Author: sophie
antwort auf: pessoa
bin ich was ich bin ich wie
wurde ich abzweigung sackgasse maulbeerbaum
rinnsal brücke nadelwald kornblumenfeld steppe
plantanenallee steinbruch stausee hyazinthe wurde ich
der weg den ich nicht ging ich in mir
kenne mich in einem nichtergründet sein nicht ich bin
was ich bin und doch wo
ist das frei ist das können ist das noch
eine landschaft
#eingestilt: text 4 / idee no 5
das ist text 4 für mein neues langzeitprojekt #eingestilt: 1 text, 34 variationen. hier der text 0.
die idee no 4 für die abwandlung lautete: „rahmenbedingungen definieren. entwurfsparamter.“
die idee no 5 für die abwandlung lautet: „in-szene-setzen. hervorheben. betonen. schmücken. es geht um die präsentation unabhängig vom kontext.“
der text folgt, wenn er fertig ist.
acht
gehe ich die acht acht mal acht sam acht bed
rufe ich ein um ein anderes mal ein ich mich ein
im hier die kälte ist blau und wo sind die vögel gefangen
erstens in der voliere auch menagerie des grausamen
banalismus genannt mitunter auch alltag zwischen den hälften
zweitens wenn ich ein vöglein wär und drittens
gebührt es sich nicht über unfreiheiten in freiheit nachzudenken also
gehe ich weiter die acht in acht ung und bar keit eins
tausend tode schreiben
über den tod gibt es genauso viel zu schreiben wie über das leben. vielleicht mehr. den beweis tritt christiane frohmann mit ihrem ebook „tausend tode schreiben“ an und wird damit zu einer sammlerin der leisen texte. der lauten texte. der verzweifelten. wütenden. boshaften. qualschmerzhumorvollen. aber immer: der berührenden texte – und der menschen, die hinter diesen texten und die für diese texte stehen. ich lese gerne darin. sofern man das sagen kann. sagen darf. ja. sagen darf man das. laut und deutlich. um beim spüren, lesen und denken still zu werden. und dass dies alles kein paradox ist, auch das beweist das ebook von @fraufrohmann. es freut und ehrt mich, dass ich mit einem text teil davon bin. danke.
das ebook gibt es beispielsweise bei minimore oder amazon zu kaufen. die erlöse gehen an das kinderstebehospiz sonnenhof in berlin. derzeit gibt es teil zwei von vier. auf der buchmesse in leipzig werden es #1000tode sein.
wasser
wieso malt heute kaum einer mehr das gesicht die statur
ich würde gerne auf dem balkon im regen und dahinter
regenfenster gemalt ich stünde stunde für stunde und quölle
verwischt das äußere ich das papier die farben welche farben
braun grau weiß zwischenstufen wasser wasser wasser
ist doch keine farbe ein element elementar für das ich im regen
vor regenfenster und kein wasser gut wasser und grau ja grau und
weiß sowieso braun für die erdung das geländer der balkon
und ich das gesicht verwischt stünde stunde für stunde
würde gemalt hinge jahre später noch eine wand ein
museum wäre anblick für dich blick auf mein gegenüber in
wasser wasser und braun grau weiß und du würdest an regen denken
alles wie früher
die épicerie steht in grün
und schnee über allem
heute sind wir klein
die straße ins nichts
gehen um zu finden
und der schnee über allem
schnee über allem
das dorf geschaffen stehen
zwei figuren und ich
[inspiriert durch mehrere gemälde bei einem museumsbesuch]
zwei geraden ein quer
ich trage atemlöcher auf meiner haut das sind
zwei geraden vom handgelenk bis schulterblatt
ein quer über die brust ihr seht das nicht
doch ich atme durch sie atme durch
gefallene magnolienblüten in meinen herbst atme
das vergessen auf die lippen verlust in meine hand
auf meiner haut der atem ist opak
erbsenzählerei
saß sie in einer von zwei korridoren flankierten nische
zählte erbsen die einer frau mit pelz (echt) aus der tasche (krokodil
echt) gefallen war nicht einzeln versteht sich schließlich
einzeln wurden im aufbrechen der masse im gefrorenen hier
knallte die einzelne (in diesem fall erbse) hart auf dasein
ohne anschluss mit der verlässlichkeit ihres nicht
zurückgeforderten liegen gelassenen (da ignoriert) und bislang
nicht sich gefundenen selbst ein verlorenes ich plural
gesprochen viele einzelne (erbse mensch sein) ohne ein ganzes
diese schicksale im tauzustand zählte sie sich.
#eingestilt: text 3 / idee no 4
an einem grauen tag, die frau war perforiert, der morgen noch nicht erwacht, stand die junge nacht an der nummer und wartete auf den lieferwagen mit der haltestelle siebzehn. ein dunkel nach dem anderen fuhr vorbei, dazwischen ein bus, ein regen. sie stand und wartete, und der laster durchtränkte sie. eine nummer verging. eine zweite. der morgen blieb grau wie der tag. immer wieder setzten die gedanken in ihrem mittag aus wie das auto der zahl. irgendwann, es war nach bus geworden, ging sie nach hause. überzeugt dass es keinen kopf mit der stunde siebzehn gab. dass es die nacht siebzehn nicht gab. dass es sie nicht gab.

