbahn
der inneren Mondmetalle
dass die Instrumente
des Astronauten verrückt spielen
Ihre Musik ist gewaltig.
Jede Note hunderte von Jahren alt
Jede Melodie ein Mond-Zeitalter
singen sie sich endlose Lieder
Unbewegt bewegen sie ihre bewegungslosen Massen
ihre Augen geschlossen ekstatisch
draußen,Erde,Nachtwind,bekannt,deinName,Ton,Schlamm,Blume,verwurzelt,unsere Liebe,geboren,draußen vor den Mauern und ohne,Pablo?
*Pablo Neruda our love was born…
…für meinen screenreader und mich eine „ordentliche“ Aufgabe…
gelöst auf meine Weise
https://traumspruch.wordpress.com/2015/05/27/afrihili/