hautstropfen
flüstert der wasserwind
ungeschriebene worte
in schwarzer tintenlotion
auf die haut
ein wehen pulverisiert
in stoffgelenke
ich schließe die augen
damit das flüstern
nicht verhallt
Gedicht
#frapalymo no 4: ein einfaches rezept glück
ein einfaches rezept glück
man nehme ein oder zwei kinder
möglichst lachend
einen tag im oktober
möglichst golden
und füge eine kastanienallee hinzu
eine prise laub
ein pfund gefallene und gebrochene fruchtbecher
man fülle nun die schönsten nussfrüchte in eine tüte
vermenge sie darin mit augen- und ohrenerinnerungen
und trage alles sorgsam nach hause
fertig ist dein moment glück
#frapalymo no 3: ein haiku
auf blech klopft regen
luftnester spechtgezimmert
ungeschützt das dach
#frapalymo no 2: das brunnenich
das brunnenich
liegen steine lose verstreut auf einem feld
die weite gespiegelt zwischen halmen halt
suchend ist blau aus dem himmel gelaufen
ein kornblumentrank der neben der
steinhaut versickert ich warte warte warte
hoffe dass sich blau auch in mir verliert
mich sehne in ein aufgeschlucktsein
während ich weiter in den himmel schau.
#frapalymo no 1: aus/geruht
ein dunkelblau
an den rändern der welt
ausgefranst
versuchen nachtfäden sich
zu einem tag
zu verweben verfangen
die erinnerung
das letzte garn kratzt
dem träumenden
schlaf aus den lidern
herbst zeitlose suche
ich sammle heute wörter
wie kastanien
von meinen gedankenbäumen herbst
hat sich in seelenwände genistet für das etwas
das kommt
irgendwann vielleicht schon
bald noch suche ich
die einzelnen buchstaben
die schönsten unter den gefallenen
aus hebe sie
auf trage sie
nach hause
ein innerlichst arrangement
schwarz an den ecken leicht gewellt
die erde ist ja immerzu feucht
da kräuselt sich so manches
setze sie zu wortgebilden zusammen
entkörperlicht
zum beispiel
verunglimpftlichkeit
nebelrungen
legt sich milchschaum
zwischen wipfel
in den höhen der alb möchte man
im vorüberfahren
gerne ein wenig schokolade
darüberstreuen sie mit
einer wolldecke vor dem kamin
heiß schlürfen
einladung zu einer tasse schweigen
treten sie ein
das wasser kocht bereits
ich habe mir erlaubt
eine kanne tee vorzubereiten
oh nein ich gebe immer nur buchstaben
manchmal auch wörter hinein
nie ganze sätze
fertige tees sind von minderer qualität
das schmeckt man
sie sind dann leicht bitter
viel feiner sind die losen tees
in denen sich wörter erst noch finden können
sich im siedenden wasser zu
neuem bilden
so steckt der blick in die tasse
voller erwartungen
und die seele atmet
ihr schweigen ein
heimat
ein ganz kurzes gedicht über heimat ist in der fremde entstanden. wie so oft vermutlich gedichte über heimat in der fremde entstehen, da es diese entrücktheit braucht, um das vertraute vermissen zu können.
und hier noch etwas, das ich beim schreiben des gedichts festgestellt habe: heimat braucht keinen artikel, die fremde hingegen schon. der artikel als zeichen einer distanzierung. darüber könnte ich nun einige zeit philosophieren...