#frapalymo 1nov18: sichtweisen

sichtweisen

siehst du die tage unserer zeit
vergehen
die blaue stunde, mein lieber
und der flug der kraniche über der stadt

ein fort ein hinweg
meine liebe
sieh die felder verlassen
der boden karg, die erde hart

ein bleiben ein sein
geliebter

die bäume sie schlafen sie träumen
das lied eines winters die länge
einer nacht oder zwei

was wir haben und werden
was wir hatten und waren
ein flügelschlag
gen süden nimmt uns mit
oder auch nicht

bleiben wir hier oder tragen uns
fort

 

das ist gedicht no. 1 von frau paulchen für den #frapalymo, und der impuls lautete „siehst du den mond über soho*? – schreibt ein liebesgedicht (im stil oder auch nicht von *bertolt brecht)“. ich freue mich, eure hommage an die liebe (oder auch nicht) zu lesen und sage: herzlich willkommen!

30 tage, 30 gedichte, no excuses: wer beim #frapalymo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalymo und @fraupaulchen

84 thoughts on “#frapalymo 1nov18: sichtweisen

  1. Liebe – Altes Stück

    Ich bin dir wieder auf den Leim gegangen,
    wie eine Fliege war ich dort gefangen
    und zappel mich jetzt wieder frei
    aus deiner klebrig-süßen Heuchelei.

    Du hast mir Honig um den Mund geschmiert
    hast mir dein Illusionsbild frisch serviert
    hast mich hormongeflutet ruhiggestellt
    und dann dein Urteil über mich gefällt.

    Jetzt lieg ich hier von dir erschlagen
    und muss deinen Entzug ertragen.
    Es kratzt und schmerzt an allen Ecken.
    Es fühlt sich an wie Bald-Verrecken.

    Pass auf, du altes Liebes-Stück.
    Ich schmeiß dich jetzt ins Meer zurück.
    Schwimm bitte schön weit weg von mir.
    Ich habe mehr Spaß ohne dir.

  2. Momo says:

    Mond.

    hallo mond.

    kannst du mich sehen?

    fühlst du dich manchmal beobachtet?

    findest du es schön, dass jeder dich sehen kann? unübersehbar zu sein?

    oder hast du vielleicht angst? kannst dich nicht verstecken, leuchtend, strahlend, auffällig und doch am liebsten im schatten.

    ich denke an dich, lieber mond.

    und wenn du möchtest, dann gebe ich dir gerne deinen freiraum.

    wenn du möchtest, schaue ich heute nacht nicht hin.

    damit du schlafen kannst.

  3. @Maremmafotos says:

    Siehst Du den Mond in meinen Augen?
    In deinen seh ich nur der Sonne Glanz
    Folgst du mir in fremde Welten auf
    neuen Wegen ins vertraute Glück?
    alte Bäume verlieren ihre Blätter
    uns bleibt der Liebe Zauberband

    • liebe monica, herzlich willkommen! entschuldige bitte, deine beiträge hingen zunächst im spam-ordner fest. nun ist alles frei, und ich freue mich, dass du zu uns gefunden hast. natürlich kannst du auch ohne twitter, blog, fb oder sonstwas mitmachen. das dichte genügt <3 viel freude beim dichtermonat!
      lieben gruß
      sophie

  4. Monica Buchfeld says:

    hoffnung
    liebe

    grundlos
    hüt ich
    alten traum

    mag noch
    glauben dass
    aus glut neues
    hoffen flammt

    hoffnung
    liebe

    grundlos
    heg ich
    alten traum

    will doch
    glauben dass
    die kraft einmal
    reicht sich zu
    ertragen

    grundlos

  5. Hörst Du den Morgen auch
    wie ich
    früh ist es wenn wir
    (Du und ich)
    mit ersten Gedanken
    den Tag so jung
    wie wir sind
    (in diesem Moment noch)
    begrüßen

    Einmal am Tag
    bin ich Dir nah
    in Gedanken
    manchmal allein und
    wenn die Welt wieder weit ist
    … [zusammen, flüsternd:] wenn die Welt wieder weit ist
    auch oft
    auch ständig

    Am Fluss, meine Liebe,
    an warmen duftenden Abenden
    einmal Pessoa lesen
    im Süden
    (im Mondlicht) vielleicht
    würden wir …
    dachten wir …
    kurz

    … und schon verflogen
    (oder auch nicht)
    … [zusammen, flüsternd:] oder auch nicht

    gehen andere Wege
    (kennen uns) – oder auch nicht
    unmögliche Liebe
    Liebe (wo möglich)
    an einem anderen Ort
    im gleichen Traum

  6. Monica Buchfeld says:

    scham los

    sie war bereit
    sich ihm zu schenken
    wenn alle zeiten reif
    – ohne anspruch auf sein ich

    er konnte sich in
    ihr verlieren und wiederfinden
    – ohne scham

    sie bot ihm
    hand & herz & schoß doch
    er verwechselte die
    reihenfolge
    verlangte gar besitz von
    haut & haar

    nur seine hände haben sie
    begriffen

    • ja, genau so ist es super, monica! hier kommen am besten die texte hin – nicht unter dem impuls vom vortag, sondern jeweils unter das tagesgedicht. danke dir. schön!

  7. Schau, da draußen
    rascheln die weißen Kleider
    in Scharen flattern
    Täubchen zum Himmel
    (später gibts Artgenossen
    gewürzt gebraten)
    auf den Altären die Blumen-
    buketts sind sprachlos prall
    Kunstmünder lächeln rein
    in die Menge wird Geld geworfen
    gemietete Sänger
    singen für alle –

    Hast du davon geträumt
    meine Liebe?

    Nein, ich bin stark
    was immer geschieht:
    Zum Hochzeitsmahl
    gibts bei uns Linsen
    mein Kleid ist second-hand
    -schön, mein Haar ist gewaschen
    meinen schwarzen Zahn habe ich
    entfernen lassen vom letzten Geld
    damit ich lächeln kann
    ohne Gestank.
    Komm, in Gedanken treten wir
    vor den Altar: Er wackelt schon
    und wir lachen gegen
    das Leben an.

  8. Gerda Steger says:

    alles glück

    du mein welt.all
    die sterne mir nur
    in deinem atem glühen

    ich nur der erde stimme
    du das universum mir
    die netzhaut aller sinne
    immer füllst

  9. @lose_gedanken says:

    Gäbe es dich.
    Erkennten wir uns?
    In Tag-Nachtzeiten.
    Im Überall.

    Gäbe es dich.
    Teilten wir einander?
    Teilten uns. Auch mit.
    Auf vielerlei Arten.

    Gäbe es dich.
    Unter welchen Gestirnen
    fänden wir uns?
    Und einander.

  10. Stephanie says:

    Katzenjammer

    Weggelaufen
    Fremdgelaufen
    Zugelaufen
    Verlaufen

    Ohne Abschied
    auf ein neues Sofa
    in andere Hände

    Dabei hab ich dich
    Jahrelang im Abendstill

    Weichgestreichelt
    Zartgeschmiegt
    Wohlgenährt
    Liebgewonnen

    Vermisse dein

    Liebschmiegen
    Ruhigschnurren
    Tiefblicken

    Dich

  11. Er schenkte ihr sein Lachen
    Er gab ihr seine Hand
    Er lud sie ein zum Essen
    Nachtisch gab es auch
    Er war so unermüdlich mit Blumen
    und mit Wein
    Er malte sie mit Worten
    und schenkte ihr sein Bild
    Trug sie auf starken Händen
    und tanzte nur mit ihr
    Er lag vor ihr auf Knien
    und griff nach ihrem Herz
    Er war ein latin lover
    und sie ne deutsche Frau
    Das konnte gut nicht gehen
    Die Spuren eines Frühlings
    muss Herbstwind noch verwehen

  12. Oh, liebe Sophie, als ich dein Gedicht heute las, dachte ich: Da geht nichts mehr. Das ist so schön. Welche tiefe Stimmung eingefangen.
    Und dann all die anderen hier und heute.
    Aber „no excuses“ – ich setze auch eines hier ein.
    Danke für diesen wunderbaren Impuls. Mein Lieblingsstück von Brecht überhaupt – also die ganze Geschichte. Und die Musik dazu. Sie erklingt, wenn ich deine Verse lese.
    Liebe Grüße.

    Und nun kommen meine kleinen Zeilen:

    Und was du sollst
    und was sich schickt
    egal – egal.
    Es zählt der Moment
    allein
    und morgen
    ist ein anderes Morgen,
    Geliebte.
    Was war –
    was wird –
    egal.
    Was ist, das zählt.
    Verschließe
    dir und mir
    die Ohren –
    verstummen laute Stimmen
    zerbröselt der
    Wellenschlag
    am Kai
    letzte Bedenken,
    Geliebter.

    • lieben dank, margret – jede stimme ist einzigartig, und jedes lieben berührt. so viele geschenke heute wieder und eines ist, dass du mit dabei bist. wieder! danke dir.

  13. Liebesgedicht

    auch Du andrer Mensch atmest mir meine Luft
    wie ich Deine Schritte betret
    wenn du meine Hand nähmst ich spürte den Duft
    den Du auf dem Acker gesäht

    den Du auf dem Acker, im Beet und im Herz
    den Du mir ins Schlaflied gestreut
    den ich schon als Mädchen verbunden mit Schmerz
    mit biestigen Blicken bereut

    Du warst immer fern mir und nie unverwandt
    egal ob ich schrie oder bat
    so blieb mir nichts anderes als Sinn und Verstand
    dort hoch auf dem Geratewohlgrat

    und wenn ich mich heute wag zu Dir hinab
    durch Mulch und durch Torf und durch Moos
    dann nicht ohne Häme dort vor Deinem Grab
    ich lies Dich ja vorher schon los

    ich lies Dich ja steigen und fliegen und fahren
    ich lies Dich die Sterne berühren
    noch heute verwischt mich der Wind mit den Haaren
    und will mich zum Lächeln verführen

    selbst jetzt kann ich spüren wie Du mich beäugest
    wie Du mir die Worte verputzt
    auch wenn Du mir niemals DIE Liebe bezeugest
    so hat doch Dein Dasein genutzt

    https://2kinderkuechebadbalkon.com/2018/11/01/liebesgesdicht-frapalymo-impuls-1/

  14. roteFrau says:

    ‪das Brautkleid Lumpengesindel die Hochzeitsgesellschaft Samt und Seide gezeugt unterm Mond bezeugt von der Sonne beider Leben tanzend vereint auf dem scharfen Silberstrahl einer Rasierklinge

  15. von @tauscher57 – schön, dass du wieder mit den monat verdichtest!

    ein wort ein satz in gedanken ein bild
    und das gefühl dazu
    entflammt aufs neue was nie erloschen war
    die liebe ruhte nur wie ein schläfer im verborgenen
    so treiben wir in liebe dahin bis wir eins geworden sind

  16. Dagmar says:

    Siehst du den Mond…

    Lass uns den Mond besehen

    du du

    du bist so wunderschön

    du wohlgeformtesWeib

    mit diesemLeib

    der Göttin gleich

    lass uns den Mond besehen

    ach Weib so lass es doch geschehen

    du du

    du

    führe mich gen Himmelreich

    jetzt gleich

    lass uns den Mond besehen

    den Mond bei Nacht

    so wunderschön

    ach Weib ach du..

    nur du und ich

    und sie ließ es zu

    er durfte

    ach so schön

    ach so

    wunder

    wunder

    wunderschön

    Ihre beiden Monde sehen

    bei Nacht

    liebkoste er sie sanft und sacht

    da war sie sein

    im Mondenschein

    wenn ihr auch noch das Bild dazu sehen mögt, clickt doch bitte hier:
    https://traumspruch.wordpress.com/2018/11/01/siehst-du-den-mond/

    und hier habe ich noch etwas aufgeschrieben für euch zum besseren verstehen…
    https://traumspruch.wordpress.com/2018/11/01/dichterinnen-monat/

    und so bleibt mir jetzt an dieser Stelle nur noch zu wünschen: lasst uns alle die Freude am Poesieren genießen. Es grüßt euch herzlich Dagmar

  17. liebesnacht

    im wolkigen tremolo pochen
    die herzen im rhythmus vereint
    im tagesstakkato zerbrochen
    die lustvollen augen verweint
    den blick starr nach vorn
    im fleisch noch den dorn
    entzündet vom zorn

  18. Ruth says:

    soglio

    wo liebster
    weisst du wo
    wir sind
    der mond ist leer
    ich kenn mich nicht mehr aus
    das sternenbild
    blieb hinter dem berg
    wir liebster
    wir sind da wo
    die sterne fallen

    ich hab noch viele wünsche

  19. Hina Artemon (@HArtemon) says:

    siehst du wie die wolken am himmel
    den leuchtenden laternen zeichen geben?

    ich würde dir gern schreiben
    wie die regentropfen
    auf den gittern der gartentore hockten
    und jedes muster dieser perlen
    auf eine farbe der sehnsucht verwies

    doch meine worte schlingen sich umeinander
    verweigern aussage und transit

    ich muss tiefer sprechen

  20. Wie liebte ich dich!
    Mein Ein, mein Alles. Ganz Du.
    Flammen auf unserer Haut
    tanzend durch Worte und Nächte
    nach Verschmelzung suchend
    in den Gedanken des Anderen.

    Die Liebe
    ist ein Hemd aus Feuer.
    Ich brannte lichterloh
    Verbrannte Haut und Seele
    Streute Asche über die Wunden.

    Ach, Liebe.

    _________________________________
    https://fantasiafragile.de/ach-liebe/

    • Wie schön, wieder hier zu sein – vielen Dank, liebe Sophie, dass du uns wieder ein novemberliches Zuhause und unzählige überraschende Impulse bietest!
      Ich freue mich sehr, all eure Worte und Zeilen lesen zu dürfen und mich davon berühren zu lassen!

  21. FrauFrog says:

    Siehst du den Mond
    über dir?
    Oder spürst du nur
    das Kühle auf deiner Haut?

    Ich verrate dir ein Geheimnis

    ich habe dir die Gänsehaut
    gezaubert

    wenn du über deine Gänsehaut
    streichst
    hebe deine Augen

    dann siehst du den Mond
    er ist nur für dich

    von mir

    • ich musste dein text auch zunächst aus dem spam fischen…weiß nicht, warum das passiert, aber nun habe ich dich herausgefischt und freue mich, dass du dich im dichternetz wieder mit uns tummelst <3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert