der blick weit

der blick weit
hoch oben der blick weit
gen süden die gedanken fliegen
zugvögel zu dir reist
meine liebe auf federn gebettet
der schmerz so weit so
weit weg der alltag sitzt
fest in unseren gliedern
frage ich dich was ist es was
um flügel zu strecken federn
zu putzen sich auf zu machen
zu dir zu dir
was
wenn der blick hoch oben weit
gen süden gerichtet
frage ich mich

licht das die schatten vergisst

zauber frau mondin schaut mit großen augen auf die welt herab im sumpf der eitelkeiten versessen vergessen die liebe im abfluss wasserhahn aufgedreht nochmals nachgespült und mit essigreiniger desinfiziert suchen wir reinheit und finden dabei doch die welt als moloch wieder denn das ungesehene ist nicht das nicht existente wir tragen alle altlasten mit uns und währenddessen blickt frau mondin aus einem idyll auf das saubere dieser stadt das im verborgenen stinkt und modert doch sie sie sieht die welt nur an der oberfläche und genau darin liegt der zauber ihrer macht unser sehnen streben und

nebel

nebel
in tröpfchen so dass die luft
ein glitzermeer vaporisiert die
welt das gemüt umhüllt
weiße nebelschwadentücher
hängen morgens an der
wäscheleine

bis zum verlust
zeit raum zum bis
die sinne sich zieht sich
der nebel in ecken
bis zu der stunde

erst ab
stand der morgen
distanziert präzisiert
sich die sicht licht
leben gewinnt klarheit
aus der entfernung
ist alles

vor und nach dem lektorat

ich bin ja bekennender fan von michaela und ihrem unternehmen lyrik. wer feedback zu seiner arbeit will, dem kann ich ihr lektorat sehr ans herz legen. es sind nicht immer große veränderungen am gedicht, die ihr feedback bewirken, sondern oft scheinbare kleinigkeiten, die aber wesentliches erzeugen. nämlich, dass das gedicht danach einfach besser ist, flüssiger, geschliffener. ich will euch das mal anhand eines gedichtes verdeutlichen. und wer dann noch sagt, die erste version war die bessere, tja, dann weiß ich auch nicht.

Nachdichtung: „rêve pour l’hiver“ von Rimbaud

Für das Monatsgedicht von Unternehmen Lyrik hatte ich eine Nachdichtung von Rimbauds "rêve pour l'hiver" eingereicht. Gewonnen hat Johanna mit einem französischen Volkslied - herzlichen Glückwunsch! Ich wollte euch meinen Beitrag zu den Monatsgedichten aber nicht vorenthalten, deshalb stelle ich ihn euch in den Post. Bei diesen Übersetzungen oder Nachdichtungen ist ja immer die Frage, wie eng bleibt man am Text.