#frapalymo impuls 10nov17

ein wenig chaos schadet nie… ich finde, so neu zusammengewürfelte texte haben was und weisen richtungen auf, an die wir sonst nicht unbedingt gedacht hätten beim schreiben. wunderbare texte! und es ist schön, wenn wir uns selbst überraschen können mit dieser methode, nicht wahr?

lasst uns noch etwas beim chaos bleiben und uns einem impuls zuwenden, den wir in dieser form ähnlich aber anders schon einmal bei einem vorherigen #frapalymo hatten. es geht um das erasure oder blackout gedicht.

bei diesem impuls geht es darum, dass wir einen bestehenden text – in unserem fall von goethe, siehe unten – nehmen und all die wörter „wegradieren“ oder schwärzen, die wir nicht wollen, und nur die stehen lassen, die wir für einen neuen text wählen. wir verändern also weder reihenfolge der wörter oder die wörter selbst (in einzahl, mehrzahl etc.), sondern arbeiten mit dem, was goethe uns gibt und schauen, was wir für uns daraus an neuem text machen. einen bildlichen überblick, wie das aussehen kann, findet ihr hier.

und obwohl wir einige #frapalymoisten sind und wir denselben text bearbeiten, bin ich mir sicher, dass wir alle mit völlig unterschiedlichen ergebnissen dastehen werden.

der impuls für das gedicht am 10. november lautet also: „schreibt ein erasure/blackout gedicht zu goethes abendsonne“. der text steht hier unten in seiner vollen länge und in der von mir hier gefundenen schreibweise.

 

Abendsonne

Betrachtet, wie in Abendsonne-Glut
Die grünumgebenen Hütten schimmern!
Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,
Dort eilt sie hin und fördert neues Leben.
O ! daß kein Flügel mich vom Boden hebt,
Ihr nach und immer nach zu streben!
Ich säh’ im ew’gen Abendstrahl
Die stille Welt zu meinen Füßen,
Entzündet alle Höhn, beruhigt jedes Tal,
Den Silberbach in goldene Ströme fließen.
Nicht hemmte dann den göttergleichen Lauf
Der wilde Berg mit allen seinen Schluchten;
Schon tut das Meer sich mit erwärmten Buchten
Vor den erstaunten Augen auf.
Doch scheint die Göttin endlich wegzusinken;
Allein der neue Trieb erwacht,
Ich eile fort, ihr ew’ges Licht zu trinken,
Vor mir den Tag und hinter mir die Nacht,
Den Himmel über mir und unter mir die Wellen.
Ein schöner Traum, indessen sie entweicht!
Ach, zu des Geistes Flügeln wird so leicht
Kein körperlicher Flügel sich gesellen.
Doch ist es jedem eingeboren,
Daß sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt,
Wenn über uns, im blauen Raum verloren,
Ihr schmetternd Lied die Lerche singt,
Wenn über schroffen Fichtenhöhen
Der Adler ausgebreitet schwebt
Und über Flächen, über Seen
Der Kranich nach der Heimat strebt.

Johann Wolfgang von Goethe

 

und das kleingedruckte: gebt mir gerne über mail oder twitter bescheid, wenn ihr mitdichtet, dann kann ich den link zu eurem blog tweeten. oder stellt euer gedicht oder den link zu eurem gedicht an dem jeweiligen tag in das kommentarfeld unter meinem gedicht ein. kennung über twitter ist #frapalymo und ich bin @fraupaulchen.

6 thoughts on “#frapalymo impuls 10nov17

  1. wie Hütten schimmern
    der Tag ist kein Flügel
    vom Boden säh’
    Die stille Welt beruhigt
    Den Silberbach fließen
    hemmte Der Berg das Meer wegzusinken;
    Licht mir die Nacht
    Den Himmel
    die Wellen
    Traum, Ach, wird so leicht
    Gefühl verloren,
    die Lerche singt,
    Der Adler ausgebreitet
    Der Kranich strebt.

    (Nach „Abendsonne von Johann Wolfgang von Goethe)

  2. Andrea says:

    Mal ein Kompliment an dich, liebe Sophie – mir macht der frapalymo unheimlich Spaß, gerade die letzten Impulse (Zerschnipseln und Blackout) waren total mein Ding. Insofern: Danke fürs Initiieren und Inspirieren! 🙂

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