#frapalywo tag 4, text 4 – erde und heimat/heimatwoche

die brücke

da war diese brücke über die gleise
das haus des eisenbahnwärters
ein bahnhof
da lebte großvater noch war er
kind als kind
ich
da gab es diese brücke über die gleise das haus
einen bahnhof
gab es längst nicht mehr
ich fuhr vorbei von tagzutagzu
schloss freundschaft mit einer idylle
die meine war

die gleise blieben
und
die erinnerung
mir heimat ist

 

das ist tag 4, text 4 der #frapalywo zum impuls „heimat ist erde, land, das stück gras vor der tür“. hauptthema der woche lautet „so viele heimaten in mir“. ich freue mich auf eure erde, bäume, euer land!

7 tage, 7 texte, 1 thema: wer bei der #frapalywo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalywo und @fraupaulchen

41 thoughts on “#frapalywo tag 4, text 4 – erde und heimat/heimatwoche

  1. Gerda Steger says:

    ein Stück Heimat

    der Kirschbaum vor meinem Fenster
    dem Himmel so nah
    ein Gedicht

    ins Herz mir sich schreibt ein
    warm umarmendes Bild mit
    Olivenblick dem Sturm
    der Zeit trotzend

    frei ein Stück Himmel mir
    er gibt mich lieb an sich zieht
    mit Flügelschlag und Gesang

    ich höre den Atem der Erde
    und fühle mich
    tief verwurzelt

  2. von @lose_gedanken:

    Es ist.
    Dunkler als Anderswo.
    Und Sternenheller.
    Die Nacht, beinah still bietet Gedanken-Weit-Raum.

    Steinspürend noch Regen,
    Sommerwärme, Winterkalt.
    Dazwischen der rote Ball aus Kinderzeiten.

  3. von @sabbeled:

    Erde und Heimat

    Stein auf Stein,
    Moosbehaftet,
    Grüne Inseln im Wasser.

    Spuren am Ufer,
    Gummistiefelglück.

    Bewusstseinsströme ziehen, Selbstvergessend,
    Füße geerdet im Lehm.

  4. yumami says:

    in einer tönernen schale
    auf meinem balkon
    blühen bald wieder löwenzahn
    und andere unkräuter
    ich lasse sie wachsen
    neben den wilden
    veilchen aus dem garten
    des verwaisten elternhauses

  5. Er war mein erster Bräutigam
    baumstark seine Arme
    hielten mich umfangen
    zeigten den Weg mir
    durch schimmernd Grünes in
    ein Leuchtendblau
    in borkiger Umarmung saß ich heimlich
    träumend zwischen weißen Spitzen
    weit entfernt von Pflicht und Zeit

  6. Ungezählte
    Trippelschritte,
    ungezählte Lämmer,
    ungezählter Mohn im Wind,
    ungezählte Halme abgelutscht,
    ungezählte Hirtentäschel,
    ungezählte Brombeerhecken,
    ungezählte Ähren –

    abgezählt mit Flohkraut
    ecksteinfest –
    ausgezählt.

    @Sophie: Liebe Sophie, dein heutiges Gedicht fühlt sich so wohl und gleichzeitig wehmütig an – die richtige Mischung, um in ein eigenes einzusteigen.

  7. Der alten Mahdwiese am Hang
    kann man sich
    von unten oder oben nähern
    die nächsten Orte liegen
    ein gutes Stück entfernt

    der Teil des Tafelberges dort
    wird Irrenberg genannt
    ist immer noch wie damals
    in meinen jungen Jahren
    Zufluchtsort

    hier finde ich stets
    Ruhe und Rat
    wenn ich einsam bin
    oder verzweifelt

    hier finde ich stets
    mich wieder
    wie ich war
    und wie ich bin

  8. Das ist ein Thema heute. Es lässt mich nicht los, weshalb ich heute ein zweites hier ein- und Sophies Einwilligung voraussetze:

    Die kleine Bank
    vorm Elternhaus –
    ich habe sie nie gehabt.
    Der Pfirsichbaum
    an Blüten reich –
    bald schlugen sie ihn ab.
    Das Hühnervolk.
    es aalte sich im
    Vogelmiere-Bett;
    im Pflaumenbaum
    da hingen sie
    dem Füllhorn gleich
    am Ast, so richtig fett.
    Und Stachelbeeren,
    mir verhasst,
    zur Erntezeit
    die kleine Hand
    für Stunden eingespannt.
    Die sauren Äpfel,
    soooo gesund
    in ihrem rauen Kleid.
    Das alles war nicht meines,
    Kaninchen hatte ich keines.
    Und diese Bank am Elternhaus –
    nie wurd‘ sie Wirklichkeit.

    • yumami says:

      Liebe Margret, diese Sehnsucht kenne ich nur zu gut …
      Doch in der Lyrik können wir eine glückliche Kindheit, Heimat und vieles mehr beSCHREIBEND nachholen.

      • So ist es, liebe Yumami, ich danke dir für deinen Kommentar. Immerhin hatte ich dieses beschriebene Stück Paradies zwar nicht als eigenes, so doch als drei Jahre Refugium meiner Kindheit – ich habe auch aufgehört, dem nachzuhecheln -vielmehr Neues in der Lyrik zu entwickeln. Stimmt.

  9. ulrike says:

    bei mir geht’s hoch hinauf, auf den heimatberg: mauletti.wordpress.com/2018/02/04/neunhundertfuenfundachtizig-meter-hoch-oben/

  10. Carmen(Jutta)@GEDANKENTaenze says:

    Barfuß durch grünes feuchtes Gras
    Jedes bunte Blümchen achtsam begrüßen
    Das Wachstum der Bäume hören
    Das Braun der Rinden umarmen
    Den Blick zum blauen Himmel heben
    Dankbar die Farben meiner kleinen
    Seelenheimat atmen

  11. sandrastrazzi says:

    Ausgeflogen, weggezogen,
    der Arbeit und der Liebe wegen
    ein anderes, ein neues Leben

    zurückgekehrt, gestrandet,
    der Liebe und der Heimat wegen
    ein altes, ein bekanntes Leben

    Zu Beginn des Abends
    Ein paar Sommerwochen lang
    Sitzen sie auf Plastikstühlen

    Und berichten von den Tagen,
    Jenen, die waren, jenem, der ist
    Kirschbaumgespräche – sotto il ciliegio

  12. Baumhaus

    Es ist die Baumkrone,
    in der ich jetzt wohne.
    Mein Baumhaus hier oben,
    der Erde enthoben.
    An meiner Seite:
    Luft und Weite.
    Mein Wurzelhalt:
    ein ganzer Wald.
    Es ist die Krone,
    wie ich jetzt wohne.

  13. von ludwig / @springvogel:

    „heimat ist erde, land, das stück gras vor der tür“.

    heimat ist wort wie das gras der steppe
    wort ist das land darunter wort die erde
    wortstück, vorstellung im hirn

  14. @MaremmaUrlaub says:

    „Heimat ist Erde,Land,das Stück Gras vor der Tür“….
    die Kamelien,Primeln,Rosen
    alles wird gehegt
    Duft von Verbene,Salbei, Rosmarin,
    Mimosen und frisch gemähtem Gras
    und dann der Baum so fest im Boden
    die Wurzeln nicht zu sehen

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