#frapalymo no 4: ein einfaches rezept glück

ein einfaches rezept glück
man nehme ein oder zwei kinder
möglichst lachend
einen tag im oktober
möglichst golden

und füge eine kastanienallee hinzu
eine prise laub
ein pfund gefallene und gebrochene fruchtbecher

man fülle nun die schönsten nussfrüchte in eine tüte
vermenge sie darin mit augen- und ohrenerinnerungen
und trage alles sorgsam nach hause

fertig ist dein moment glück

herbst zeitlose suche

ich sammle heute wörter
wie kastanien
von meinen gedankenbäumen herbst
hat sich in seelenwände genistet für das etwas
das kommt
irgendwann vielleicht schon
bald noch suche ich
die einzelnen buchstaben
die schönsten unter den gefallenen
aus hebe sie
auf trage sie
nach hause
ein innerlichst arrangement
schwarz an den ecken leicht gewellt
die erde ist ja immerzu feucht
da kräuselt sich so manches
setze sie zu wortgebilden zusammen
entkörperlicht
zum beispiel
verunglimpftlichkeit

einladung zu einer tasse schweigen

treten sie ein
das wasser kocht bereits
ich habe mir erlaubt
eine kanne tee vorzubereiten
oh nein ich gebe immer nur buchstaben
manchmal auch wörter hinein
nie ganze sätze
fertige tees sind von minderer qualität
das schmeckt man
sie sind dann leicht bitter
viel feiner sind die losen tees
in denen sich wörter erst noch finden können
sich im siedenden wasser zu
neuem bilden
so steckt der blick in die tasse
voller erwartungen
und die seele atmet
ihr schweigen ein

heimat

ein ganz kurzes gedicht über heimat ist in der fremde entstanden. wie so oft vermutlich gedichte über heimat in der fremde entstehen, da es diese entrücktheit braucht, um das vertraute vermissen zu können.
und hier noch etwas, das ich beim schreiben des gedichts festgestellt habe: heimat braucht keinen artikel, die fremde hingegen schon. der artikel als zeichen einer distanzierung. darüber könnte ich nun einige zeit philosophieren...