da saß sie also wie damals als kleines mädchen
hörst du als kleines mädchen frau
jetzt und doch
der blick vermute ich ich tippe auf die augen
brauengezupft umrandet wo die umrandung mehr um
als rand ohne halt und doch legt man ihn sich selbst zurecht
diesen halt dieses mädchen also diese frau durch
dringlich selbst in ihrer essenz porös geworden
ein vaskuläres geschöpf einer geschaffenen welt einer anderen
zeitrechnung mädchen frau mädchen frau wie damals
saß sie da und starrte diesen blick einer frau ohne seifenschalen
eines mädchens ohne auffangbecken eines
schwammmorphen wesens purer blickgerichtetheit
also wie damals
als kleines mädchen
begriffsstudio
#frapalymo impuls 11nov16
jetzt bin ich um einige namen eurer lieblingsdichter weiter und um einige herzenstexte sowieso! wie schön!
um eine bestimmte person geht es auch morgen und zwar um monika rinck – und um genauer zu sein, um ihr begriffsstudio. hier sammelt sie alle sprachliche besonderheiten, die ihr so begegnen. ein wunderbares sammelsurium an inspirationen, verdichtungen und weiterdenkmöglichkeiten.
und genau das wollen wir auch tun.
der #frapalymo-impuls für das gedicht am 11. november lautet: „wählt einen oder zwei begriffsstudiobegriffe und bindet diese in euren text ein.“ die von euch ausgewählte(n) passage(n) aus dem begriffssstudio sollten also im text vorkommen. markiert sie bitte entsprechend (im kommentar zum beispiel mit * am anfang und ende) oder gebt nach eurem text an, welche eurer textbausteine daraus sind.
#frapalymo 15mai15: die tiefe
von oben meint man unter
wasser wäre es still nur hie und
da ein zärtlicher austausch unter buckelwalen
die sich der submarinen strenge und ihren ausgeburten
entziehen dabei
tönt rauscht singt schallt es nur der dumme hält es für
la grande silence im grand bleu
und sehnt sich
#frapalymo impuls 15mai15
ach, ich danke euch sehr für euer feedback zu meinem und zu euren gedichten – und, dass euch dieser vierzehnte impuls ebenso gut gefallen hat wie mir. es gibt mitunter einfach diese besonderen tage, und das muss einer davon gewesen sein.
der impuls für das tolle datum 150515 kommt als wiederholungstäter daher. anlass ist die neuigkeit, dass der kleist-preis im november an meine lyrik-meisterin des vergangenen kunstsommers irsee monika rinck verliehen werden wird. da sage ich mal glückwunsch und wohl verdient. ich denke dabei gerne an die woche chaosmose und bildhafte poetik oder poetische bildhaftigkeit zurück. jedenfalls ist der kleist-preis bzw. monika rinck anlass, dass wir uns ihrem begriffsstudio zuwenden.
erbsenzählerei
saß sie in einer von zwei korridoren flankierten nische
zählte erbsen die einer frau mit pelz (echt) aus der tasche (krokodil
echt) gefallen war nicht einzeln versteht sich schließlich
einzeln wurden im aufbrechen der masse im gefrorenen hier
knallte die einzelne (in diesem fall erbse) hart auf dasein
ohne anschluss mit der verlässlichkeit ihres nicht
zurückgeforderten liegen gelassenen (da ignoriert) und bislang
nicht sich gefundenen selbst ein verlorenes ich plural
gesprochen viele einzelne (erbse mensch sein) ohne ein ganzes
diese schicksale im tauzustand zählte sie sich.
#frapalymo no 11: heimat
das wort das den sommer heraufkam und im herbst liegen blieb
ein leichtes (damals / vor jahren)
als die kühe noch kühe und die schweine schweine sein durften
(letzteres ist zwar heute noch so aber man spricht nur ungern darüber)
der spaziergang also
einiger buchstaben aneinandergereiht (romantiker würden sagen
sie hielten händchen) durch die monate mai bis august
wobei sie zunehmend verblassten (äußerlich innerlich)
landschaftsanalog kahl
schutzsuche schließlich abweisung (ihr kennt das)
lebenszyklus eines wortes
das den winter nicht überleben wird
#frapalymo impuls 11nov14
wie schön eure erinnerungsnetze waren! habt vielen dank dafür. immer wieder erstaunlich, was aus einem „einfachen“ zitat alles entwachsen kann und darf. glückwunsch zu dieser textvielfalt!
und vielleicht habt ihr es bemerkt: ganz unaufgeregt haben wir bereits das erste drittel des #frapalymo im november hinter uns gebracht. damit kommen wir in das zweite drittel, das nach der anfangseuphorie und vor dem schlusscountdown des dichtermonats ja oftmals zäher ist. damit dieses zähe bei uns gar keine chance hat, kommt heute ein impuls, den manche von euch vielleicht von meinem blog kennen, sofern ihr ihn in der zeit kurz vor dem diesjährigen kunstsommer verfolgt habt.
lyrische vorbereitung auf den kunstsommer. teil 3
ein zwei drei
I
alle jahre wieder
einmal
wandgerissen
spurensuche
fragantwort
II
lyrische vorbereitung auf den kunstsommer. teil 2
für mein gedicht no II zum begriffsstudio von monika rinck habe ich #2890 gewählt: „rachezug der nähe“. als titel perfekt, und das schöne an den begriffen ist, dass sie mich zu anderem schreiben inspirieren. genau das ist auch gut so.
rachezug der nähe
am tag da war es kaum mehr nacht
saß ich mondverblasst auf dem dach
gegenüber
die augen quollen als unteil von mir
gegenüber
rechtecksleise glücksauszüge
vorhanglos gespiegelt
lyrische vorbereitung auf den kunstsommer. teil 1
in einem monat beginnt der kunstsommer in irsee. zum dritten mal für mich. schon seit der ausschreibung freue ich mich auf die meisterklasse lyrik, die mit monika rinck wieder ein absolutes highlight für mich werden wird. da bin ich mir sicher.