Nachdichtung: „die blinden“ von Baudelaire

die blinden

meine seele betrachte sie
sind schrecklich wahrliche
modepüppchen lächerlich und
furchtbar einsam wie schlaf
wandler: weiß nicht wo
sie ihre dunklen welten lassen

verschwunden der letzte
göttliche funken aus ihren
augen schauen in die ferne
zum himmel nie hinab
nie auf den bürgersteig gerichtet
neigen sie nie wie ich verträumt ihren kopf
müde und schwer geworden nie

durchqueren sie die grenzen
lose nacht schwester ewiger stille

zweites cento/flickengedicht: natürlich muss man

Und noch ein Cento, wobei ich mir zwischenzeitlich gar nicht mehr sicher bin, ob ich diese völlige Verfremdung der ursprünglichen entnommenen Sätze als Flickengedicht bezeichnen kann/darf/soll oder ob es nur noch ein Spiel mit fremden Sätzen und Wörtern. Jedenfalls erfreut mich die Arbeit an und mit der Sprache großer Dichter. Gut zu sehen, wie sehr sich dann das Flickengedicht zu Brecht zu dem zu Goethe unterscheiden.

ein cento/flickengedicht: die beschattete bucht

Übe und versuche mich gerade an Centos. Es macht richtig Spaß, mit Texten anderer zu arbeiten, ihnen durch die neue Zusammenstellung einen ganz anderen Sinn, einzelnen Wortpassagen eine ganz andere Bedeutung und Betonung zu geben. Hier nun ein Cento, das ausschließlich aus Goethe-Gedichten besteht (die Originalpassagen seht ihr unten stehend). Da hat sich doch so einiges geändert. Also mir gefällt's.

draußen

draußen

hinter dem stall
wartet die ewigkeit
eines lebens auf

wiederkäuer stehen träumen
von slow food und einer
high tech küche mit grill pfannen
anti haft beschichtet weiß

die milch fließt unschuld
im glas zwei
welten spiegel die
anrichte erzählt
von opfergaben und
gerechtigkeit suchen wir

Das Monatsgedicht für August ist entschieden…ich bin es nicht

Jetzt ist es raus: Die erste Runde der neuen Monatsgedichte von Michaela geht nicht an mich. Natürlich finde ich das zunächst superschade, denn mir hat mein eigenes Gedicht dieses Mal echt sehr, sehr gut gefallen (eigentlich gefallen mir ja meist meine Gedichte - zumindest, wenn ich sie irgendwann für "fertig" erachte, aber das hier hat mir ganz besonders gut gefallen, na ja, ihr wisst schon).

Nachdichtung von einem e. e. cummings Gedicht

Inspiriert durch die Aufgabe des derzeitigen Monatsgedichts von Michaela habe ich ein Gedicht von e. e. cummings angeschaut und nachgedichtet. Es soll keine 1:1-Übersetzung sein und erhebt nicht den Anspruch, seinen Rhythmus, Klang, Wörter zu übertragen. Sein Gedicht ist vielmehr die Basis für das nachgedichtete Gedicht. Deshalb kommt mir jetzt bitte nicht mit "das ist aber nicht korrekt übersetzt und trifft überhaupt nicht den Ton" um die Ecke.

wandern

wandern

zieht meine sehnsucht über tal wiesen
berge wölben sich
in meinem herzen zu
neuen rändern jenseits der gemarke

lässt landwanderschaft aus
gehen ein treffen
unter un/s gleichen sich
natur mensch in
dieser harmonie illusioniert
die welt

trifft auge horizonte nicht
aufhören wollen wir
uns erinnern an eine zeit
die jenseits der gemarke
in unserem herzen liegt lag liegen
wird