fünf vor sieben sechs
horche der stille nach
fünf vor sieben sechs
stunden schlaf zeit
mein zeit mein mein
tag noch in der zukunft
liegt die nacht auf laken
spüre ich ihre frische im
kopf rauschen gedanken
los die impulse spachteln
ideen auf ein blatt
papier raum mit t
horche die stille der stille stille nach
Gedicht
der blick weit
der blick weit
hoch oben der blick weit
gen süden die gedanken fliegen
zugvögel zu dir reist
meine liebe auf federn gebettet
der schmerz so weit so
weit weg der alltag sitzt
fest in unseren gliedern
frage ich dich was ist es was
um flügel zu strecken federn
zu putzen sich auf zu machen
zu dir zu dir
was
wenn der blick hoch oben weit
gen süden gerichtet
frage ich mich
rückschau
rückschau
im gedanken
gut versteckt
an einen tag
hell die erinnerung
ein kuss mein
mund dich schmeckte
nach einer hoffnung
vollen zukunft
am abend
schon verblasst
du warst
licht das die schatten vergisst
zauber frau mondin schaut mit großen augen auf die welt herab im sumpf der eitelkeiten versessen vergessen die liebe im abfluss wasserhahn aufgedreht nochmals nachgespült und mit essigreiniger desinfiziert suchen wir reinheit und finden dabei doch die welt als moloch wieder denn das ungesehene ist nicht das nicht existente wir tragen alle altlasten mit uns und währenddessen blickt frau mondin aus einem idyll auf das saubere dieser stadt das im verborgenen stinkt und modert doch sie sie sieht die welt nur an der oberfläche und genau darin liegt der zauber ihrer macht unser sehnen streben und
nebel
nebel
in tröpfchen so dass die luft
ein glitzermeer vaporisiert die
welt das gemüt umhüllt
weiße nebelschwadentücher
hängen morgens an der
wäscheleine
bis zum verlust
zeit raum zum bis
die sinne sich zieht sich
der nebel in ecken
bis zu der stunde
erst ab
stand der morgen
distanziert präzisiert
sich die sicht licht
leben gewinnt klarheit
aus der entfernung
ist alles
troy davis died
troy davis died
nacht blaue wasser
greift mit hand
das herz bald bin ich
leben parallel lächelt
weiß der papst stirbt
schwarz ein mann
in der nacht
bald bin ich
nacht stille wasser
vor und nach dem lektorat
ich bin ja bekennender fan von michaela und ihrem unternehmen lyrik. wer feedback zu seiner arbeit will, dem kann ich ihr lektorat sehr ans herz legen. es sind nicht immer große veränderungen am gedicht, die ihr feedback bewirken, sondern oft scheinbare kleinigkeiten, die aber wesentliches erzeugen. nämlich, dass das gedicht danach einfach besser ist, flüssiger, geschliffener. ich will euch das mal anhand eines gedichtes verdeutlichen. und wer dann noch sagt, die erste version war die bessere, tja, dann weiß ich auch nicht.
Nachdichtung: „rêve pour l’hiver“ von Rimbaud
Für das Monatsgedicht von Unternehmen Lyrik hatte ich eine Nachdichtung von Rimbauds "rêve pour l'hiver" eingereicht. Gewonnen hat Johanna mit einem französischen Volkslied - herzlichen Glückwunsch! Ich wollte euch meinen Beitrag zu den Monatsgedichten aber nicht vorenthalten, deshalb stelle ich ihn euch in den Post. Bei diesen Übersetzungen oder Nachdichtungen ist ja immer die Frage, wie eng bleibt man am Text.
spuren
spuren
glatt ziehen schatten
ein netz aus glas
licht bricht sich in
schmerz zeichen
deuten wolken
auf regen leben in
einfachen bahnen verlaufen
schienen wie schatten netze
glatt ziehen tage
still das wasser
im glas zeichen
deuten
Musikgedicht: betrachtung
betrachtung
einzeln unverbunden
schweben töne harmonien
schweifen blicke in
vergangenheit verwischt
erinnerungen an
eine zeit als wir noch alle
(inspiriert durch eine Empfehlung von @Reticulum: Prokofiev Visions Fugitives, Movt. 1 und mit ganz herzlichem Dank!)