es sind genug worte in diesem raum
heute nacht bin ich unten beim ballast*
ich muss schauen wie es ihm geht
ob er leidet
heute nacht leiste ich ihm gesellschaft
wo wir gemeinsam jeder für sich
einander bedingen
im dunkeln
wir schweigen
es sind genug worte in diesem raum
es bedarf keinen weiteren
wir lesen sie puttelgleich
ohne licht
gemeinsam jeder für sich
denken
an den weg und die zeit
heute nacht
morgen früh
bin ich weiter
*kursiv: geborgt von tomas tranströmer aus „nachtdienst“
das ist tag 1, text 1 der #frapalywo zum impuls „gleiche anfangszeile für alle“. die anfangszeile lautet: „heute nacht bin ich unten beim ballast“ und stammt aus dem text „nachtdienst“ von tomas tranströmer. hauptthema der woche lautet „geborgte worte“. zu welchen neuen schreibweisen hat euch tomas tranströmer angeregt?
7 tage, 7 texte, 1 thema: wer bei der #frapalywo mitmachen mag, kann dies entweder für sich tun und die impulse für die eigene schreibstube nutzen. oder im unten stehenden kommentarfeld seinen blog/webseite verlinken. oder das gedicht selbst über das kommentarfeld hochladen. oder auch einfach sonst einen kommentar hinterlassen. ähnlich über twitter mit link und kennung #frapalywo und @fraupaulchen
von @nichterfasst:
heute nacht bin ich
unten beim ballast
heute nacht pin ich
worte hoch an den mast
heute nacht spinn ich
netze über land
heut nacht ersinn ich
verse aus sand
morgen erfleh ich
spuren im sand
morgen früh seh ich
fische am strand
morgen früh sterb ich
ohne ein wort
morgen verderb ich
oben an bord
Oh! Bezug zum Schiff gewahrt und so konsequent wie zugleich spielerisch umgesetzt. Heute sind Dichter an Bord – und keiner von ihnen scheint seekrank zu sein. Ein schöner Auftakt.
Gleich das zweite „Ballast“-Gedicht (das erste von Sophie wunderbar einstimmend!) so frei von jeglichen Beschwerden eines möglichen Ballasts in Zeilen gesetzt. Gefällt mir außerordentlich -wie ohnehin Bezüge zu Schifffahrt und dergleichen.
Federleicht in Wort und Klang dein Gedicht! Schön zu lesen!
von @springvogel:
heute nacht bin ich unten beim ballast
ast an einem baum, der, kaum dass
auch nur eine einzige blüte ihn ziert
schon giert nach grün und wolkenziehn
unten, heute nacht, dort, wo ich bin und
der tag ist ein wort auf meiner zunge
liegt er und träumt, dass ich spreche.
Heute nacht bin ich
unten beim Ballast,
der mir am Schuh klebt
und mich am Weiterlaufen hindert.
Noch mehr liegt dort
am Rand des Feldes.
Ein bunter Haufen Kompost.
Und jedes Mal bleibt
beim Vorbeigehen etwas hängen.
Der Duft nach früher.
Der Rest einer Liebe,
die auch im Welken noch so schön ist,
dass ich sie fast ins Haus zurückhole
und in die Vase stelle.
Und die dunklen, schweren Dinge,
die schon Erde sind
mit etwas Schale
oder alten Häuten
und abgelegten Hüllen.
Ein Haufen Erinnerung.
Und Fragmente böser Worte,
die den Lähmungs-Bann
nicht verloren haben.
Sie machen schwere Träume,
aus denen ich morgens
erleichtert erwache.
Wunderschön nachhaltig.
von @katkaesk:
Vielleicht liegt
das Einsame
zwischen Schlafzimmerbetten
und der Erkenntnis,
dass es nie
wieder so werden
wird wie früher
damals
als wir für unsere Zukunft
auf die Barrikaden stiegen
obwohl es
Bahnhofsbetongeländer
waren
von @gedankentaenze:
„Heute Nacht bin ich unten beim Ballast “
versteckt in der hintersten Ecke meiner Herzkammern
Tränengespült
ausgehöhlt
brüchige Steine
Baue mein Seelenhaus
gefüllt mit Sehnsucht
Traurigschön dein Gedicht, Worte tanzen auf der Seelenbühne!
unruhig #frapalywo No. 1 http://stachelvieh.de/2019/02/02/unruhig-frapalywo-no-1/
https://www.schreib-t-raum.de/frapalywo-geborgte-worte-heute-nacht/
heute nacht
wenn deine seele
aufsteigt ins land der träume
bin ich unten beim ballast
hole dich zurück zur erde
beim morgengrauen
* heute nacht bin ich unten beim ballast
geborgt von tomas tranströmer aus „nachtdienst“
„Heute Nacht bin ich unten beim Ballast“ (T. Tranströmer)
…
Bei den Herzbriefen ohne Porto.
Manche ungeschrieben.
Empfänger unbekannt verzogen.
Worte, zerstreut, zerlacht,
zerlebt, zerliebt.
Widerhaken, Ankerpunkte.
Alle liegen sie auf Grund.
Sind Grund.
einsicht
„heute nacht bin ich unten beim ballast“ *,
die flüchtende aus dem verletzten tag ich
suche mich im dunkeln überall im
kellerschacht da wachsen blutspuren gedanken
messer unter hängenden wolken
versteinert wie ein wasserfall
die schwarze innenwand
schmerzerfüllt der schrei meiner seele
ins leere fällt: lichtsturz!
der himmel schwankt
nicht fällt heute nacht morgen über
morgen hellt morgen stern
mir den weg nach oben fern
dem ballast aller alltagslast
heute nacht er mich erhebt
*Tomas Tranströmer, Anfangszeile seines Gedichtes „nachtsicht“
heute nacht bin ich unten beim ballast
hatte ihn einst hier hinverlegt
als jeder schritt verhindert war
doch nun ist nur noch leere um mich
und ich fühle nicht, wieso ich bin
drum trete ich ein und wühle
mit beiden händen
in lodernden hoffnungen und schmerz
starke worte
von @morgaine620:
https://thebeewritesdownloads.wordpress.com/2019/02/02/die-realitaet-dreht-sich-frapalywo1-geborgte-worte/
von @tauscher57:
Heute Nacht bin ich unten beim Ballast
in der seele tiefsten Grund
im traum der erinnerung versunken
es hellte der tag
als sie wichen
und ich fand den schlaf
Heute Nacht bin ich unten beim Ballast.
Einst war er laut und schrill,
bis ich ihn über die Brüstung
meines Lebens warf, ihm nachsah,
jubelte, als er – in tausend Teile zerspringend –
am Boden zerschellte.
Dort lagen sie –
mahnend, fordernd.
Sie waren so viele,
waren schmale Schatten
auf meiner Seele.
Und mein Jubel ließ nach.
Mein Gewissen, das sich wie
das nun schweigende Gewicht
in mir ausbreitet,
ruft mich hinunter,
zu sammeln und die Teile wieder
eines ans andere zu fügen
und mich erkennen zu lassen,
was es einst war.
Das Belastung hieß,
von dem ich mich nun
erst ganz und gar
befreien kann.
Wörter, kursiv gesetzt und geborgt wie die Titelzeile ebenfalls aus Nachtdienst von Tomas Tranströmer; hatte ich leider vergessen zu erwähnen.
mal eine technische Frage:
wie macht ihr das, daß einzelne Wörter kursiv erscheinen ? und ginge das auch mit Fettdruck ?
wenn man html befehle kennt, kann man das direkt eingeben, yumami. wenn es besonders wichtig ist, muss ich es machen, aber texte sollten in der regel ja gut für sich stehen können (finde ich zumindest immer). und wenn eine leihgabe betont werden sollte (jetzt oder künftig), kann man das auch durch ein * kennzeichnen.
Danke, liebe Sophie, bisher bin ich ja ganz gut mit dem * hingekommen – doch heute war das Zitat zweigeteilt in meinem Gedicht enthalten – deshalb meine Frage 🙂
Recycling
Heute Nacht
Bin ich unten
Beim Ballast.
Ungesehen ,
Alleinsam.
Nur der Mond
Die zarte Sichel
Steht mir bei.
Ich wühle
Im Kompost
Nach alten Zeiten
Und jungen Lieben.
Und finde in
atmenden
Zwischenräumen
Sehnsucht
und Hoffnung.
Die packe ich ein
Nehme sie mit
Nach oben ins Licht
Zum neuen Tag.
gefällt mir, liebe Stephanie !
Danke , liebe Yumami ♡ lg v Stephanie
Heute Nacht bin ich unten beim Ballast*
sage ihm Adieu
Die Puppe, der ein Auge fehlt
Wenn sie noch da liegt
zwischen den zerrissenen Fotos
den zerfledderten Blättern
den zersägten Rahmen
den zerbrochenen Tellern
den zerlegten Regalen
den zerfetzten Teppichen
Wenn sie noch da liegt
nehme ich sie wieder mit hoch
vielleicht
lasse ich sie auch liegen
© Sargantanasal
Heute Nacht
bin ich unten beim Ballast
In dunkelsten Träumen
pflüge ich die Vergangenheit um
An des Kindes statt
kämpfe ich gegen Alp und Mahr
und gegen Seeungeheuer
die uralte Abgründe öffnen
versuche das Grauen zu lösen
die Angst zu vertreiben
Wie lange noch
bis ich endlich frei davon bin
_____________________________________
https://poesiafragile.de/heute-nacht/
Ach nein, jetzt ist es zweimal drin – beim 1.Mal sah es aus, als wollte es nicht… Bitte entschuldige, liebe Sophie – magst du das zweite wieder löschen? Danke vielmals!
ich musste dich das erste mal freischalten, deshalb kam es zu einer verzögerung. wenn es nicht sofort drin ist, einfach bitte kurz warten – dann hat sich der beitrag im spam verfangen. danke.
Bei mir wird gegründelt:
https://www.sprachspielerin.de/2019/02/02/gruendeln/
heute nacht bin ich unten beim ballast*
ich sind ich und ich
in der ecke
wo es nach moos riecht und nach bio stinkt
wir zwei, ich und ich,
sitzen händchen haltend
obendrüber
ergiessen sich die äste
des nachbars feigenbaum
*kursiv: geborgt von tomas tranströmer aus „nachtdienst“, parole prese in presito e liberamente tradotte (da me).
stanotte io sto giù con la zavorra*
io, siamo io ed io
nell’angolo
il quale odora di muschio e dove c’è olezzo di marciume
noi due, io ed io,
ci siamo sedute
tenendoci per mano
sopra
si riversano addosso a noi
i rami del fico del vicino
Und ab ins Meer: https://www.jaellekatz.de/allgemein/geborgte-worte-frapalywo-tag-1
heute Nacht bin ich unten beim Ballast
hänge schwer an Gedanken
fasse immer wieder nach
träume mich leicht
doch am Morgen werde ich wach
mit Blei an Kopf und Gliedern
immer wieder immer wieder
gedankenschwer und wach
hält mich unten der Ballast
„[…] Wandelt mein Schaffen sich zum Schweigen […]“
http://uzdz.blogspot.com/2019/02/selbstbestimmung.html
schwerpunkte
„heute nacht bin ich
unten beim ballast“
labil stabil im
balancierten leben
bilanzverhasst
vergeben(s)
heute nacht bin ich unten beim ballast. die
firmamente ausgetauscht der zeit ein schweigen abgerungen
du spielst ein kaltes lied
die bilanz eines halben lebens
dreihundert zeilen, erstnotiz. deine leuchtspur am horizont
des schwindenden tages. mit festem blick
erklärst du die notwendigen schritte
die handgriffe im halbdunkeln, das gegengewicht der zeit
heute nacht bist du unten beim ballast.
https://barcelonalien.wordpress.com/2019/02/02/frapalywo-1/
von @giselheid22:
heute nacht bin ich unten beim ballaststoffreichen tunnel
dem übergang zum rattenland mein untergang
ein griff in feinen fummel
ich falle tief aus einer hand
komme nicht weit ins unbekannt
zerfalle ins uferlose
war nur
ein taschentuch aus zellulose
von @alilicj:
https://worteausdemwunderland.wordpress.com/2019/02/02/ballast/
Heute Nacht bin ich
wieder einmal
wie oft und zu gerne
unten beim Ballast*
kurz sollte es sein
wie immer
die Tür blieb angelehnt
doch ein Wort gab
das andere
zuletzt saßen wir
auf den Stufen
dann doch
bis zur Amselzeit
(„Heute Nacht bin ich unten beim Ballast“
geborgt von Tomas Tranströmer aus „Nachtdienst“)
Heute Nacht bin ich unten beim Ballast
Mangelernährung, Zahnverlust. Kein schöner Anblick, wo bin ich nur gelandet
Rhetorische Frage, nicht antworten, ich weiß es selbst
Alles dunkel, ich will hier nicht lange sein
Zecken aus getragenen Träumen sitzen auf Armen, die niemandem mehr gehören
Altes wird hier schlammig gesogen, zwischen Wangen hin und her gerollt
Das, was oben nach etwas aussieht, ist hier nichts
Und so auch ich
Ich löse mich hier unten auf und verliere alles von damals bis heute und sehe zu, wie-
https://jesstartas.wordpress.com/2019/02/03/tag-1/
heute nacht bin ich unten beim ballast
in tauen muster strickend und suchend
wie je wie immer schon
in unruhe neuer gestalt
ein schmerz
angebunden ich – dich
lösend mich – du
es reißt
uns hinauf
wir
heute nacht bin ich unten beim ballast
im kellergewölbe
wo er sich in die winkel schmiegt
er braucht meine gesellschaft
damit er nicht
schwerer und schwerer wiegt
damit mein heißluftballon
in die schwebe kommt
und eben so über das luftschloss fliegt
ach er fürchtet sich so vorm abwurf
gelähmt von höhenangst
die uns beide in der schwebe besiegt