Türchen #12: Festmahl

Es sollte ein gelungenes Festmahl werden. Barbara hatte an alles gedacht. Dachte sie. An die Blumen auf dem Tisch, das polierte Silber von Oma, die neu gekauften Sektgläser, weil die alten ja schon Kratzer hatten oder von der Spülmaschine blind waren. Der Tisch war gedeckt, der Braten schmorte im Ofen und ein herrlicher Duft nach Weinsauce, Rosmarin und Pfeffer zog durch das Haus. Und sah Barbara nicht selbst auch besonders hübsch aus, heute Abend? Dachte sie. Auch sie hatte sich aufpoliert und sich ähnlich wie den Tisch mit allerlei Schmuck und Tand dekoriert.

Türchen #10: Wichteln

„Gib es mir“, sag’ ich. „Du willst es doch gar nicht.“
„Doch. Es ist meins. Meins. Meins. Meins.“
Ich schau sie an. Mein Blick sagt ihr zwar viel, doch sie bleibt stur. Auch wenn sie es aus dem Sack hat? Na und? Ich kann ihr meins geben. Das macht mir nichts aus. Und was soll sie auch mit dem Buch? Sie liest nicht und kann es auch gar nicht. Ich wohl. Ich bin im Geist gern weg. Und sie? Sie lebt hier in der Welt, ist da, nur da und macht sonst nichts. Die Welt ist fies.

Türchen #8: Weihnachtslieder

Eine leise Weise zieht durch die Straßen, nistet sich in Hauswände ein, erklimmt Fenstersprossen und dringt durch die Ritzen so mancher fest verschlossenen Tür. Sanft berührt von den Noten, die sich zu einem Band formen, von den Lauten, die aus zarten Kehlen fließen und dem Sinn, der in den anmutenden Worten steckt, erwärmt sich das ein oder andere gefrorene Herz. Und weint in seinem Schmelz. Und weint in seinem Schmelz.

Türchen #5: Adventskranz

Es brennt die zweite Kerze schon. Mein Gott, wie die Zeit rast. Und ich habe noch so viel zu tun: Die nächsten Sorten Plätzchen backen, Geschenke einkaufen für die Kinder, für Mutter noch die dicken Wollsocken stricken, das Menü für den Weihnachtsabend aussuchen, die Einkaufsliste erstellen und, ach, da sind noch so viele kleine Dinge. Ja, ja, der zweite Advent. Ich singe mal schnell mit den Kindern, aber gedanklich bin ich schon wieder bei den Vorbereitungen für später. Hans und Uschi kommen vorbei.