im winter weint die erde
im winter weint die erde
die sonne kaltblass zart
erhebt sich spät legt sich früh
des miteinanders müde
brüchige idyllen
sonne! liebe! ein versuch!
deine rosen, erde, wo?
deine strahlen, sterne, wo?
alles ist ihr vorwand: hagel wind
schwarze wolken weiße
es ist nacht, meine schöne,
sagt sie erschafft sie im gehen
wie eine liebende
die tag für tag ihr herz zurückzieht
nicht weiß was sie sagen soll
so früh wie möglich
geht
dies ist eine übersetzung und nachdichtung des gedichtes „en hiver la terre pleure“ von victor hugo, siehe unten. ich stelle hier keinen anspruch einer literarischen korrekten übersetzung, sondern nutze diese gedichte der anderen sprache, um mich mit der sprache zu beschäftigen, mit der wahl der worte, mit bildern. ich versuche, daraus für mich eine textversion zu schaffen, die in meinem innenraum hallt – und vielleicht in eurem, wer weiß. bei der nachdichtung von hugo war vor allem spannend, dass im französischen sonne andersgeschlechtlich als im deutschen ist. es ist „der sonne“, und damit verlässt „er“ als liebhaber den tag und nicht sie als liebende wie bei mir im deutschen.
En hiver la terre pleure
En hiver la terre pleure ;
Le soleil froid, pâle et doux,
Vient tard, et part de bonne heure,
Ennuyé du rendez-vous.
Leurs idylles sont moroses.
– Soleil ! aimons ! – Essayons.
O terre, où donc sont tes roses ?
– Astre, où donc sont tes rayons ?
Il prend un prétexte, grêle,
Vent, nuage noir ou blanc,
Et dit : – C’est la nuit, ma belle ! –
Et la fait en s’en allant ;
Comme un amant qui retire
Chaque jour son coeur du noeud,
Et, ne sachant plus que dire,
S’en va le plus tôt qu’il peut.
Victor Hugo